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Re: [ox] leben ohne geld: heidemarie s. :: u.a.





Thomas Uwe Gruettmueller schrieb:

Hi!

On Thursday 25 July 2002 15:34, Christoph Reuss wrote:
Wie sozial ist es, aus Opportunismus
den Wenigerprivilegierten "ihre" Arbeit wegzunehmen?

Stellst du etwa Art. 12 GG in Frage?

Bei solchen Tätigkeiten ist es ziemlich absurd, dass sie
behauptet, ihr Leben sei nun unabhängiger.

Ja.

Unabhängiger insofern, als die durch die Geldlogik erzwungene Verbindung
von (abstrakter) Arbeit und Aneignung von Waren (die man als
Lebensmittel braucht) geknackt wird (Erpressungszusammenhang).
Heidemarie ist von konkreten Menschen abhängig. Sie lebt in einem
dichten Netz von Beziehungen (die sie sich geschaffen hat). Aus der
gesellschaftlich herrschenden Logik hat sie sich ein variierendes Stück
weit aus ausgeklinkt. Sie setzt ihre eigene Struktur dagegen ( Stefan
Mz: die Logik der je meinen Struktur o.ä.). Indem sie pauschal auf die
übliche gegenseitige Verführungs- und Zwangslogik des Geldes verzichtet,
hat sie genau dieses Zentralstück an Fremdbestimmung unterlaufen.
Während wir Geldsubjekte nur auf der Konsumentenseite (also beim
Geldausgeben) mehr oder weniger frei sind, ist sie es im Prinzip und
generell. Sie kann ständig selber entscheiden, wie sie leben will, was
sie für welche Bedürfnisse tun will, unter welchen Bedingungen, mit wem
usw.
Der "Preis" dafür ist in meinen Augen (solange sie das Experiment als
einzelne macht), daß sie das konventionelle Angebot an Waren und
Dienstleistungen nicht einfach in Anspruch nehmen kann. Sie muß spontan
drauf verzichten oder braucht eine selbstorganisierte
Vermittlung(-skette)



Sie ist in diesem Modell beschränkt auf Heimwerkertätigkeiten,
ist dazu aber von Werkzeugen abhängig, die momentan nicht auf
diese Weise hergestellt werden können.

Nein, sie kann auf alle "Dienstleistungs"-Arbeiten zurückgreifen.
Sie arbeitet sehr viel als Therapeutin, Chefsekretärin, Sozialpädagogin,
Schriftstellerin usw. Allerdings- je "kapitalintensiver" die Arbeiten
sind, umso komplizierter wird die "ursprüngliche Akkumulation" des
Netzwerkes.



Ebenfalls ist sie von Menschen abhängig, die von Geld abhängig
sind. Also ist sie indirekt doch von Geld abhängig; sie
verwaltet es nur nicht selbst.

Insoweit richtig! als sie nicht mit einem Schalterhebel die gesamte
Geldlogik für alle abschalten kann. Sie will und kann aber beweisen, daß
es möglich ist, diese Logik punktuell durch eine selbst gestaltete zu
ersetzen und das sich diese Veränderung bereits spürbar auswirkt. Immer
wieder erzählen auch andere Menschen, die die Geldlogik partiell außer
Kraft setzten, wie dadurch die Beziehungen zu den betreffenden Personen
sich veränderten.

Eine geschlossene Gruppe, in der
die Mitglieder zwar untereinander abhängig sind , jedoch keiner
von ihnen von Geld, ist hierzulande vermutlich nicht möglich, da
allein schon für das Grundstück, auf dem diese Gruppe leben
würde, Grundstückssteuer, wenn nicht sogar Pacht anfallen würde.

Richtig- das ist der teuflische Fluch, der vielen Kommunen usw. anhängt
und das ganze Konzept brutal verfälscht (zB ZEGG).
Der Anfang könnte nur durch Schenkungen, Erbschaften usw konkret möglich
sein.
Aber genau über diese Fragen lohnte sich zu diskutieren, Erfahrungen und
Tips auszutauschen usw.
Unser (im Team gesprochen) größtes Problem ist tatsächlich (und
erwartungsgemäß), daß wir keine "Hilfs"strukturen für den
emanzipatorischen Anfang bieten können. Es gibt ja durchaus nicht wenige
Heldinnen und Helden, die ihr Leben bereits in Verwertungs- und
Freiheitsbereich aufspalten (wie viele hier auf der Liste). Über diese
unsere (notwendig widersprüchlichen)  Erfahrungen würde ich sehr gerne
mehr hören und diskutieren. Vielleicht ist jetzt erst einmal wichtig,
sich gegenseitig auf diesen Pionierwegen zur Kenntnis zu nehmen und zu
bestärken. Oft erscheint uns das ja selber als viel zu klein. was
(hoffentlich) nicht stimmt. So und nur so kann der Anfang aussehen !
Uli


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Organisation: projekt oekonux.de


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