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Re: [ox] Boden(un)recht



Wie das unbeschränkte Bodeneigentum die Preise erhöht, verstehe ich nicht
so ganz.  Bisher hast du nur erklärt, dass einige "Millionenbauern"
unberechtigte Gewinne eingestrichen haben.  Die Preise ändern sich dadurch
jedoch m.E. nicht:  die Nachfrage bleibt die gleiche, und das Angebot
ließe sich nur durch Freigabe von mehr Bauland vermehren.  Es wird nicht
durch eine Millionenbauer-Lobby sondern durch Endlichkeit der Ressourcen,
Naturschutzüberlegungen u dgl begrenzt.

Die Millionenbauern-Lobby hat dafür gesorgt, dass:

(a)  Boden überhaupt als Ware in einem "Markt" behandelt wird
(statt analog zu Lebensmittelmarken, damit Alle etwas bekommen).
Das ist schonmal grundverkehrt, denn dadurch:
- wird Bodenbesitz erblich und akkumulierbar ==> Feudalismus.

Es wäre durchaus auch möglich, Wohnraum als Ware zu handeln, ohne jemandem
ein absolutes und ewiges Besitzrecht zu erteilen.  Ferner gibt es Länder
wie Japan, in denen zwar Bodeneigentum ähnlich wie hier möglich ist, aber
hohe Erbschaftssteuern dafür sorgen, dass es nach spätenstens 2
Generationen die vernichtet ist / die Besitzer gewechselt hat.

- gehen die meisten Menschen leer aus ==> ungerechte Abhängigkeit, Armut.

Ohne die Regulierung durch Preise gäbe es eine andere Regulierung, die
auch nicht unbedingt gerecht wäre und Fehlsteuerungen anderer Art
verursachen würde.

- liegt der Baulandpreis weit über dem Agrarlandpreis ==> Millionenbauern.

Dem könnte möglicherweise durch eine weniger absolute Form des
Bodenbesitzes entgegengewirkt werden.  Z.B. Erhebung einer hohen Steuer
(vgl Erbschaftssteuer) zum Zeitpunkt der Umwandlung in Bauland.  Perfekte
Gerechtigkeit wäre natürlich nie zu erreichen, und angesichts schwacher
Urteilskraft der beteiligten Politiker werden sich oft die jeweils am
lautesten quängelnden Lobbies mit ihrer Sicht der Gerechtigkeit
durchsetzen.

(b)  dieser "Markt" nicht frei ist, sondern verzerrt. Durch
Bodenspekulation, Insidergeschäfte, Polit-Filz und -Willkür etc.
werden die Preise noch weiter hochgetrieben, als durch
Angebot&Nachfrage "angemessen" wäre.

Könnte es sein, dass all dieser Filz zwar für gewisse Ineffizienzen und
Ungerechtigkeiten sorgt, aber nichts wesentliches am Wirken von Angebot
und Nachfrage und damit an den Preisen ändert?

Könnte es sein, dass ein Zuteilungs- und Rationierungssystem oder
sonstiges System zur Verhinderung der Handelbarkeit von
Wohnraum-Besitzrechten für noch mehr Politfilz und Willkür sorgen würde?

"IP"-Ausbeuter sind auch schlimm, aber im Gegensatz zu Millionenbauern
mussten die wenigstens erstmal was _leisten_ für's Geld, und zweitens

Auch hier lohnt wieder eine Unterscheidung verschiedener Arten von
immateriellen Gütern.  Nicht bei allen musste man etwas leisten (na ja,
Boris Becker musste für das "geistige Eigentum" an seinen Gesichtszügen
und seinem Namen in dem Sinne hart trainieren, wie die Verwaltung von
Immobilien auch mit Arbeit verbunden ist), und manche beruhen vor allem
auf dem Recht, andere an Leistungen zu hindern.

kassieren die viel weniger ab pro Opfer (vergleicht mal den Preis einer
Windoof-Lizenz mit einer Jahresmiete, oder die "M$-Steuer" mit der
Millionenbauern-Steuer[s.früheres Posting] -- für "IP"-Ausbeuter muss der
Ottonormal-Angestellte nicht annähernd 1-2 Tage pro Woche arbeiten!).

Ich bin gegen beide Arten von Ausbeutung, aber finde es erstaunlich, dass
Millionenbauern sogar hier auf [ox] verteidigt werden -- deren PR sitzt
wohl einfach _zu_ tief...

Für meine Ansichten kann man ox nun wirklich nicht verantwortlich machen.
Ich bin übrigens auch nicht gegen "IP-Ausbeutung".  Das heißt nicht, dass
Rechtskonstrukte wie Patente, Marken oder auch Bodeneigentum für mich den
Status grundlegender Moralkategorien hätten, wie bei vielen Zeitgenossen
der Fall.

-- 
Hartmut Pilch, FFII e.V. und Eurolinux-Allianz            +49-89-12789608
Innovation vs Patentinflation                       http://swpat.ffii.org/
120000 Stimmen 400 Firmen gegen Logikpatente    http://www.noepatents.org/






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