Message 05317 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT05265 Message: 31/34 L10 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re(5): [ox] Knast fuers MP3 tauschen



Hallo Hartmut!

Ref.: 	«Re: Re: Re(2): [ox] Knast fuers MP3 tauschen»
 		PILCH Hartmut
 		(2002-08-25, 17:51:10 [PHONE NUMBER REMOVED], KW 34/2002)

 > > Ein letzter Punkt noch: welche "Möglichkeit/Freiheit" nimmt wer wem,
 > > wenn er/sie MP3s kopiert?? Und welche Möglichkeit/Freiheit wird
 > > umgekehrt genommen?
 >
 > Die Freiheit, einen nicht-gemeinnützigen Verein zu gründen, dessen
 > Mitglieder Gebühren zahlen und dafür etwas bekommen, woran externe
 > Trittbrettfahrer nicht herankommen.  Diese Freiheit könnte für die
 > Produktion von Kulturgütern und damit auch für das Gemeinwohl wichtig
 > sein.

Interessanter Punkt: womit schadet jemand, der nicht zu diesem Verein
gehört, diesem Verein? Wenn die Mitglieder es sind, die durch die
Gebühren, die sie zahlen, diesen finanzieren, dann ist doch jede
Rezeption dieser Güter außerhalb dieses Vereins für diesen völlig
unschädlich!

Die Exklusivität ist notwendig, damit sich der nicht-gemeinnützige Verein
überhaupt bildet.  Mit gemeinnützigen Konzepten ist es viel schwieriger,
Mitglieder zu werben, denn die Leute denken sich mehr oder weniger
unverhohlen "Warum gerade ich?"

Da hast Du recht: mit gemeinnützigen Konzepten ist es
schwieriger, zahlungskräftige Mitglieder zu werben als mit
gewinnorientierten Konzepten.

Aber es ist zu unterscheiden zwischen gemeinnützig, nicht-gemeinnützig
und gewinnorientiert. Meine Behauptung ist, daß Dein
"nicht-gemeinnütziger Verein" in Wirklichkeit ein "gewinnorientierter
Verein" ist...

1) gemeinnütziger Verein: ein Verein dessen Ziel die Förderung des
   Gemeinnutzens ist.
2) nicht-gemeinnütziger Verein: ein Verein, dessen Ziel die
   Förderung nicht des Gemeinnutzes sondern des Eigennutzes ist.
3) gewinnorientierter Verein: Eigennutz durch "Verkauf" von
   Gebrauchswerten.

Was mir hier wichtig ist, ist die Abgrenzung zwischen diesen drei
Fällen, also auch die zwischen Gemeinnutz, Nicht-Gemeinnutz und
Profitorientierung. Die letzten beiden fallen nämlich mitnichten
zusammen (wie es Deine Formulierung suggeriert): Wenn jemand einen Ast
oder Baum wegräumt, der seinem Gefährt den Weg versperrt, dann tut er
das nicht zum Zwecke des Gemeinnutzes. Es bedarf aber auch nicht der
Exklusivität, ihn dazu zu bewegen, obwohl er natürlich allen anderen
_auch_ damit hilft. Er handelt also "nicht-gemeinnützig" und trotzdem
zum Nutzen der Allgmeinheit. (Das geht, solange ihm der Aufwand im
Verhältnis zu seinem eigenen Nutzen "vertretbar" oder "angemessen"
erscheint.) Auch zur Vereinsbildung würde es hier spontan kommen, wenn
dies nötig (zu großer Aufwand für einen) und der Nutzen
gleichzeitig für mehrere Leute relevant wäre (wenn bspw. mehreren
gleichzeitig der Weg versperrt ist. Das sich daraus bildende Projekt
wäre immer noch nicht gemeinnützig, da Gemeinnutz nicht ihr Ziel ist,
sondern "eigennützig".

Ein "nicht-gemeinnütziger Verein" wie Du ihn beschreibst, kommt erst
dann leichter dann zustande, wenn der eigene Nutzen aus der Tätigkeit
des Vereins für die Mitglieder geringer ist als der Aufwand -- wenn
sie also eine Art Entschädigung wollen, die sich nicht direkt aus dem
Ergebnis der Vereinsarbeit ergibt:

Ein "nicht-gemeinnütziger Verein" an sich (nach Deiner Formulierung)
würde sich doch dadurch auszeichnen, daß seine Mitglieder über
"Gebühren" die Erstellung eines Produktes bezahlen, welches *ihnen*
zugute kommt.

Bei Deinem "nicht-gmeinnützigen Verein", der auf die Exklusivität
seiner Werke angewiesen ist, handelt es sich doch vielmehr um eine
Firma, also um einen "Verein" der sich zum Zwecke des Profitmachens
bildet. Ich bezweifle, daß ein solcher überhaupt noch als "Verein" zu
bezeichnen ist -- gemeinnützig oder nicht. Ich bin vielmehr der
Meinung, eine Firma, die Produkte zum Zwecke des Verkaufs herstellt,
kann nicht als «nicht-gemeinnütziger Verein..., dessen Mitglieder
Gebühren zahlen und dafür etwas bekommen» bezeichnet werden. Denn das
Ziel ihrer Bemühungen ist Profit, also eine Art Nutzen, die nicht dem
im Verein geschöpften Gebrauchswert entspringt, sondern seiner
Vermarktung.

Das Fazit ist, daß es für Deinen "nicht-gemeinnützigen Verein" einfach
*profitabler* ist, Kunden zu werben als Mitglieder zu werben. Die
Spieltheorie kann aber nicht begründen, daß das so sein muß. Die
Notwendigkeit solcher Vereine verschwindet in dem Maße, wie sich die
Infrastruktur und Organisationsformen etablieren, die die Bündelung
von Interessen und Anstrengungen zu ihrer Befriedigung ohne
übermäßigen Aufwand ermöglichen. Das Vergleichskriterium ist übrigens
der Aufwand für die Kundenwerbung, der heute getrieben wird, und es
scheint nicht unmöglich zu sein, diesen zu unterbieten ;-)

Grüße,
Casimir.
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT05265 Message: 31/34 L10 [In index]
Message 05317 [Homepage] [Navigation]