Message 05334 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT05326 Message: 4/66 L3 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] (ox) Konkurrenz



Am 30. August 02 23:39 schrieb Ulrich Leicht:

Hallo Ulrich,
sorry, es war etwas spät als ich auf  Christophs mail geantwortet habe....und
spontan...

Stimmt: Im Übrigen ist es schon seltsam, welche Blüten die
Überproduktionskrise (d.h. Überproduktion von Kapital) so treibt. Den
Leuten wird u.a.. massiv eingeredet, dass Geld ausgeben = Geld sparen
sei.

Die Flutkatastrophe ist andererseits ein schickes rettendes Ufer für's
Kapital. Denn
das sehnt sich bekanntermassen nach Armut, Not, Krieg und Katastrophen,
weil es damit Mehrwert--profitabel verwertet werden kann.

Ganz in deinem Sinne, einen Sachverhalt etwas "präziser" zu fassen und
nicht nur etwas "flott" daherzusagen in "workshops usw.", einige 
Rückfragen/Anmerkungen:

Glaubst Du ernsthaft eine Blüte der Überproduktionskrise sei, daß den
Leuten eingeredet wird, "Geld ausgeben (sei) Geld sparen"?

Nein, natürlich nicht. Damit habe ich nur meinem Ärger über die alltägliche 
Waren(werbe-)sprache Luft gemacht. .-)

Bringen
Überproduktionskrisen als Begleiterscheinung und Folgen des
kapitalistischen Verwertungsprozesses um seiner selbst willen überhaupt    
irgendwelche "Blüten" hervor?

Nicht Blüten aber Mythen, z.B. Heilsversprechen wie: Arbeitslosigkeit 
abzuschaffen, Ich-AG, usf...

Oder sind die "Blüten" dieses durch
Wert-(Abspaltungs)vergesellschaftung geprägten Gesellschaftssystems nicht
die u.a. von Dir genannten Phänomene wie "Armut, Not, Krieg und
Katastrophen"?

Richtig, das sind nicht nur "Blüten" sondern Effekte des kapitalistischen 
Verwertungsprozesses (Ausbeutung der Arbeitskraft und der Natur).

Das "Kapital" (ich ergänze) -verhältnis geht mit diesen für die Menschen
und ihre Lebenswelt katstrophalen Perversitäten schwanger, nimmt sie
rücksichtslos beim Kaufen und Verkaufen in "Kauf", daß "es sich
bekanntermaßen" danach sehnt, war mir bisher nicht so bekannt.
Mit der
Sehnsucht von sachlichen Dingen/Verhältnissen ist es so eine Sache. Sind
Katastrophen nicht eher riesige Kapital- und Wertvernichtung, der
Wiederaufbau"boom" nach der Flutkastastrophe ein weitgehend kurzer Sommer
von begrenzter Scheinprosperität einzelner kreditfanzierter Aufbaubranchen
in den überfluteten "blühenden Landschaften" auf verseuchtem Bitterfelder
Boden?

Wie habe ich mir vorzustellen oder was darunter zu verstehen, das "Kapital"
bewerkstellige bei Erfüllung dieser seiner Sehnsucht, "das
Mehrwert--profitabel verwertet werden kann"?

Ganz recht, Verhältnisse können sich- im Gegensatz zu Menschen- nicht 
"sehnen", aber ich kann mir die "klammheimliche Freude" der Bauunternehmen in 
Ost und West angesichts des Beschäftigungsschubs in Folge der Flutkatastrophe 
gut vorstellen. Schließlich wird der Überproduktion von Kapital, bzw. der 
sinkenden Mehrwertrate durch Vernichtung von Infrastruktur, 
Produktionsmitteln, Entwertung durch modischen Verschleiss und 
"technologischen Fortschritt" u.s.f  erfolgreich entgegengewirkt.
(...)

< Das ist ja auch mein Verhältnis zur Wertkritik: man

kann sagen, Wert in diesem (negativen) Sinne ist eine herausgehobene,
"heilige" Norm innerhalb einer Kooperation, an der alles gemessen wird,
so dass keine reale Verhandlung mehr stattfindet. Im Kapitalismus z.B.
der Profit. Im ReSoz häufig die "Produktivität".

Geld als Steuerungsmedium sozialen Handelns ist eine soziokulturelle
Innovation die es potentiell möglich macht, dass prinzipiell "alle" am
gesellschaftlichen Reichtum teilhaben können. Sicherlich nicht im
Kapitalismus. Alle Versuche, Geld abzuschaffen u.s.f. sind im Prinzip
rückwärtsgerichtete Utopien. Es geht vielmehr darum, Geld als Anteil am
gesellschaftlich erarbeiteten Reichtum zu begreifen. Dazu muss z,B.
Arbeitslohn durch Anteile am Wert der produzierten und verkauften Waren
(einschließlich Produktionsmitteln) ersetzt werden (statt Auszahlung von
Geld für vom Kapital gekaufte und verwertete Arbeitszeit / Arbeitskraft /
Arbeitsvermögen)........

Kapitalismus nein, Geld Ja?  Ist Geld nicht vielleicht nur eine
Aggregatform von Arbeit, Wert, Kapital , ein ausgesprochen unsoziales
Steuerungsmedium und Beispiel soziokultureller Perversität?

Nein. Es ist eine wirksames soziales Steuerungsmedium in der Gesellschaft, 
auch oft mit extrem negativen Folgen... Ich denke aber, dass es sinnvoll ist 
sich Gedanken zu machen, wie kapitalistische Ausbeutung überwunden werden 
kann. Garantiertes Grundeinkommen / Grundsicherung, Demokratisierung der 
Unternehmen..., statt über die Abschaffung eines Fetisches zu dikutieren der
mit der Entwicklung der sozialen Beziehungen und der Produktionsweise zu 
nicht ausbeutenden, nicht den absoluten Reichtum anstrebenden entmystifiziert
werden wird. Es geht nicht darum Geld abzuschaffen, sondern darum die "hinter
dem Geld" verborgenen Beziehungen und Verhältnisse zu kritsieren und zu 
verändern. Das geht nur, wenn man mit lebendigen Menschen in Beziehung geht, 
sie kritisiert ...

Dies alles abzuschaffen,  zu überwinden ist nicht so einfach, getan
werden muß es wohl dennoch. Als Oekonuxler findet mensch doch ganz gut,
das linux "wert-los und geld-frei" ist. Sollte dies nicht sogar Beispiel
für das ganze gesellschaftliche Leben sein?

Ich finde nicht, dass Linux  "wert-los und geld-frei" ist. Für mich ist Linux 
wertvoll, und zwar deshalb weil Menschen damit befasst sind die eben andere 
(repressions- und ausbeutungsfreie) Austauschbeziehungen anstreben. Linux 
Software wird produziert von Menschen, die so reich fühlen, dass sie Gaben 
geben können ohne eine Gegengabe zu verlangen.

Beispiel für das ganze gesellschaftliche Leben? Nein nicht für's Ganze. 
das wäre eher der Fall, wenn Linux ein Beispiel auch für die Alten, Kranken,
die nicht -so -Leistungsfähigen wäre. Im Augenblick ist es ein Prozess und ein
Modell für high sophisticated people, in gewissem Sinne für eine Elite.


Einige Fragen, die hoffentlich zur Präzision dienen.

uswusf, bis die Tage

Tobias
___

Ebenso
Uli
soweit erstmal für heute. Natürlich nicht präzise genug, vielleicht
caminamos preguntando (Spruch aus Chiapas/Mexico)

In diesem Sinne

Tobias

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT05326 Message: 4/66 L3 [In index]
Message 05334 [Homepage] [Navigation]