Re: [ox] (ox) Konkurrenz
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Mon, 2 Dec 2002 20:54:53 +0100
Hi Stefan, Christoph, Schmendrik, Liste!
Zu dem Thema habe ich - anschließend an Bennis Aufsatz zur Kooperenz unter
http://www.opentheory.org/kooperenz/text.phtml - ein paar
grundsätzlichere Gedanken notiert unter
http://www.opentheory.org/ko-kurrenz/text.phtml. Das ist meine Grundlage
für Bemerkungen zu dem schon wieder etwas angestaubten Thread hier.
On Thursday 14 November 2002 22:23, Stefan Merten wrote:
2 months (76 days) ago Yetipress wrote:
Benni schreibt:
Ich kann nur forken, weil ich die Produktionsmittel habe und ich
kann nur gemeinsam arbeiten, weil ich jederzeit forken kann.
Das finde ich verdammt präzise formuliert.
Nun, ich finde den zweiten Halbsatz zwar nicht so zwingend, aber das
soll hier nicht mein Thema sein.
Ich finde es auch ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Das "Zwingende"
ergibt sich allerdings nur aus dem Zusammenhang. Siehe u.a. meinen o.g.
Text.
Ok. Also ich glaube, dass ich gelernt habe, dass Konkurrenz ohne
Knappheit / Begrenztheit irgendwie nicht geht. Ist ja auch
naheliegend: Warum sollte ich um etwas konkurrieren, was es im
Überfluss gibt? Bei Freier Software ist das z.B. ja so. Da diese im
Überfluss existiert, muss ich darum nicht mit Geldmitteln konkurrieren
- - und habe dennoch die Freie Wahl.
Bei der Produktion der FS gibt es natürlich auch Begrenzungen (wenn auch
keine Knappheiten), nämlich die der Ressourcen im Projekt. Allgemein
formuliert wird es in einer Freien Gesellschaft immer Begrenzungen geben,
mit denen umzugehen ist. Da es aber weder eine abstrakte Vermittlung über
den Markt (kein Tausch - kein Markt) geben wird - Begrenzungen also nicht
in Form von Knappheiten reguliert werden -, noch eine Instanz, die
festlegt, wie mit den Begrenzungen umzugehen ist (früher dachte man hier
an einen Zentralplan), wird es stets ein kon-kurrentes Ringen um die
besten Wege zum guten Leben geben.
So herum gedreht würde ich fragen: In einer Gesellschaftsformation,
die auf maximale Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet ist, in der schon
von daher Knappheit abgeschafft ist, in der Menschen nicht mehr
gezwungen sind, ihre Vermittlung über entfremdete Systeme wie den
Markt herzustellen, in der die Erzielung vieldimensional hoher
Qualität Teil des Selbstentfaltungsbedürfnisses jeder Einzelnen ist -
kurzum: In einer GPL-Gesellschaft: Wo kann sich Konkurrenz da nützlich
machen?
Eben genau in der ko-operativ/kon-kurrenten Suche nach den besten Wegen
zur maximalen Bedürfnisbefriedigung. Das Moment der Konkurrenz gibt es
auch heute schon in der FS, nämlich beim Fork. Der Fork ist eine
produktive Maßnahme, die Kon-kurrenz erzeugt. Aufgrund des Wissens um die
Begrenztheit der Ressourcen (und evtl. auch um die Situation der
Vernichtungs-Konkurrenz im Verhältnis zur proprietären Software) kommt
ein Fork nur relativ selten vor. Das ist aber eigentlich "schade", gilt
es doch angesichts der Komplexität der Probleme die Breite der Suche nach
gehbaren Wegen zu verbreitern.
Ciao,
Stefan
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