Re: [ox] Zum Begriff der Herrschaft
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Sun, 08 Sep 2002 18:24:15 +0200
Hi Hartmut!
4 hours ago PILCH Hartmut wrote:
Hier etwas Applaus von der falschen Seite fuer Stefan Mn.
;-)
Ich hatte schon damit gerechnet, dass dir dazu was einfällt. Ich war
gespannt, was es sein würde.
Vereinbarungen innerhalb von Gruppen erfordern ab einem gewissen Punkt
mehr oder weniger Zwang, um gegen die zunehmende Versuchung parasitaeren
Verhaltens bestehen zu koennen.
Du triffst hier zwei implizite Behauptungen:
* Es gibt immer eine Versuchung parasitären Verhaltens - auch noch
eine zunehmende.
Als ontologische Konstante würde ich das nicht akzeptieren. Kannst
du Bedingungen angeben, unter denen das so ist?
* Zwang hilft gegen parasitäres Verhalten
Auch das ist so bruchlos sicher nicht richtig. Zwang kann auch
selbst parasitäres Verhalten sein. Wo ist die Abgrenzung?
Man kann da leicht ein spieltheoretisches
Modell aufstellen.
Auf welchen Annahmen beruht das spieltheoretische Modell? Vieles von
dem was ich kenne beruht auf der ungesellschaftlichen Monade - eine
Illusion.
Wer keine Herrschaft will, hat dann nur die Wahl, auf
Vereinbarungen einer gewissen Komplexitaet zu verzichten.
Na, wer wird denn so schnell aufgeben ;-) . Unter welchen Bedingungen
kann Zwang möglichst überflüssig werden?
Aber auch das
klappt nicht immer, weil manche Vereinbarungen fuer das Kollektiv
lebenswichtig sein oder als solche empfunden werden koennen.
Nun, wenn sie nur von Einzelnen so empfunden werden, dann sind die
anderen vielleicht im falschen Kollektiv - oder?
Und der
Verzicht auf Vereinbarungen ist auch ein Verzicht auf
Gestaltungsmoeglichkeiten und somit Freiheiten.
Auch ein netter Gedanke.
Die freie Software kommt ohne komplizierte Vereinbarungen aus. Das ist
eine ihrer grossen Staerken.
Was sind die besonderen Bedingungen bei Freier Software, die das
bewirken?
Es kann bedeuten, dass heute in der
mehr Dinge als frueher ohne kompliziete Vereinbarungen funktionieren, und
das hat sicherlich etwas erfreuliches.
Dass es nur am "Heute" liegt, glaube ich aber nicht. Da muss schon
etwas anderes sein als nur das Wassermann-Zeitalter ;-) .
Von dort auf eine Revolution der
gesamten Gesellschaft nach dem Modell der vereinbarungsarmen FS-Projekte
zu schliessen, ist jedoch gewagt
Na ja, ein bisschen Mut gehört zu der ganzen Unternehmung hier wohl
dazu ;-) .
und hilft vielleicht weder der
Welt als ganzer noch der FS weiter.
Vielleicht aber doch ;-) .
Mit Freien Grüßen
Stefan
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