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[ox] FWD: Software gegen Geldwäsche




[1  <text/plain; ISO-8859-1 (quoted-printable)>]
http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/13582/1.html
*Geldwäsche auf Knopfdruck*, Christiane Schulzki-Haddouti 12.11.2002
Nicht nur im Terror-, sondern auch im Drogenbereich grassiert die  
Geldwäsche
  Der Finanzkrieg gegen den Terrorismus ist noch nicht beendet. Bislang
  wurden, so der neueste UN-Bericht lediglich 10 Millionen Dollar von mehr
  als 112 Millionen Dollar dem Zugriff von Al-Quaida entzogen. Der UN-
  Sicherheitsrat hatte die Beschlagnahme einzelner Vermögen erlaubt. Doch
  einerseits agierten die Hintermänner wohl zu trickreich, andererseits
  verlangen viele Länder eindeutige Beweise. Aufgrund des strengen EU-
  Standards kennt das Schengen-Computersystem in seiner Datenbank denn
  auch nur 40 von 219 Verdächtigen der UN-Liste.
Der Internationale Währungsfond schätzt, dass die Geldwäsche weltweit gar  
zwischen zwei und fünf Prozent des Bruttosozialprodukts ausmacht. Bislang  
fahndeten die Banker per Hand oder mit selbst geschriebenen Routinen nach  
ungewöhnlichem Kundenverhalten. Doch seit dem 11. September führen immer  
mehr Banken computergestützte Anti-Geldwäsche-Systeme ein, die verdächtige  
Transaktionen im automatischen Zahlungsverkehr aufspüren sollen. Immerhin  
drohen dem Geldwäschebeauftragten einer Bank bei fahrlässigem Verhalten  
Sanktionen, bei einem Geldwäschefall sogar bis zu fünf Jahren Haft. Mit  
dem Vierten Finanzmarktförderungsgesetz wurden in diesem Jahr die  
Anforderungen so verschärft, dass eigentlich nur noch IT-gestützte Systeme  
die Vorgaben des Bundesaufsichtsamts für Finanzen ([1]BAFin) abgleichen  
können. "Wer auf solche Systeme verzichtet, handelt eigentlich bereits  
fahrlässig", sagt [2]Bancotec-Vertriebsleiter Klaus Spiesshofer.
  Anbieter wie [3]Bancotec, [4]Searchspace, [5]ACI oder [6]HNC erfreuen  
sich denn auch in den letzter Zeit eines starken Wachstums - und dies bei  
Investitionskosten bis zu einer halben Million Euro. So führte die  
Schweizer Großbank UBS im Frühjahr eine Software der britischen Firma  
Searchspace ein, die auch bei der Bank von New York, Barclays und der  
Londoner Börse eingesetzt wird. Sie vergleicht das Verhalten eines Kunden  
mit früheren Kontobewegungen und zieht Vergleichsprofile heran. Stellt sie  
ein verdächtiges Verhalten fest, meldet sie es an den Geldwäsche  
beauftragten der Bank.
  Die Landesbank Baden-Württemberg hingegen setzt wie etwa die Deutsche  
Bank, die Hypo-Vereinsbank, die Bayrische Landesbank und die Stadtspar- 
kasse München die von der Stuttgarter Firma Bancotec entwickelten Software  
"Smaragd" ein. Die Software wertet in einem Scoring-Verfahren sämtliche  
Kontobewegungen aus. Orientiert am einzelnen Konto entdeckt sie sprunghaf- 
te Umsatzsteigerungen ohne offensichtlichen Grund oder Transaktionen, die  
nicht im Einklang mit den wirtschaftlichen Verhältnissen des Kunden  
stehen. 180 Kriterien für verdächtige Aktionen stellte 1998 das ehemalige  
Bundesaufsichtsamt für Kreditwesen (heute BAFin) auf, rund 150 Kriterien  
prüft die Software. Hinzu kommen diverse Embargobestimmungen der UN- 
Finanzüberwachungsorganisation FATF ([7]Financial Action Task Force) oder  
etwa der US-Behörde OFAC (Office of Foreign Asset Control). Durchschnitt- 
lich schlägt das Programm bei einer von tausend Kontobewegungen Alarm,  
doch die Werte schwanken nach ! Bank und Kundengruppe sehr stark. Im  
Alarmfall müssen die Sachbearbeiter die Daten näher untersuchen. "In der  
Mehrzahl der Fälle stellt sich jedoch heraus, dass es sich um ein korrek- 
tes Verhalten handelt", sagt Bancotec-Vertriebsleiter Klaus Spiesshofer.  
Denn viele falsche Treffer betreffen Namenslisten, die beispielsweise mit  
den verschiedenen Schreibweisen arabischer Namen Doppelnamen produzieren.
  Der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Helmut Bäumler,  
obgleich er Datensammelei sehr kritisch beobachtet, ist aufgeschlossen  
gegenüber einer intelligenten Analyse der bankinternen Finanzströme: "Der  
große Lauschangriff oder gar der Einsatz polizeilicher Videokameras in  
Privaträumen ist viel gefährlicher als die Überwachung von Finanzströmen."  
Immerhin übe Geld, anders als Telekommunikationsverbindungsdaten, direkt  
eine soziale Funktion aus. Oder anders gesagt: Geld spielt bei vielen  
Verbrechen eine größere Rolle als das Tatmittel, Beute oder Erpressungs- 
mittel als Kommunikationsdaten tun. Verwaltungsjurist Rainer Pitschas von  
der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer hingegen  
hält die systematische Durchrasterung von Bankkonten, die mit dem Vierten  
Finanzmarktförderungsgesetz ermöglicht wird, für einen "flächendeckenden  
und permanenten Grundrechtsverstoß" und das Gesetz für verfassungswidrig.  
"Die Kriterien des BAFin sind zu schwammig und erfordern eine Eigeninter- 
pretation der Kontrolleure", kritisiert Pitschas. Die Banken würden damit  
zum Hilfssheriff für den Staat.
  In den USA, Großbritannien, Frankreich und Australien analysieren  
Spezialdienste die Finanznetzwerke, die untereinander sowie über Interpol  
Arbeitsbeziehungen pflegen. In den Datenbanken des US-amerikanischen  
Financial Crimes Enforcement Center ([8]FINCEN) werden alle Kontenbewegun- 
gen über 10.000 Dollar registriert und bewertet. Doch Milliarden von  
Transaktionen sind nicht ohne weiteres per Knopfdruck auszuwerten. Die  
Experten müssen verdächtige Knoten aus dem Datenwust mittels Spezialrouti- 
nen mühsam herausschälen und auch Daten aus Beschlagnahmungen und Telefon- 
überwachungen integrieren. Immer noch als Herausforderung gilt das  
Ausmachen zeitlicher Zusammenhänge, so die FINCEN-Experten Henry Goldberg  
und Raphael Wong. Mit dem Zeitfaktor können Zusammenhänge erschlossen  
werden, die bei herkömmlichen Datenanalysen leicht übersehen werden  
können. Angesichts des geringen Fahndungserfolgs gegen die Terrororganisa- 
tion Al-Quaida sagt Pitschas jedoch: "Man hat viele Millionen Menschen  
überwacht, ohne Erfolg."
  In Deutschland wurde in den letzten Wochen im Bundeskriminalamt eine  
"Financial Investigation Unit" eingerichtet, die Verdachtsanzeigen aus den  
Ländern zentral erfasst. Mit einem selbst entwickelten Programm werten die  
Fahnder die Anzeigen sowie die Ergebnisse der eingeleiteten Verfahren aus.  
Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz gegen die Geldwäsche ist in  
der Tat bankenübergreifende Ansatz. "Derzeit gibt es keine Institution,  
die über den hierzu notwendigen Datenbestand verfügt", bedauert MDM- 
Vorstand Martin Duchscherer, der auch als Major der Reserve und Nachrich- 
tenstabsoffizier mit Sicherheitsfragen befasst ist. Das kleine Frankfurter  
Beratungsunternehmen [9]MDM Consult setzt nicht nur am einzelnen Konto an,  
sondern hat Auswertungsroutinen entwickelt, die kontenübergreifend  
verdächtige Kaskaden von Transaktionen ausmacht.
  Visualisiert werden so erkannte Kontennetzwerke mit Hilfe der Software  
[10]Watson von der Firma [11]Xanalys. Das geplante nationale Register  
aller Konteninhaber werde nicht ausreichen, meint Duchscherer, da es nicht  
über Transaktions- und Buchungsdaten verfüge. Da der Wertpapierhandel  
hingegen wesentlich genauer beobachtet werde, dränge sich der Verdacht  
auf, "dass aktuell seitens der Behörden eine wirklich ernsthafte Verfol- 
gung von Geldwäsche nicht möglich ist und offensichtlich auch vom Gesetz- 
geber für die Zukunft nicht konsequent angestrebt wird." Doch selbst wenn  
die Behörden Zugriff auf alle Bankdaten hätten, wäre ein durchgreifender  
Erfolg zweifelhaft: Die neueste Masche der Geldwäscher ist, auf andere  
Institutionen wie Versicherungen auszuweichen oder sich auf den reinen  
Warenaustausch zu konzentrieren.

Links
[1] http://www.bafin.de
[2] http://www.bancotec.de
[3] http://www.bancotec.de
[4] http://www.searchspace.com
[5] http://www.aciworldwide.com
[6] http://www.hnc.com/products/financial/ 
HNC_Risk_Manager_For_Money_Laundering
[7] http://www.oecd.org/fatf
[8] http://www.ustreas.gov/fincen
[9] http://www.mdmc.de
[10] http://www.xanalys.com/watson.html
[11] http://www.xanalys.com
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**** hypnopaedia list.free.de ** s11 und die folgen ****
*** hypnopaedia-faq list.free.de für nähere hinweise ***
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