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[ox] Re: Zum Begriff der Herrschaft



Hallo oekonux,

  Also, ohne jetzt einen neuen Thread aufmachen zu wollen, versuche
  ich mal das Komplizierte ins Triviale zu kehren.
  Wir haben einen Stamm oder eine erweiterte Familie und wollen einen
  Häuptling. Was zeichnet diesen aus:
  Weisheit, vielleicht der Aelteste, der am besten Spuren lesen kann,
  die meiste Erfahrung besitzt, etc.

  Folgende Überlegungen bringe ich mal ein.

  Gehen wir davon aus, dass es bei jedem Lebewesen ausser dem
  Darwinschen Selbsterhaltungsinstinkt, auch einen Instinkt gibt, der
  den Gen-Pool schuetzen soll.
  Also Verhaltensweisen wie Uneigennuetzigkeit, ohne die soziale Lebewesen
  nicht überleben koennten.
  Woelfe bellen bspw. um den Rest des Rudels zu warnen.
  In der Schnelligkeit, in der die Zivilisation fortschreitet, löst
  sich die Rudelbindung (Stamm, Familie).
  Hier sehe ich die Wurzel der Existenzangst oder Entfremdung, über
  die sich schon einige geaeussert haben.
  Die Ueberlebensbindung ist ganz einfach durch 'Geld' ersetzt worden.
  Das Ueberleben haengt nicht mehr von der Gruppe ab, sondern wie
  viele Scheine der Mensch besitzt.
  In der traditionellen Sozialitaet bedeutete die Zugehoerigkeit zum
  Stamm das Optimum an Sicherheit, Exil konnte den Tod bedeuten.
  Nun ist eine der groessten Bedrohungen der sozialen Systeme,
  das Wegnehmen von Geld.
  Fürsorge, Sozialismus, Totalitarismus stehen für den Versuch, die
  Stammesbindung mehr oder weniger rational wiederzubeleben, indem der
  Staat zum Ersatz für die Gruppe oder Familie wird.
  Das wird natürlich von Konservativen erkannt, die jede Form von
  öffentlicher Fürsorge ablehnen.
  Es wird nach Nachbarschaftshilfe gerufen, die die staatliche Fürsorge
  ersetzen soll.
  Hier wird versucht, eine Primaergruppe wiederherzustellen, in der die
  Menschen überhaupt nichts miteinander zu tun haben, etwa in einer Stadt.
  Andererseits ist der Staat auch kein Stamm und kann dies nicht
  ueberzeugend demonstrieren.
  Jeder, der Fürsorge erhält ist panisch, wegen irgendwelcher
  Verstoesse kein Geld mehr zu erhalten.
  Wirkliche geistige Bindung kann es nur in Primaergruppen von
  vernünftiger Groesse geben.

  Mich würde nun interessieren ob freie Projekte eine solch geistige
  Bindung einer Primaergruppe darstellen könnten und vor allen Dingen,
  wie koennte die Gleichheit der Projekte oder Gruppen aussehen,
  ohne ein Kastensystem mit feudaler Tendenz zu werden.
  O.K, ich habe eine gewisse Affinität zum indischen Hindu-System, was ich
  in seiner Grundidee gar nicht mal so schlecht finde. Allerdings hat
  es auch die Neigung, in seiner Struktur leicht ausgenutzt werden zu
  koennen. Einmarsch von Tamerlan, Zeit der Großmoguln, auf das ich
  jetzt nicht näher eingehen will.
-- 
Grüße
Uli Holz                          

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