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Re: [ox] Re: Freie Standards




Ob Standards 'gut' sind ? Warum sie gut sind (oder nicht) ?


Wenn ich "gut" mit "im emanzipatorischen Interesse" übersetze, dann
geht es genau darum, ja. Spannend scheint zu sein, welche Kriterien
Standards erfüllen zu müssen scheinen, um als in diesem Sinne als
"gut" betrachtet zu werden.

Hmm, da steckt ja 'ne Menge Schein und Betrachtung drin :-)
Du sprichst von 'emanzipatorischem Interesse'. Wessen Interesse ?
Wer emanzipiert sich da ? Also gut, ein bischen konkreter:
Ich sehe, dass die Emanzipation mit einer Anerkennung beginnt, d.h.
dass  die an-der-Macht-Seienden mich teilhaben lassen am
'Produktionsmittel'. Das ist sehr differenziert zu betrachten. Z.B.
gab es da gerade eine interessante Diskussion in comp.programming.threads,
wo der POSIX Standard (genauer: POSIX threads) als restriktiv und
technisch schlecht von den linux kernel Entwicklern abgelehnt und
ignoriert wurde. Die technische Seite sei mal dahingestellt, ich
denke aber es spricht B"ande, dass sich die Entwickler des linux
kernels / der Programmierschnittstelle (glibc) einfach "uber solche
Standards hinwegsetzen *k"onnen*.

Oder ob man sie erzwingen kann/soll ?


Auch dies ist Teil der H.-Debatte, bezieht sich aber auf ein den
Standards zunächst mal äußeres Gebiet.

ganz im Gegenteil ! Wie gut sind Standards, wenn man sie nicht
befolgt ?

Worauf begr"unden sich all diese Dekrete der Form "Standards
sollten ... sein" ? Auf gesundem Menschenverstand ?


S.o.


Auf Erfahrung ? Womit ?


Erfahrung mit der Welt würde ich sagen. Insbesondere dem Teil der
Welt, in der Freie Software (und Freie Standards?) eine große Rolle
spielen und zuweilen kontrastiert mit der Welt, in der proprietäre
Standards wie `.doc' entscheidend ist.

das ist mir alles viel zu stark vereinfacht. Das Spannungsfeld ergibt
sich doch durch Standards auf der einen Seite, die ein Ausdruck von
Offenheit sind, und Innovation, die zuerst einmal eine Negation von
Konvention (und damit Standards) bedeutet.
Ich habe das Beispiel posix threads oben bewusst angef"uhrt, um deutlich
zu machen, dass das Nichtbefolgen von Standards eben kein Monopol des
'B"osen' (z.B. personifiziert durch Microsoft) ist, sondern Ausdruck
von ganz konkreten Bed"urfnissen. Solche Bed"urfnisse *k"onnen* der
bewusste Ausschluss von Alternativen sein, aber auch die Flexibilit"at
zur Innovation.

Ich halte es f"ur genauso sinnlos, "uber den Wert von Standards
*kontextfrei* zu debattieren, wie "uber die "Uberlegenheit von
Demokratie "uber alternative Herrschaftsformen wie Monarchie oder
Diktatur.

Gruss,
		Stefan(S)

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