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Re: [ox] Objektive Interessen???



Franz J. Nahrada wrote:

Ich versuchs nochmal: In der Rede von "objektivem Interesse" liegt ein
seltsamer
Widerspruch. Objektiv ist da gerade das Interesse, das ein bloß
zugerechnetes, nicht
aktuell manifestiertes ist. Das Muster ist bekannt und lautet z.B.: "die
Arbeiterklasse hat das objektive Interesse an Sozialismus, weil sie vom Kapitalismus
nichts als
Ausbeutung zu erwarten hat oder zunehmend nicht mal die". Dieses
Argumentations-
muster geht an den tatsächlichen Interesen vorbei bzw. nimmt diese als
"subjektive"
Interessen zur Kenntnis. Wir kennen die Folgen.
Anstatt objektive Interessen zu postulieren, wäre die Frage zu stellen,
wie und warum
sich Interessen verändern können. Das "objektive Interesse" ist ein Weg,
sich um diese
Frage zu drücken.

es ist tats"achlich ein heikler Punkt, jemandem ein objektives Interesse
zu unterstellen. Sowas will gut begr"undet sein.
Aber zu leugnen, dass es ein objektives Interesse gibt, auch wenn es
nicht wahr genommen wird, ist genauso problematisch. Und objektive Interessen, die nicht per Willenserkl"arung 'legitimiert' werden, per
Etikett 'Entfremdung' zu tabuisieren, ist das schlimmste, was ihnen
passieren kann.

Der Kern unserer Diskussion ist ja auch nicht wer wem welche Interessen
unterstellt, sondern ob es sie "uberhaupt gibt. Die Realit"at sollte
doch das Mass aller Dinge sein.


Wir haben Wünsche, die mit unserem objektiven Interesse an
Nachhaltigkeit kollidieren. Aber wie gesagt sind Wünsche ja auch nur
Ausdruck bestimmter Interessen. Wenn ich also mit einem SUV durch die
Welt fahren will (und dabei globale Ressourcen verbrauche/zerst"ore),
dann mache ich das m"oglicherweise (unter anderem), weil ich ein
(objektives) Interesse an sozialer Anerkennung habe.


ich weiß nicht was hier das "objektiv" noch an Information hinzufügt!
Stefan Mn hat das glaub ich auch so gemeint: alle Interessen sind subjektiv, und alle Interessen sind auch objektiv. Subjektiv sind sie, weil sie ein Subjekt hat. Und
objektiv, weil
und insoferne sie das Subjekt tatsächlich hat.

jetzt unterstellst Du den Begriffen 'objektiv' und 'subjektiv' aber
Bedeutungen, die sie in Meinem Gebrauch, d.h. meinen mails, noch nicht
hatten.

Einen Widerspruch zwischen verschiedenen Interessen zu konstatieren ist
also etwas
ganz anderes als sich im Widerspruch zwischen "Subjektiv und Objektiv"
rumzutreiben.

stimmt. Obwohl man da noch ein bischen nachgraben k"onnte...


Deswegen ist der einzige Ausweg aus diesem Dilemma: Ein gesellschaftliches
Verhältnis aufzufinden, in denen die verschiedenen auseinanderfallenden Seiten - egal ob als Interesse, Wünsche oder Bedürfnisse ausgedrückt - wieder zur Einheit
finden. Das
ist auch ein wichtiger Zugang zur Frage der Keimform, in der
Selbstentfaltung zugleich
auch das gesellschaftlich Notwendige zu tun bedeutet.

Ich m"ochte das ein bischen anders formulieren: gesucht wird eine
Gesellschaft, in der die Widerspr"uche nicht antagonistisch, d.h.
nicht strukturell bedingt sind. Widerspr"uche aber wird (und muss !)
es immer geben. Sie treiben uns voran !

Gruss,
		Stefan


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