Message 06659 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT05989 Message: 133/187 L28 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?



Stefan Meretz wrote:
On Tuesday 20 May 2003 00:21, Stefan Seefeld wrote:

Erste Person *ist* nicht 'wissenschaftsf"ahig', da
Wissenschaft stets von einer Beobachtung, und somit einer Handlung
'in dritter Person' ausgeht.

Das ist der große Irrtum der bürgerlichen Humanwissenschaften -
obwohl die noch nicht mal in der Lage sind, das so zu erkennen und zu
formulieren, wie du das hier tust. Die denken (teilweise) nämlich,
sie bewegen sich im Modus erster Person - eine Art
Selbstmissverständnis. -- Also: Respekt!

wie bitte ?


Was ist deine Frage? Ich meine das ernst.

ich fand die Bemerkung ziemlich arrogant.


Es gibt also nach meiner Auffassung nicht _die_ wissenschaftliche
Methode, sondern stets jeweils Methoden, die gegenstandsadäquat sind
oder nicht.

das bestreite ich ja gar nicht. Mit 'der Methode' meine ich lediglich
die reproduzierbare Beobachtung, also das Experimentieren an sich.


Wissenschaft ist aber nicht gleichzusetzen mit "Experimentieren an sich".

nein, aber das Experimentieren, d.h. das Re-Produzieren von Bedingungen
unter denen sich bestimmte Beobachtungen machen lassen, ist *die*
Grundlage der Wissenschaft.

Der Fakt, dass jede Person einen 'Grund' 'in erster Person' angeben
kann, "andert daran "uberhaupt nichts.

Es ändert dann etwas, wenn man eine Form der Verallgemeinerung finden
kann, die den Standpunkt erster Person nicht suspendiert. Das ist für
mich das Kriterium und die große Herausforderung. Allgemeiner ist es
meine Forderung für eine Freie Gesellschaft.

ist es nicht vielmehr eine Forderung an die (jeweilige) erste Person ?


Nicht, wenn es um Verallgemeinerung geht.

ein Misverst"andnis: ich meine, die Forderung sollte sein, dass sich die
jeweils erste Person nicht der Erkennbarkeit (d.h. des
'Selbstbewusstwerdens') verweigert, und damit der Erkenntnis ihrer
objektiven Interessen.

I'm "ubrigen ist das schlicht ein Ausdruck des uralten
Idealismus/Materialismus Streits, d.h. die Frage lautet ob das Bewusstsein (d.h. der individuell erlebe Grund) vom Sein (d.h. den
realen Interessen) abh"angig ist oder nicht.

Nat"urlich t"ate ich gut daran, als Beobachter auch die Beobachtungen
Anderer (insbesonderer des Subjektes) mit in meine Analyse
einzubeziehen. Das "andert aber nichts daran (wie Casimir bemerkt),
dass es eine Beobachtung bleibt.

danke f"ur die Klarstellung. Wie also willst Du dann
(Human-)Wissenschaft bzw. deren Methode definieren ?


Wissenschaft verdient diesen Namen, wenn sie ihre Kategorien nach einer explizierten Methode entwickelt hat, die jeweils ihrem Gegenstand angemessen ist. Das schliesst ein: Der Gegenstand muss klar sein, und es müssen Kriterien für die Frage der Gegenstandsangemessenheit entwickelt werden.

stimmt, widerspricht aber "uberhaupt nicht dem Gesagten, d.h. der
Analyse objektiver Interessen.

Mit anderen Worten und wiederholt:
(1) Es gibt nicht "die" wissenschaftliche Methode.
(2) Die "erste Person" ist wissenschaftsfähig.

tut mir leid, hier irgendwo reisst der Argumentationsfaden. Ich kann
einfach nicht sehen, wie Du Wissenschaftlichkeit (im Sinne von
Objektivit"at) mit dem 'ich'-Standpunkt vereinen kannst.

Stefan (S)

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT05989 Message: 133/187 L28 [In index]
Message 06659 [Homepage] [Navigation]