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[ox] Re: pro "zensur" plus



Hi Casimir, StefanMz, alle!

Hierzu auch noch ein paar praktische Überlegungen.

Vorweg eins: Ein bisschen müssen wir vielleicht auch beachten, nicht
mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Wenn ich es recht überblicke,
gibt es bei OpenTheory genau *eine* Person, oder wenigstens eine sehr
genau abgrenzbare Personengruppe, die stört. Muss wegen diesen
Einzelfalls wirklich das ganze Projekt umgekrempelt werden? Wäre da
ein "zensorischer" Eingriff nicht für das Gesamtprojekt viel weniger
störend?

Today Casimir Purzelbaum wrote:
Daher halte ich eine Parallelität von vier Ansätzen mit entsprechender
individueller Wahlmöglichkeit für durchaus sinnvoll:

- Überflutung (alles was die Software hergibt, inkl. Spam, Schrott
  usw.) -- "totale Transparenz" ;-/

- "Zensur" (ein oder mehrere "Zensoren" sortieren das Rohmaterial in
  Schrott und Nicht-Schrott): hat auch den Vorteil, daß das nichts mit
  dem in diesem Zusammenhang doch etwas heuchlerischen Kriterium
  "interessant oder nicht interessant" verbunden ist.

Hier will ich auch noch einen Vorteil hinzufügen: Es ist klar, wer die
Ver-antwort-ung trägt. D.h. es kann auch jemensch Antwort auf eine
entsprechende Nachfrage geben und Entscheidungen können auch geändert
werden. Überhaupt ist alles in einem bewussten Prozess möglich. Das
verlierst du bei allen numerischen Verfahren.

Und es ist per Vertrauensbasis auch klar, auf welches
Entscheidungsmuster du dich mit "deiner" "ZensorIn" einlässt. Ich
schätze es z.B., wenn ich den Bias einer Publikation kenne, so dass
ich das Gelesene für meine Weltsicht zurecht rücken kann. Wenn ich
diesen Bias nicht kenne, finde ich es schwieriger.

Bei anonymisierten, zahlenbasierten Verfahren, weißt du nur, dass es
irgendein numerisches Verfahren gibt. Das numerische Verfahren
antwortet aber nicht und die Verantwortung zerstiebt im arithmetischen
Mittel. Vielleicht ist das ja auch gar nicht mal so gut.

- Ranking (jeder, der Lust hat, gibt seine Meinung ab..., in
  ausgefeilten "communities" sind die rankings auch wieder gerankt,
  z.B. nach Ansehen des rankers usw.) -- im Zusammenhang mit
  'Sichten', die einen Schwellwert auf der damit erzeugten
  eindimensionalen Skala als Anzeigekriterium benutzen.

- Web of trust (wie bei Ranking, außer daß die Schwellwert-Skala
  insgesamt mehrdimensional ist (Netzartig), aus der ein individuell
  gültiger Maßstab ausgewählt oder zusammengebastelt werden kann).

Das macht nach meiner Einschätzung nur bei sehr großen Mengen Sinn,
die da auch wirklich ordentlich mitspielen. Ist OpenTheory dafür
wirklich groß genug?

Da alle diese Mechanismen Vor- und Nachteile haben, sollten sie 1)
kombiniert eingesetzt und 2) permanent geändert oder 3) temporär
ausgeschaltet werden können. (2. und 3. sollten eigentlich kein
Problem sein, 1. ist "nur" ein technisches Problem (bzw. Aufwands~).)

Aber ich möchte nochmal ausdrücklich die Nachteile zuordnen, die ich
jeweils sehe (die Vorteile sind glaubich offenbar):

- Überflutung: Riesenaufwand, um zwischen gehaltvollem und
  belästigendem einerseits und anderseits zwischen interessantem und
  uninteressantem unterscheiden zu können.  Als herrschendes Prinzip:
  Abschreckung von Außenseitern, Image unkontrollierbar, gefährlich
  für die inhaltliche Entw. des Gesamtzusammenhangs.

- "Zensur": grobe (evtl. fehlerbehaftete) Vorsortierung zwischen
  gehaltvollem und lästigem/unerwünschtem (i.w.S.), erleichtert nicht
  wirklich die Orientierung. Als alleinherrschendes Prinzip:
  gefährlich für die inhaltliche Entwicklung des Gesamtzusammenhangs.

Ist es wirklich gefährlich? Die Frage ist doch vielmehr, wie die
Rückbindung an die Community aussieht und ob sie funktioniert.
(Letztlich wieder eine Entfremdungsfrage...) Warum kann "Zensur"++
nicht eben dieser bewusste Prozess sein?

[...] Stell dir vor, die registrieren sich unter einem Pseudo
und kopieren ihre Projekte eines nach dem anderen wieder in ot: Du
hättest eine Flut der Ankündigungsmails. - Das will ich nicht
ausprobieren.

Dagegen hilft Quarantäne: Neue Projekte landen in einer stillen Zone
(-- lieber kurz alle neuen Projekte einfrieren als DAS Projekt
einzufrieren :-); "Zensoren" werden über diese neue Projekte
informiert; wer von ihnen als erster Zeit hat, guckt kurz drauf und
entscheidet: entweder er verschiebt es auf den OT-Schrottplatz oder
ins OT-Reservoir. (-- Oder er ruft um (Entscheidungs-)Hilfe oder läßt
es links liegen; und was nach sechs oder zwölf oder 24 Stunden immer
noch in Quarantäne liegt, erzeugt eine erneute Nachricht an die
"Zensoren"-Gemeinde. Wenn es mehrere sind, dann schaffen sie es
vielleicht, eine gute Durchschnitts-Abarbeit!ungszeit zu
gewährleisten).

Wonach der "Zensor" entscheidet, ist seine Sache: Author oder
Titel oder Inhalt... -- völlig schnuppe! Es soll ja keine
Interessantheitswertung sein, sondern eine Spam-Entscheidung. Der
Schrottplatz ist öffentlich zugänglich und kann sowohl in Ranking als
auch WebofTrust-Bewertungen einbezogen werden. Wenn eine Entscheidung
fragwürdig ist, wird diskutiert.  Eine Zuweisung kann revidiert
werden, aber nicht ohne vorherige Diskussion (öffentlich oder unter
den "Zensoren").

Ich finde diesen Vorschlag einer quasi öffentlichen "Zensur" -
witzige Wortkombination ;-) - sehr gut. In Anbetracht der Größe des
Problems scheint er mir auch völlig ausreichend.

Selbst in dieser sicher an sich schon sehr umstrittenen Modellierung
stellen sich zwei spannenden Fragen:

1) Woher kommen die "Zensoren"?

- Ernennung durch Maintainer;
- Selbsternennung 8-) (sollte'n Witz sein)

In der Praxis ist das oft so. Meist funktioniert es auch sehr gut.

- Wahl (womit wir wieder bei der Verkomplizierung wären!)

In einem Projekt habe ich mal von Einladung als Ernennungsprinzip
gehört. Die konnte von allen Team-Mitgliedern ausgesprochen werden.
Das erhält den Konsens im Team, ist aber dennoch nicht auf eine
MaintainerIn beschränkt.

2) Sind Ihre e-mail-Adressen öffentlich?

Klar. Es gibt eine (archivierte) Mailing-Liste. Zwecks Transparenz.

bzw.: wie kann verhindert
   werden, daß sie sich dann persönlich von den Spammern zumüllen
   bzw. vollpöbeln lassen müssen?

Das ist nicht zu verhindern. Das ist halt das Unangenehme daran. Aber
wie erwähnt: Wenn das OHA-System funktioniert, dann ist das kein
Problem. Ist so ein Verfahren erst mal etabliert, dann wird sich das
nach meiner Einschätzung schnell von selbst regeln.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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