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Re: [ox] Fwd: Werthaltigkeit von Informationsguetern



* Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org> [2003-09-13 00:33]:
On Friday 12 September 2003 17:03, Holger Weiss wrote:
Problem ist halt das nie verschleißend. Wenn es wirklich um eine
Übertragung geht, dann muss da auch was weniger werden. Ansonsten ist
es eine nicht versiegende Quelle von Reichtum. Was ja plausibel
klingt.

Bezueglich Gebrauchwert ja, aber eine nicht versiegende Quelle von
Tauschwert, die keine Arbeit erfordert, waere hoechst unplausibel ;-)

Ohne TW macht die Kategorie GW aber keinen Sinn: Nur wo TW ist auch GW.
Das ist ein Kategorienpaar. GW ist nichts Ewiges, sondern historisch
bestimmt, nämlich an die Warenproduktion gebunden.

Huch? Diese These ist mir voellig neu, und ich kann sie nicht
nachvollziehen. Eine Staerke von Marx' Analyse ist doch gerade die
Unterscheidung zwischen nicht formspezifischem Inhalt auf der einen
Seite (Gebrauchswert, Arbeitsprozess, Mehrprodukt usw.) und der
spezifischen Form, die dieser Inhalt annimmt, auf der anderen (im
Kapitalismus Tauschwert, Verwertungsprozess, Mehrwert usw.). Die Analyse
des Kapitalismus erfolgt durchgehend nach diesem Muster: Marx schaut
sich an, welche historisch bestimmte Form der historisch unbestimmte
Inhalt hier jeweils annimmt. Gebrauchswert wird seit Menschengedenken
produziert, die Form des Tauschwerts nimmt er nur innerhalb der
Warenproduktion an.

Oder wie unterscheidet sich mein Produkt in einer nicht
warenproduzierenden Gesellschaft Deines Erachtens von einem
Gebrauchswert?

Softwareproduktion erfordert genau wie "Hardwareproduktion"
gesellschaftlich notwendige Arbeit. Warum sollte das hier nicht das
entscheidende Kriterium sein?

Weil Marx sich da selber unsicher ist und in den Grundrissen mit dem
Übergang zu allgemeinem Wissen (-sarbeit) die auf dem TW ruhende
Produktion zusammenbrechen sieht - eben weil allgemeine Wissensarbeit
keinen Wert mehr schöpft, sondern einfach nur noch nützlich ist.

An eine Zusammenbruchsthese kann ich mich dort nicht entsinnen, spontan
habe ich eben auch nichts in die Richtung gefunden. Warum "Wissen" die
Tauschwertproduktion gefaehrden sollte, leuchtet mir erstmal nicht ein.

Wie auch immer, wenn es bei Marx um "Wissen" geht, dann AFAICS immer um
frei verfuegbares Wissen, um "Freie Software". _Dieses_ Wissen dient
schon immer als kostenlose Ressource der Produktion. Ich sprach aber
ausschliesslich von proprietaerem Wissen, also von Software oder
sonstiger Information, die nicht kopiert werden kann oder darf. _Diese_
unterscheidet sich bezueglich der (Re-)Produktion ihres Tauschwerts m.E.
qualitativ nicht von einem Toaster.

Holger

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