Re: [ox] nachhaltige Gesellschaftsformen
- From: Laurent Straskraba <laurent straskraba.net>
- Date: Wed, 19 Nov 2003 13:32:10 +0100
At 12:11 19.11.2003, you wrote:
liste oekonux.de schreibt:
>An OHG, KG und eG kann ich für sich genommen keine solchen
>System-inhärenten Probleme sehen. Die KG in Verbindung mit einer eG als
>persönlich haftendem Gesellschafter könnte aber schon wieder
>problematisch sein (also eine eG und Co. KG, wenn per
>Gesellschaftsvertrag den Kommanditisten Stimmrecht anteilig zum
>Geschäftsanteil gegeben wird (falls das überhaupt rechtlich geht).
>Zumindest für größere Chancen in einem Marktwirtschaftlichen Umfeld
>könnte dies aber sogar evtl. eine interessante Gesellschaftsform sein.
Bitte denk auch mal über die Rolle gemeinnütziger Stiftungen nach.
Das meine ich auch. Ich denke generell es kommt hauptsächlich darauf an,
wie die Leute tatsächlich arbeiten und nicht welchen _formalen_ Rahmen sie
sich dafür geben. Ein Beispiel für eine Foundation, wie sie in den USA
heissen: Hewlett-Packard´s e-inclusion. Die kümmern sich um die Integration
von bisher benachteiligten Menschen in das soziale Leben - mittels IT. HP
ist eine AG und ich bin mir sicher, dass man auch dort das eine oder andere
finden wird, das man scharf kritisieren kann. Dennoch meine ich, dass Sie
(und auch IBM, Sun, Cisco, etc.) viel für die Entwicklung einer "Global
Networked Society" beitragen. Ob bewusst oder unbewusst lasse ich anderen
zu beurteilen über.
und vielleicht sollten wir im Lichte Deiner Einwände mal über die Aussagen
bei Marx über die Rolle des Kredits im Gesamtprozeß der kapitalistischen
Reproduktion diskutieren:
http://www.mlwerke.de/me/me25/me25_451.htm
vor allem sollte man das einmal mit dem Gründer der Grameen-Mikrokredite
diskutieren ;) Dieses Beispiel aus Indien zeigt klar auf, dass es soziale
Beziehungen sind, die für die Kreditvergabe und -rückzahlung entscheidend
sind. Ich finde es wird viel zu viel verallgemeinernd argumentiert.
wesentlich ist der Umstand, daß für gewisse Unternehmungen ein nicht
rückzahlbarer Kapitalvorschuß unbedingte Bedingung ist.
genau das ist auch Basis von Grameen Bank. Denn auch dort weiss man: von
nichts kommt nichts.
Das ist
eigentlich, so könnte man das 27.Kapitel in K3 vielleicht anders lesen als
es üblicherweise getan wurde, ein schlagendes Argument gegen die
Basisideologien der bürgerlichen Gesellschaft. Leider haben das Marx und
Engels nicht ideologiekritisch, sondern triumphalistisch herausgearbeitet.
Eine "Aufhebung" ist das noch lange nicht, ebensowenig wie freie Software
an sich eine "Aufhebung" ist. Höchst interessante Parallele!!
Was ist überhaupt eine "Aufhebung"? Ist es nicht so, dass sich Dinge
(stetig, zyklisch, sprunghaft, revolutionär, evolutär oder sonst wie)
weiterentwickeln? Und immer wieder kommt und kam es in der Geschichte zu
Renaissancen. Also ich kann mit "Aufhebung" nicht viel anfangen.
Jedenfalls, auf der praktischen Seite, sehe ich die gemeinnützige Stiftung
in einer funktionellen Gegenüberstellung zur AG. Sprich wo wirklich
Kapital noch notwendig ist, auch in dieser Form als fixes, nicht
disponibles Kapital, steht dieser übergang zur positiven Zweckbindung an.
Ich finde dass es problematisch ist, wenn eine AG (so wie in den USA) durch
das Faktische (3-Monats-Berichte) zu irrationalem und teilweise schädlichem
Verhalten gedrängt wird. Da gefällt mir ein Modell der gemeinnützigen GmbH
doch etwas besser, nicht wegen der formalen Kriterien sondern dem real
existierenden Marktversagen (Börsencrash, Butterberg, etc.) und sonstiger
exogener Faktoren, der eine AG eben stärker ausgesetzt ist (v.a.
Aktionärsrollen, Medienberichte, "Hypes").
Wir diskutieren gerade eine Stiftung reiche Dörfer:
http://wiki25.parsimony.net/cgi-bin/wiki/program/db-view.cgi?wiki63661;39
Sehr gut! Ich finde auch dass eine Stiftung ein sehr sinnvolles Instrument
ist, selbständig seine Ziele zu erreichen aber eine gesicherte Finanzierung
zu haben. Ein institutionalisiertes Mäzenentum sozusagen.
Viele Vereine leiden ja entweder an der Unzuverlässigkeit bzw. nicht
erwünschter Kritik der öffentlichen Hand. Andere können keine Mitglieder
gewinnen, da viele Angst vor verschwendetem Engagement haben. Erst wenn
schon mal eine Art "Platzhirsch" etabliert wurde kommt es zu mehr
Stabilität - aber auch zu Verdrängungs- und Konfliktprozessen. Wenn schon
von Beginn an festgeschrieben ist womit man rechnen kann dann ist das eine
ganz andere Arbeitsatmosphäre.
Auch kann eine Stiftung dem Geldgeber sozusagen "auf die Finger klopfen"
ohne Angst vor seiner Auflösung zu haben. Die Chancen für eine produktiven
Dialog steigen also daher schon alleine dadurch. -> siehe zB
Bertelsmann-Stiftung. Daher sehe auch ich Stiftungen als gutes Beispiel für
eine nachhaltige Gesellschaftsform.
Franz
Laurent
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de
---
Mag. Laurent Straskraba
Information Society Researcher
Ontlstr. 3
A - 4040 Linz
mobile: +43.650.7711861 (GMT +1)
e-mail: laurent straskraba.net
web: http://www.straskraba.net
ICQ: 175115055
____________________________________________________________
Free 20MB Web Site Hosting and Personalized E-mail Service!
Get It Now At Doteasy.com http://www.doteasy.com/et/
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de