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Re: [ox] interessantes Interwiev



* Michael Hoennig <michael hostsharing.net> [2004-06-04 20:48]:
Der Kapitalismus ist eine unfreie Form der Marktwirtschaft, in dem der
Marktfaktor Kapital den Vorteil gegen überandern Warenarten
(Produktionsfaktoren) hat, dass er sich vom Markt zurückziehen könnte und
damit einen Zins erpressen kann.

Sorry, den Satz verstehe ich wirklich nicht. Wer erpresst hier wen? Zins
(oder Dividende) wird doch, sieht man vom Staat und meinem Dispo ab, vom
produktiven an's Geldkapital gezahlt, ganz frei und ohne Erpressung.
Vermutlich meinst Du aber, der "Produktionsfaktor" Arbeit wuerde mit der
Rueckzugsdrohung erpresst, oder? Ich denke auch, dass die prinzipielle
Rueckzugsmoeglichkeit des Kapitals unter bestimmten Umstaenden den Lohn
druecken kann. So wird ja z.B. die beruehmte Drohung mit der Abwanderung
in's Ausland bei den Tarifverhandlungen fuer bestimmte Branchen ein
wirkungsvolles "Argument" sein. Nur hat die Rueckzugsoption des Kapitals
doch erstmal nichts mit Zins zu tun, geschweige denn, dass sie die
Existenz des Zinses gar erklaeren koennte (Dein Absatz klingt so).

Zins ist leistungsloses Einkommen, d.h. andere müssen dafür arbeiten.

Das stimmt auch abgesehen von eventuellen "Erpressungsmoeglichkeiten",
allerdings schon fuer den Profit des produktiven Kapitals, nicht erst
fuer den daraus an das Geldkapital gezahlten Zins. Das "leistungslose
Einkommen" des Kapitals (der Profit und damit auch der Zins) wird qua
Privateigentum an den Produktionsmitteln ermoeglicht, nicht qua
Rueckzugsdrohung. Profit und Zins werden natuerlich ueberhaupt nur dann
erzielt, wenn das produktive Kapital sich _nicht_ zurueckzieht, sondern
verwertet.

Warum sollte Marktwirtschaft hier überhaupt off Topic sein? Ich finde es
sogar eminent wichtig, die Vorgänge zu verstehen, statt nur idealistisch
zu träumen.

Absolut! Aber Freiwirtschaft oder Tauschringe sind doch gerade
Alternativ-Vorschlaege, nicht Analysen des Bestehenden. Und sofern es um
Alternativen zum Bestehenden geht, ist die On-Topic Frage auf [ox] doch,
"ob die Prinzipien der Entwicklung Freier Software eine neue Oekonomie
begruenden koennen" (http://www.oekonux.de/). Mein Punkt war, dass
besagte Prinzipien sich gerade insofern von Kapitalismus, Freiwirtschaft
und Tauschringen unterscheiden, als FS erstmal _nicht_ privat produziert
und als Ware getauscht wird. Der Zweck ist hier Gebrauchtswert-, nicht
Tauschwertproduktion:

http://www.oekonux.de/liste/faq.html#Gnu/Linux%20und%20die%20Warenform

Holger

-- 
"Cursor keys don't work in insert mode in vi. If they do, it's not the
real vi, just a cheap plastic imitation."
 
                     -- Lennart Augustsson in <current-users NetBSD.ORG>

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Organisation: projekt oekonux.de



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