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Re: [ox] Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?



Stefan Meretz wrote:

Daten, die bei einer Messung anfallen, müssen offensichtlich
erstmal festgestellt, eben gemessen werden. Ihre Existenz ist
also Resultat menschlicher Tätigkeit. Für Tiere gibt's demzufolge
keine Daten, in der unbelebten Natur (ungemessen von uns) auch
nicht. Widerspricht das der Annahme des basalen Charakters?

[...]

Mir ist zum Beispiel nicht klar, warum Du zwischen einer Messung und dem gemessenen Ereignis hier
unterscheidest.


Das unterscheide ich nicht. Ein nichtgemessenes Ereignis ist jedoch kein Datum. Daten sind Ergebnisse menschlicher Tätigkeit. Das ist was anderes als die (von einer Messung unabhängige) Existenz physischer Realitäten.

Soweit ist das schon klar. Aber in wieweit ist das f"ur diese Diskussion
von Bedeutung ? Ich dachte hier geht es um die Unterscheidung zwischen
Daten und Information. Beides setzt eine Messung (beziehungsweise, um
es weniger misverst"andlich auszudr"ucken, ein Registrieren von Ereignissen)
voraus.

Insbesondere verstehe ich Deinen Schluss nicht, dass es f"ur Tiere keine Daten g"abe.


Weil die nicht messen.

Das wird nicht wahrer, je "ofter Du es wiederholst.

Wie w"are es mit meiner Definition der Informationen als
interpretierter Daten ?


Das ist die gängige Def. - ich halte sie für nicht überzeugend.

Ich f"ande es konstruktiver, wenn Du darauf eingingest, warum nicht.

Informationen *sind* keine Daten, sie enth"alt welche.


Warum *sind* sie keine Daten? Wenn Daten Resultat menschlicher Tätigkeit sind, haben sie automatisch eine Bedeutung - sind also (unten stimmst du zu) Informationen. Dass darüber hinaus Daten, also sozusagen "Roh-Informationen", interpretiert werden und sich damit der "informative Gehalt" (also die Bedeutung) ändert, ist eine zweite Frage.

Ok, ich glaube ich ahne, worauf Du hinauswillst: Da Menschen beim
Messen bestimmte Ziele verfolgen, haftet den gemessenen Daten auch
immer schon ein bestimmter Kontext an. Du bek"ampfst hier also ein
bisschen das 'Datum an sich'. Stimmt's ?

Obwohl ich dem auch irgendwie zustimme, bin ich mit Deiner Gleichsetzung
von Daten und Information nicht einverstanden, da hier Wesentliches
verlorengeht. Insbesondere bestehe ich darauf, dass sowohl Messung
als auch Interpretation erstmal nichts Menschliches voraussetzt.

Wenn Du mich vom Gegenteil "uberzeugen willst, musst Du mir eine
genauere Definition der Messung geben (glaube ich).

Dazu kommt der Prozess der kontextuellen Interpretation, die sowohl bei Tieren als auch bei Menschen
"uberindividuellen Charakter hat. Nat"urlich kennen Tiere Daten;
sie messen Temperatur, Nahrung, Licht, Pheromone.


Nein, sie messen nicht, sondern nehmen wahr (wie auch wir).

Wenn meine Vermutung wahr ist, dann legst Du dem Messen eine
Absicht zugrunde, nicht aber dem Wahrnehmen. Richtig ?
Hmm, obwohl ich kein Biologe bin, bin ich ziemlich sicher,
das Tiere auch Absichten haben, und ihr Handeln selbigen
anpassen (k"onnen). Birgit ?

Meine Definition: Informationen sind Bedeutungen.

Dem stimme ich zu.


Das ist ungewöhnlich:-)
Meistens erfahre ich (schroffe) Ablehnung für diese These. Aber wahrscheinlich liegt das Teufelchen im Detail;-)

Sicher :-) Wie schon bemerkt, stimmen wir ja nichtmal "uber
den Unterschied zwischen Datum und Information "uberein. Also
ist obige Zustimmung sicher nicht sehr signifikativ ;-)

D.h.: Bei dem Begriff Informationen muss genau genommen angegeben
werden, in welchem Zusammenhang die Daten einen Unterschied
machen.

Ja genau, hier liegt auch das Problem mit dem "Unterschied": der
Unterschied ist keine objektive Größe, sondern muss angegeben
werden.

Was meinst Du hier mit 'objektiv' ? Subjekt-bezogen ? Dann bin ich
einverstanden. Er ist doch wohl aber objektiv im Sinne von
'messbar'.


Ja, er ist messbar, sobald du festgelegt hast, was für dich ein "Unterschied" ist, welche Messgrößen du verwendest, welche Skala etc.

Moment: Du sagtest, f"ur den Informationsbegriff m"usse gekl"art
werden, was Interpretation ist (d.h. die Rolle und Absicht des
Interpreten). Stimmt. Und diese Rolle des Interpreten ist, das war
meine Aussage, auch messbar :-)

Nat"urlich ist ein wesentlicher Bestandteil der Interpretation
von (Mess-)Daten die Trennung von Signal und Rauschen.

Btw: Ich finde es äußerst interessant, dass auf einer doch durchaus computertechnophilen Liste noch niemand über die (vermeintliche) "Informationsverarbeitung" auf dem Computer geschrieben hat:-)

Vielleicht weil den meisten hier klar ist, dass der Computer nur
ein Werkzeug des Menschen ist, und somit sich die 'Verarbeitung'
der Informationen auch ohne die Hinzuziehung des Computers in
die Diskussion diskutieren l"asst.

Gruss,
		Stefan (S)

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Organisation: projekt oekonux.de



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