Re: [ox] Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?
- From: Stefan Seefeld <seefeld sympatico.ca>
- Date: Wed, 09 Feb 2005 08:49:53 -0500
Stefan Meretz wrote:
Gemäß meines Ebenenmodells ist das eine spezifisch menschliche
Tätigkeit (3. Ebene). Diese "enthält" die unspezifisch-physiologische
(2.) Ebene des "Ereignis-registrierens".
Meine erkenntnistheoretische Überlegung geht so: Wenn meine These
stimmt, dass zwischen den drei Ebenen
<wiederholung>
- unbelebte Natur (physikalische Ebene)
- belebte Natur (biotische Ebene)
- menschlich-gesellschaftliche Natur (eben diese Ebene)
</wiederholung>
qualitative Unterschiede liegen, also sich nicht die jeweils
aufbauende Ebene bloß additiv aus den unteren ergibt, dann
unterschieden sich auch oberflächlich gleichartige Erscheinungen
dieser Ebenen qualitativ voneinander.
Nachvollziehbar? Zustimmung? Ablehnung? Egal?
Die Trennung in diese drei Ebenen kann ich akzeptieren, jedoch nicht
das kategorische Zuordnung von Messen (und Interpretation) in die
obere. Nicht weil es qualitative (wesentliche) Unterschiede gibt
zwischen Tier und Mensch muss das Messen Teil dieses Unterschieds sein :-)
Wenn du zustimmst und man findet sowas wie "Daten" auf allen Ebenen
(von der 1. physikalischen Ebene war jedoch noch nicht die Rede),
dann unterscheiden sich diese jeweils dann qualitativ voneinander,
wenn diese "Daten" für die betrachteten Prozesse der jeweiligen Ebene
konstitutiv sind.
Genau. Und das sind sie meiner Meinung nach eben nicht.
Dann ist es (wissenschaftlich) nicht erlaubt, sie
in einen Topf zu schmeissen, sondern muss sie begrifflich
unterscheiden. Das ist zumindest mein Anspruch an Wissenschaft:-)
Da sind wir uns wieder einig :-)
Wenn meine Vermutung wahr ist, dann legst Du dem Messen eine
Absicht zugrunde, nicht aber dem Wahrnehmen. Richtig ?
Richtig!
(wobei ich gemäß der unterschiedlichen Ebenen tierisches und
menschliches Wahrnehmen qualitativ unterscheide - btw)
Moment: Du dekretierst einen qualitativen Unterschied zwischen
Tier und Mensch und schlussfolgerst nun, dass Begriffe wie
Wahrnehmung sich qualitativ unterscheiden m"ussen ? Da hast
Du ja wohl das Pferd von hinten aufgez"aumt.
Um nicht misverstanden zu werden: ich bin nicht a priori
dagegen, einen Unterschied zwischen der Wahrnehmung / Messung
bei Tieren und bei Menschen zu sehen. Nur w"urde ich gerne
herausfinden, worin selbiger liegt, anstelle ihn per Axiom
festzuschreiben.
Hmm, obwohl ich kein Biologe bin, bin ich ziemlich sicher,
das Tiere auch Absichten haben, und ihr Handeln selbigen
anpassen (k"onnen). Birgit ?
Die höheren Tiere vermutlich schon. Aber sie bauen keine
Messapparaturen, sondern nutzen ihren Körper zur Wahrnehmung.
Baust Du eine Messapparatur um per Sonnenstand Zeit und
Richtung zu sch"atzen ?
Nun könntest du sagen: Egal, sie rennen rum und sammeln "Daten". Ich
würde antworten: Ja, das tun sie, aber nur im relativ
unspezifisch-physiologischen Sinne (Ebene 2). Das entspricht nicht
den Daten, die wir Menschen sammeln, wenn wir Messapparaturen
einsetzen.
Ich könnte mich also mit zwei (drei?) qualitativ unterschiedlichen
Begriffen von "Daten" anfreunden, die nicht ineinander aufgehen oder
aufeinander reduzierbar sind. Ist das ein Angebot?
Nein :-) Den Daten ist es ja wohl egal, wie sie gemessen wurden.
Im Gegensatz dazu ist es der Information nicht egal, zu welchem
Zwecke sie interpretiert wurde. Da liegt der (nicht so feine)
Unterschied um den es mir die ganze Zeit geht (und weshalb ich
mich auch gut mit 'Informationsgesellschaft' anfreunden kann,
aber dass ist im Moment nocht nicht Teil der Debatte).
Moment: Du sagtest, f"ur den Informationsbegriff m"usse gekl"art
werden, was Interpretation ist (d.h. die Rolle und Absicht des
Interpreten). Stimmt. Und diese Rolle des Interpreten ist, das war
meine Aussage, auch messbar :-)
Das verstehe nun ich nicht. Wie willst du z.b. meine Absichten messen?
Durch ein Analysieren Deiner Bed"urfnisse (die sind messbar !).
(Wenn Du mir nun Reduktionismus vorwirfst, hast Du micht gr"undlich
misverstanden.)
Nat"urlich ist ein wesentlicher Bestandteil der Interpretation
von (Mess-)Daten die Trennung von Signal und Rauschen.
Damit dringst du trotzdem nicht zu meinen Absichten vor - egal was du
bei mir messen solltest (ein Grundirrtum der Hirnforschung, dass so
was ginge - IMHO)
Hirnforschung ? Wie kommt die denn in's Spiel ?
Gruss,
Stefan
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