Message 09496 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT02412 Message: 23/28 L3 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Nachhaltigkeit



Hi Liste!

Ich würde gerne die Frage noch deutlich grundsätzlicher angehen. Von
der Tendenz her scheint ToPu auch in diese Richtung zu denken weswegen
ich mich gleich hier einklinke und noch ein bisschen zuspitze.

Last week (9 days ago) ToPu wrote:
On 10-Jun-2005 BuRnEr wrote:
Und zwar ist mir aufgefallen, dass wir hier bisher (zumindest in den 2
monaten die ich hier bin) noch über das Thema Nachhaltigkeit gesprochen
haben.

Für die fast drei Jahre, die hier mitlese, kann ich mich nicht an dieses oder
verwandtes Thema erinnern. Vielleicht haben Andere andere oder ergänzende
Hinweise.

Nun, ich denke das Thema poppt in verschiedenen Variationen immer
wieder hier hoch. Wenn ich an GPL-Gesellschaft denke, so kann das aber
nur eine Achse in einem umfangreichen gesellschaftlichen
Koordinatensystem sein. Nachhaltigkeit - was soll das eigentlich genau
sein? - zu fetischisieren finde ich gefährlich (bei Negri/Hardt wäre
das vermutlich ein transzendentes Ding).

Ich denke nachhaltige Ressourcennutzung muss ein Grundpfeiler einer
Jeden Gesellschafftform sein, wenn sie zumindestens annäherend unendlich
lange bestehen will.

Es kann m.E. nicht Ziel einer Gesellschaftsform sein unendlich lange
zu existieren. Wäre eine Gesellschaftsform damit erfolgreich, könnte
sie nämlich nicht mehr durch eine bessere abgelöst werden. Wie
schwierig es ist, eine sich unendlich wähnende Gesellschaftsform zu
ersetzen, sehen wir ja gerade am aktuellen Beispiel...

Nun ich denk, im Bewirtschaften von Ressourcen bietet die Natur mit ihren
Stoff-Kreisläufen, den Lebenszyklen von Individuen sowie deren Recycling ganz
gute "Vorbilder".

All diese Fragen sind m.E. der gesellschaftlichen Frage nachgelagert.
Hier handelt es sich um Technologien, mit denen bestimmte Ziele unter
Aufwendung bestimmter Mittel erreicht werden können. Die Bestimmung
der Ziele und die Kosten-Nutzen-Abwägung muss aber ein
gesellschaftlicher Prozess im weitesten Sinne sein (Kosten hier nicht
monetär gemeint).

BTW: "Die Natur" reißt durchaus auch schon mal Öko-Systeme komplett
ab. Dass wir überhaupt so einen hohen Sauerstoffanteil auf diesem
Planeten haben, dürfte der größten Ökokatastrophe der irdischen
Geschichte zu verdanken sein: Den Algen, die das ganze Kohlendioxid
aufgefressen haben und mit ihrem Sauerstoffausstoss die planetare
Atmosphäre für Jahrmilliarden vergiftet haben. Also alles andere als
nachhaltig.

Anyway: Natur als Begriff ist mit viel Vorsicht zu genießen, da sehr
gerne mit romantisierender Vorstellung verbunden. Da finde ich die
eher wissenschaftliche Herangehensweise ohne diese Wertzuschreibungen
wie sie FranzN oder ToPu stark zu machen scheinen, deutlich
angenehmer.

Also z.B. sollte es in der ox Gesellschafft keine Motoren geben die
Treibhausgase produzieren.

Tja dann wird es die "ox-Gesellschaft" auch nicht geben, weil es eben keine
Menschen geben dürfte um die genannte Bedingung "keine Treibhausgase
produzieren" einzuhalten. Eben so müssten wohl alle anderen Tiere und wohl
auch eine ganze Reihe von Pflanzen abgeschafft werden. Denn insbesondere
Tiere scheiden bei funktionierender Energie-Wandlung (Nahrung in Bewegung)
regelmäßig Treibhausgase wie Methan, Kohlenstoffdioxid, u. a. aus.

Mir schiene etwa folgende Frage wesentlicher: "Wie schließt sich der
Stoff-Kreislauf für den Treibstoff und seine Fabrikation?"
Dies ist m.E. eher die Klasse von Fragen, die die Natur mit ihren
Stoff-Kreisläufen beantwortet. (Woraus sich ja auch Prinzipien des
Wirtschaftens ableiten ließen -- aber nicht die Subsistenzwirtschaften
früherer Generationen zitieren.)
Und von dieser Klasse von Fragen müssten noch viel mehr gestellt und zusammen
getragen werden.

Z.B. könnte eine Gesellschaftsformation auch entscheiden, dass eine
bestimmte Ressource bis zum Ende ausgebeutet wird und danach durch
etwas anderes substituiert wird. Ich sehe nicht, was daran
grundsätzlich problematisch sein sollte. Nachhaltig ist das aber
natürlich in irgend einem naheliegenden Sinne zumindest nicht.

Es muss auch meiner Meinung das Ziel sein,
dass nichts mehr gemacht wird was die Umwelt nachhaltig schädigt.

Da kann ich mich grundsätzlich drauf einlassen. Nur ob je mein Verhalten
Umwelt nachhaltig schädigt oder nicht, erfahre je ich -- wenn überhaupt --
erst sehr sehr spät nach je meiner Handlung.
Damit ist es (Umwelt nicht nachhaltig schädigen) als konkrete
Entscheidungshilfe (-kategorie) schlecht.

Ein wichtiger Aspekt.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

--
Please note this message is written on an offline laptop
and send out in the evening of the day it is written. It
does not take any information into account which may have
reached my mailbox since yesterday evening.

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT02412 Message: 23/28 L3 [In index]
Message 09496 [Homepage] [Navigation]