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Re: [ox] Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?



Hi El et al!

Wie so oft finde ich deine Nachfragen / Kritik absolut erhellend.

Last week (7 days ago) El Casi wrote:
Jetzt scheint mir auch langsam, daß Du den Bogen überspannst ;-)

Das wäre ja gut, wenn wir da eine Grenze erreichen würden ;-) . Dann
wäre wieder mehr klar.

Stefan Merten (2005-08-15 18:46 [PHONE NUMBER REMOVED]):
Die unbewusste Körpersprache ist ja nur im Zusammenspiel mit
einer Gegenseite interessant, die in der Lage ist, diese
Sprache zu "lesen".

Interessant vielleicht. Aber sie verschwindet nicht ohne
Kommunikationspartner.

Mein Zweifel ähnelt hier dem von Rudolf: Was hältst Du von der
Sprache der Steine, der Sterne oder des Kaffesatzes?  In meinen
Augen hast Du hier gerade postuliert, daß alles Seiende Sprache
ist (zumindest aber alles was in irgendeinem Zusammenhang mit dem
Dasein von Materiebündeln, die man gerne Mensch oder so nennt,
gesehen werden kann). Das ist zwar eine mysthische Grundwahrheit,
überrascht mich aber bei Dir schon ein wenig.  Und, was vielleicht
ganz inspirierend sein mag, ist nicht unbedingt gleichzeitig auch
erhellend, oder gar klärend ;-)

Ich will das nochmal ganz hier aufrollen, weil das wichtig ist. Soweit
ich es mir momentan zusammen reime halt.

Steine, Sterne und Kaffeesatz wechselwirken mit ihrer Umwelt. Diese
Wechselwirkungen sind messbar und damit sind aus ihnen Daten zu
gewinnen. Eine Sprache - so hatte ich mir das gemerkt - ist jetzt vor
allem ein Symbolsystem. Die Sprache verbindet ein Symbolsystem mit
bestimmten physikalischen Wechselwirkungen - z.B. Töne, Verteilungen
von Hell-Dunkel, Höhe einer elektrischen Spannung. Das nennen wir
Kodierung der Symbole. Der Träger der Symbole ist für mich erstmal ein
Datenträger, dessen spezifische Wechselwirkungen ermöglichen, die
kodierten Symbole wieder zu extrahieren.

Der Unterschied zwischen Steinen, Sternen, Kaffeesatz und dem Menschen
ist jetzt, dass ich nicht davon ausgehe, dass erstere ein Symbolsystem
kodieren wollen / können.

Ein Mensch kann sich aber jederzeit des Symbolsystems bedienen und
jederzeit Symbole kodieren. Das ist komplett unabhängig davon, ob es
Teil einer Kommunikation ist oder nicht. Ein Tagebuch ist z.B. voller
kodierter Symbole, die aber im Allgemeinen niemensch zugänglich sein
sollen.

Gehen wir davon aus, dass Sprache nur dann vorliegt, wenn eine
Kommunikation stattfindet, dann wären wir gezwungen für
Selbstgespräche und Tagebucheinträge einen Begriff zu finden, der
nicht Sprache ist. Das scheint mir - ich sag mal: - wenig intuitiv.
Ich wüsste auch nicht, was es bringen soll.

... Nochne Bemerkung zum unverbindlichen Palaver:

Richtig. Alles, was nicht Rauschen ist, sind Wechselwirkungen,
aus denen durch Messung Daten erzeugt werden können.

Rauschen ist relativ.  Und zwar relativ bezüglich des Lauschers.

Ja. Wir sind hier letzlich wieder bei der Messung. Was dem einen sein
Rauschen ist der anderen sein Signal.

Wie kannst Du HG einen Vorwurf aus seinem Urteil des
"unverbindlichen Palavers" machen und dann sofort pauschal und
undifferenziert alle Wechselwirkungen, "aus denen durch Messung"
keine "Daten erzeugt werden können", zu Rauschen im Sinne der
Nicht-Wechselwirkung degradieren?

Das habe ich ja nicht gesagt, aber deine Präsisierung macht das
nochmal deutlicher: Eine Messung extrahiert aus einer Masse von
Wechselwirkung einen ganz bestimmten Typ von Wechselwirkung und
prästentiert das als Daten. Rauschen ist also relativ zur Messung.
Diese Relativität hatte mir bei HGG gefehlt.

Weiter: Rauschen ist nicht Nicht-Wechselwirkung. Rauschen ist sehr
wohl Wechselwirkung - sonst gäbe es gar nichts, worüber wir sprechen
könnten. Aber - mit dem frisch geschärften Begriffsinstrumentarium -
es ist eine Klasse von Wechselwirkung, die bei einer bestimmten
Messung gerade nicht interessiert.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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