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Re: [ox] Oekonux als Projekt



Hi Karl,

also - erst mal habe ich meinen eigenen Fehler im Subject korrigiert.

Karl Dietz wrote:
Ich denke so: ein Wiki hat was anarchisches - und wenn dieses 
Element nicht mehr da ist bzw. "unterdrückt" wird, dann fehlt 
einem Wiki ein wichtiges Element...

Nun, ich persönlich meine, dass in dieser Anarchie durchaus Struktur
steckt, und zwar Entwicklungpotenzial. Wo es durchaus Zeiten des
Wildwuchses geben wird und Zeiten des "Gärtnerns", also des
Strukurierens, was alte Möglichkeiten abschneidet, um neue zu eröffnen.
  Wann im _neuen_ ox-Wiki die Zeit zum Gärtnern herangekommen ist -
darüber gehen die Meinungen hier bekanntlich weit auseinander. Während
da FranzN am liebsten vorher und StefanMn möglichst zeitig Struktur
reinbringen wollen, meinst du offensichtlich, dass man doch erst mal
alles etwas wachsen lassen sollte, um die natürlichen Formen zu sehen,
und die dann konturiert nachschneiden sollte. Das sehe ich ähnlich. Dass
es mit dem "Wachsen" auch nicht so einfach ist, siehst du auf
http://de.wiki.oekonux.org/BerichteOx3. Da hatte ich mich sehr bemüht,
in Wien _während_ der Konferenz was wachsen zu lassen. Könnte man auch
mal umpflügen und ergänzen und mache ich vielleicht auch mal, wenn es
die Zeit erlaubt.

- allgemein denke ich, sowas hat von der wirkung her, ein bisschen
was von "kontrolle" - also ich meine nicht in bezug auf mich, sondern
halt allgemein. klar, ich weiss, bzw. denke mir, das ist nicht
intendiert, aber die wirkung kann eine solche sein.

Wir hatten das schon mal im Februar auf pox (deine mail vom 14.2. als
Pointer) ein Stück weit auf dem Tisch. Du schreibst selbst, dass es vor
allem ein *Gefühl von Kontrolle* ist, dem lebensweltlich nix Wirkliches
entspricht. Das ist ein Punkt, und dieser hier besonders, wo ich meine,
dass wir *sehr* genau hinschauen sollten, was hier mit uns selbst
passiert. Woher diese Präformiertheit unseres Denkens kommt, welche
realen bzw. potenziell-realen Ursachen das Ganze hat etc. Und wie weit
wir uns damit unsere eigenen Möglichkeiten des Tuns selbst beschneiden.

Übrigens ist das im Kern das zweite große Thema (Arzt-Patient), das wir
mit Karsten Weber in Chemnitz sehr kontrovers diskutiert haben. "Preis
der Informationsfreiheit", wie weit sind wir (real und normativ) "Herr
unserer eigenen Daten". Hier knallen meine und Stefans Begriffswelten
dann in der *Realität* hart aufeinander, denn da steht überall das Wort
"Daten" und zwar *ohne* Zusatz "iSv". Sind Daten "Daten iSv HGG", dann
werden die nicht nur unwillkürlich hinterlassen, sondern das
"Beobachten" der Datenspuren anderer ist ein essentielles konstruktives
Element von Menschsein schlechthin. Entstehen "Daten iSv SMn" erst durch
"Messung" (bei mir "Beobachtung"), dann sind sie was Privates und aus
(nicht nur) liberaler Sicht ein sehr schützenswertes Privatissimum, wenn
man es mit der Selbstbestimmung (in der heutigen fremdbestimmten Umwelt)
Ernst meint.

Unsere Theorie präformiert also unser Verhalten. Dass es auch umgekehrt
gilt hatte ich mehrfach - bisher erfolglos - versucht zu thematisieren.

Viele Grüße, HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
  tel. : +49 341 97 32248
  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
  Home Page: http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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