Message 10893 | [Homepage] | [Navigation] | |
---|---|---|---|
Thread: oxdeT10849 Message: 13/41 L7 | [In index] | ||
[First in Thread] | [Last in Thread] | [Date Next] | [Date Prev] |
[Next in Thread] | [Prev in Thread] | [Next Thread] | [Prev Thread] |
Am 01.05.2006 um 21:07 schrieb Franz Nahrada:
1.Ich würde bezweifeln, daß man etwas "herausnehmen" kann, ohne ein andereszu unterstellen. - Marx unterstellt im Kapital einen "Verein Freier Menschen" und kann dann natürlich auch eine wechselseitige Abrede über die Arbeit unterstellen.- "Geschenkökonomie" unterstellt vom Terminus her ein Produzieren ohneAbrede.
Ja Franz, voll d'acord. "Herausnehmen" war ein etwas schnell hingeworfener Überfliegerbegriff, womit natürlich die wirkliche Überwindung der Formbestimmung gemeint sein sollte. Aber Marx hat nicht nur vom "Verein freier Menschen" als Zukunftsvorstellung geschrieben, sondern auch von der inneren Zwangsläufigkeit des Kapitalismus, entweder sich dorthin aufzuheben oder zur Barbarei zu verkommen, weil die Anhäufung der Kapitalmasse als Formation toter Arbeit dies nötig macht, weil sie eben ihrem Begriff nach (abstrakt menschliche Arbeit) zur lebendigen Arbeit zurückkommen und diese zunehmend unnötig machen muss, sie also von ihren Aufwendungen zu befreien hat. Und das ist ja heute voll im Gang. Marx setzt selbst schon auf die Produktionsmittel, die, wenn sie wirklich vergesellschaftet werden, den Kapitalismus auflösen, sobald die Menschen dessen innere Vorgänge kapieren, sich dessen also bewusst sind. Die Formbestimmungen platzen überall auf, wo konkrete Arbeitsbeziehungen und hieraus gebildete Lebensformen, Kommunen der Menschen entstehen, sich also auch in den Kommunen selbst entwickeln.
Es kann die Arbeit aber real nur aus dem Wertverhältnis (sie wird wie Duschreibst für das antizipierte Geld geleistet, am klarsten in der vorgfinanzierten Produktion ersichtlich) heraustreten wenn eine Verläßlichkeit der Beziehungen gestiftet ist, die im "Geschenk" gerade nicht gegegeben ist.
genau! Das hatte ich mit "herausnehmen" sagen wollen. Der Prozess zwischen Arbeit und Bedürfnis muss konkret werden, muss zur wirklichen Beziehung der Menschen werden, die nicht über Geld, sondern konkret im Verhältnis von Freiheit und Notwendigkeit geschaffen wird. Nur so wird der Reichtum der Menschen nicht mehr als Warensammlung erscheinen, sondern auch menschliche Gestalt bekommen. Diese kann sich dann zunehmend in der Minimierung von Aufwand entfalten, also die Freiheit zunehmend über das Notwendige stellen, nicht aber völlig auflösen. Arbeit bleibt, aber sie wird der Form nach wirklicher, menschlicher und schöner. So die theoretische Aussage von Marx.
2. Der Unterschied von für sich selbst und für andere ist tatsächlich nur deswegen irrelevant, weil die in freier Software geleistete Arbeit dieMArxsche Kategorie der allgemeinen Arbeit in unmittelbarer und reiner Formrepräsentiert. Marx hat die Entstehung der allgemeinen Arbeit und die Verwandlung der Wissenschaft in die erste Produktivkraft übrigensvorhergesehen; allerdings hat niemand in der Studentenbewegung auch nurentfernt begriffen was damit gemeint ist. Erst heute und nach der mikroelektronischen Revolution und der Verzahnung von materieller und immaterieller Produktion im algorithmischen Automatensystem wissen wirerst was allgemeine Arbeit heißt: "Einmal entdeckt", wirkt ein Programmunendlich weiter und kostet keine Arbeit mehr.
Ja. Aber das "Programm" selbst ist nicht so völlig neu, sondern durch digitale Logik vielleicht eher nur "rein" hervorgetreten. Die Intelligenz eines Algorithmus steckt eigentlich schon in jeder Maschine, die allerdings früher fast nur durch Geldbesitzer erschwinglich war, später auch durch Kreditnehmer und "Leasingpartner". Die Studentenbewegung hat sich m.E. hauptsächlich in der Ablehnung der Computer als hilfreiche Automaten, welche die Revolutionierung der Arbeitszusammenhänge beschleunigen und auch die Wissenschaft und Intelligenz weiterbringen, aus der Welt verabschiedet und war zur Romantik und Nostalgie einer "Kopfarbeit und Handarbeit" und "Werktätigkeit" verkommen, wobei "Kopfarbeit" praktisch nur als Aufklärung durch Information und Naturwissenschaft verstanden wurde. Die Arbeiterbewegung dieser Art hatte nichts mehr mit Marx zu tun und der große Fehler Lenins blieb unentdeckt (siehe "Probleme des Marxismus" auf http://kulturkritik.net). Die Vereinigung von "Kopfarbeit und Handarbeit" war - so begriffen - eine sehr schlechte Floskel dieser Bewegung, die umso schlimmer wurde, je abstrakter sie die Welt wahrnahm. Ich hatte den Streit damals in den selbstverwalteten Betrieben in München und in unserer Druckerei mitgemacht und bin dann (1982) mit einem eigenen reprografischen Betrieb (die Satzwerkstatt) ausgeschieden, die nur durch die digitale Technik marktfähig wurde (und entsprechenden Ärger wegen der Bedrohung von Arbeitsplätzen bekam). Wir ersetzten dort damals tatsächlich zu viert etwa 40 Schriftsetzer, die noch mit Blei arbeiteten und deshalb auch bei schlechter Gesundheit waren. Die richtige Begeisterung für Computer kam aber erst später, politisch explizit wohl bei den Wertkitikern auf.
Ich finde, das Tolle z.B. an Wickipedia ist, dass es momentan zeigen kann, wie gut ein öffentlich kontrolliertes Zusammenwirken funktionieren kann. Das wird aber leider nur solange funktionieren, wie Geld keine Rolle spielt. Nur solange werden die Leute Sinn darin sehen un finden, also solange, wie solche "Entdeckungen" nicht zu Werbemitteln werden.Leider müssen sehr viele Voraussetzungen des Funktionierens der Wikipedia finanziert werden, die Server, die Wartung etc. - es ist richtig daß derwesentliche Produktionsbereich der geldfreie Bereich ist, aber nichts würde mich abhalten zu sagen: Geldfreie Bereiche werden oft durch Kommerzielle Aktivitäten am Leben erhalten. Das wesentliche ist zuschauen, welcher Sektor die Oberhand behält und die Entwicklung beeinflußt.
Ja ok. Ich mach ja selbst auf der kulturkritik.net inzwischen den Kompromis mit Werbung (sogar gegen Kurts heftigen Widerstand ;-)), weil ich sie sonst nicht mehr finanzieren könnte.
Und dahin weist leider immer ein gleichbleibende Logik, dass.nämlich etwas irgendwann im Monetenproblem unterzugehen droht, wenn die Kraft auf Dauer nicht zu einer weitergehenden Entwicklung führt. Das liegt dann wohl auch an den abstrakten Zusammenhängen, die in unserer Gesellschaft immer dann übermächtig werden, wenn die Menschen sich in ihrem Tun nicht weiterbringen, also durch Zerstreiterei schlappmachen, durch politischen Positionen das Süppchen finden, das sie dann für sich kochen wollen, oder ihre Egos entdecken, wenn sie mal etwas in ihrer politischen Seifenkiste erworben haben usw.Ganz richtig. Es ist eine ungeheure und immer neu zu lösende Aufgabe, dienoch niemand bewältigt hat, die aber als notwendige vor uns steht. DieVoraussetzungen werden mit den Kommunikationsmitteln immer besser, sie zu lösen. Wir leben in der spannendsten Zeit der Menschheitsgeschichte, wirliefern uns ein Wettrennen gegen die progressive Selbstzerstörung der alten Welt und ihr Versinken in Chaos und Zerstörung. oder wie Du mit anderen Worten sagst:Ich finde Wikis gut, setzte darauf aber nicht alles und bin dennoch zuversichtlich, dass was Besseres rauskommt, einfach nur, weil jede und jeder begreifen muss, dass es sonst immer schlimmer wird.Ich arbeite seit 2 Jahren intensiv mit Wikis und versuche ein Gegenmodell zur Wikipedia aufzubauen, bei dem es die Möglichkeit gibt, individuelleund öffentliche Projekte synergetisch zu verknüpfen. Ich nenne das das "tiefe Wiki" und habe mit dem Prowiki von Helmut Leitner ein Werkzeuggefunden, dieses Experiment zu wagen. Bis jetzt bin ich nicht sehr weit gekommen, wir tasten und lernen noch, aber ich habe auch dazu beigetragendaß ProWiki freie Software wird. Ich versuche meine Freunde davon zuüberzeugen, an diesem Experiment teilzunehmen, hier sind einige Ansätze:http://www.ourculture.info/wiki.cgi http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi http://www.gesundeerde-gesundemenschen.net/wiki.cgivielleicht möchtest Du auch zusätzlich zum kulturkritischen Lexikon einen virtuellen Arbeitsraum anbieten, da wäre mein Vorschlag es mit ProWiki zuversuchen.
Ich werde mich damit vertrauter machen und drüber nachdenken. Brauche aber etwas Zeit. Es gibt noch zu viel zu tun.
Schönen Gruß aus München nach Wien Wolfram________________________________ Web-Site: http://www.oekonux.de/ Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/ Kontakt: projekt oekonux.de
[English translation] | |||
Thread: oxdeT10849 Message: 13/41 L7 | [In index] | ||
---|---|---|---|
Message 10893 | [Homepage] | [Navigation] |