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Re: [ox] charta dieser liste u.a. (was: Ciao



Hi allerseits,

Bevor ich auch endlich abtauche, noch ein Versuch über die
Sichtweisen von Franz und Karl nachzudenken -- Charta und Manifest
oder Aushalten?

Karl Dietz (2006-05-05 16:06 [PHONE NUMBER REMOVED]):
Franz Nahrada schrieb heute:

Ich bin nach diesen Erfahrungen schwer dafür, daß sich eine
community wie diese zumindest eine minimale eine Verfassung
gibt, ein Manifest schreibt und ihren Zweck kontrolliert, was
unter anderem auch die Aufgabe von Personen sein muß.

Ich finde die charta der ox-liste aktuell ausreichend. es wird
doch nicht automatisch besser mit den obigen ideen. es wird halt
dann besser, wenn sich die leute dran halten. ...

Karl Dietz (2006-05-05 16:44 +0200):
Nöö. ich denke, ich sagte es schon mehrmals. dass eine liste wie
diese hier, sowas aushalten können muss.

Die Liste hält nur aus, was ihre Mitglieder aushalten. Sofern die
Mitglieder sich zum Aushalten eingeschrieben haben.  Ansonsten
hält die Liste nur aus, was den Teilnehmern Spaß macht und geht.
Weil der Teilnehmer sonst erst in Schweigen versinkt, oder
Beiträge leistet, die ihm selber (inklusive ihres Widerhalls)
keinen Spaß mehr machen, und dann geht.

Wieviele Leute sind gegangen, als hier noch mehr inhaltliche
Kommunikation stattfand?  Weil sie sich wohl vorwiegend mit Stefan
Mn. überworfen haben?  Mit der engagierten aber
kooperativen/kommunikativen Buntheit ist auch die Liste verdörrt.
Es gibt immer noch engagierte Teilnehmer, aber es sind andere, und
es werden m.E. immer weniger.  Und der Anteil kooperativer
Diskussionen, der Anteil von Kommunikation sinkt ständig.  Das ist
zumindest mein Eindruck.

Derselbe Prozess hätte stattgefunden, wenn es eine Charta und ein
Manifest gegeben hätte.  Diejenigen, die früher die Diskussionen
hier zum großen Teil getragen haben, sind ja nicht ausgestorben,
sondern haben sich andere Räume zur geistigen Betätigung gesucht.
Ein Aspekt dürfte wohl das Gefühl sein, mit gleichgesinnten reden
und diskutieren zu können, un-"gestört"...  Was unterscheidet
diese "je" gewählten Alternativen noch von dieser Liste?

Was störte die Vertiefung und Weiterentwicklung der Diskussion auf
dieser Liste?  War es die Diversität von Ansichten und
Ausgangspunkten, die Unterschiedlichkeit der Lebenserfahrung und
Bildungsniveau?  Ich glaube nicht.  Aber irgendwas hat die
Diskussion doch über kurz oder lang unfruchtbar erscheinen und
werden lassen.  Vielleicht hat dies was mit dem Gewicht von
Neuankömmlingen zu tun, die sich in den Vordergrund drängen
können, indem man sich gerne mit ihnen auseinandersetzt, aber
dabei von der eigentlichen kontinuierlichen Diskussion abkommt,
ohne es zu merken...  Vielleicht ist nur dieser Punkt wichtig für
den Erhalt virtueller Räume: daß Neueinsteiger und Zaungäste (so
wie ich) nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, in Relation
zu einem Kern von Interaktion, der aus der Ursprungsidee sich
gebildet hat.  Sonst geht dieser ein, es bleibt nur noch Schale,
und die läßt sich beliebig leicht in der Gegend rumpusten, von
jeglichem, dem danach beliebt... möglicherweise nichteinmal
vorsätzlich.  Früher hieß es, man solle sich erstmal ein paar
Wochen in einer Newsgroup oder einem IRC-Channel einlesen, bevor
man eigene Beiträge leistet.  Heute wird hingegen oftmals gleich
die Existenzberechtigung einer Liste in Frage gestellt, wenn
Provokationen `von außen' oder `von neuen' nicht bejubelt werden.  
Oder man kriegt anti-emanzipatorischen Verhalten unterstellt...

Dabei wird an solchen Prozessen nur klar, daß eine _Eigen_dynamik
der laufenden Diskussion sowohl für deren Stabilität als auch für
ihre Entwicklung wichtig ist, und daß die Aufweichung der
Eigendynamik nur zur Labilität und letzlich zum Verfall führt.
Und daß diese Eigendynamik, die notwendig ist, eine bestimmte
kritische Masse von inhaltlichem Gehalt zu erhalten, kein Ding
ist, daß sich von selbst erhält.  Geht diese kritische Masse von
Substanz aufgrund von Ablenkung oder von Zankerei oder sonstwas
flöten, dann wird das, was ich oben Eigendynamik nannte durch eine
Dynamik der Eitelkeit abgelöst... Und alle ernsthaften Versuche,
dies zu verhindern, scheinen bisher noch nicht die Verfallstendenz
aufgehalten zu haben.

Es würde mich interessieren, was Ihr dazu denkt.  Denn ich halte
Mailing-Listen durchaus nicht für ungeeignet für ein
Miteinanderreden, Miteinandernachdenken. Nicht ungeeignet, um
Gedanken und Erfahrungen auszutauschen anstatt hauptsächlich
ideologische oder theoretizistelnde Schläge abzutauschen...

Franz:
Es ist jetzt an derZeit, die Liste zu schließen

Eigentlich diese meine Einlassung gar nicht `on-topic' im strengen
Sinne geplant, aber irgendwie scheint sie sehr `on-topic' zu sein:
wie vermeidet man die Selbstentfremdung in zufällig
zusammengewürfelten oder einfach nur offenen Gruppen?  Der neue
`mode of production', steht nicht zum ersten Mal vor einer solchen
Erfahrung, und sicher auch nicht zum letzten ;-)
Und wenn die Entfaltung der geistigen Kräfte eines der
Hauptprobleme für den Fortschritt innerhalb der alten
Wirtschaftsorganisationsformen ist, dann sind eben neue
Formen nur in dem Maße interessant, wie sie (u.a.) genau dieses
Problem als ihr ursächliches Potential oder als ihren Kern leben
können.  Welche Probleme hat diese Potential also in der Praxis
Oekonux offenbar offenbart?  Und sind sie wirklich mit einer
Charta und einem Manifest zu lösen?

Grüße,
El Casi.
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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