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[ox] Re: "Kapitalismus als pubertäre Form"



Am Montag, 10. Juli 2006 22:11 schrieb Christian:

Wir ignorieren ja auch Christophs P/P-These (obwohl er sie ebenfalls
gebetsmühlenartig wiederholt), und die Gesell'sche Freiwirtschaftslehre,
und die Theorie dass die Sonne sich um die Erde dreht, und die These dass
"Sklaverei eine pubertäre Form der Freiheit" ist (die vermutlich auch mal
irgendjemand irgendwo geäußert hat). Spricht das nun gegen uns? Vermutlich
schon, aber andererseits, wenn man jeden Unsinn immerfort auseinandernehmen
müsste, käme man zu überhaupt nix Konstruktivem mehr...

Als Unsinn  erscheint dir die These, dass "Sklaverei eine pubertäre Form der 
Freiheit" ist, nur deshalb, weil du dabei an Freiheit für die Sklaven denkst. 
Denk doch mal an die Freiheit der Sklavenhalter, und die These  wird in sich 
konsequent und stimmig. Die heutigen Sklavenhalter haben mindestens denselben 
Nutzen durch die Sklaven wie früher, dabei aber viel mehr Freiheit. Sie sind 
frei von diesen schrecklichen Begriffen, keiner nennt sie mehr Sklavenhalter 
und die wenigsten Sklaven erkennen sich als solche. Sie sind frei vom 
schlechten Gewissen, sie müssen nicht mehr den Umgang mit der Peitsche und 
andere direkte Herrschaftstechniken lernen, sie müssen ihre Sklaven nicht 
mehr sehen, sie brauchen sie nicht einmal zu kennen. 

Die Sklaverei hat sich beim Erwachsenwerden entpersönlicht, ist zum 
allgegenwärtigen, aber undurchschaubaren System geworden und nennt sich jetzt 
Wirtschaft. Die Sklaven haben gelernt, sich selbst zu beherrschen 
(gegenseitig und jeder für sich) und entlasten dadurch die Nutznießer der 
Herrschaft von der undankbaren Aufgabe des Herrschens. Diese 
Selbstbeherrschung  (das zivilisatorische Moment) ist genau der Unterschied 
zwischen Pubertierenden und Erwachsenen, deshalb find ich die These garnicht 
so unsinnig.

Wenn du von freier Gesellschaft redest, meinst du damit vermutlich eine 
Gesellschaft, in der alle Menschen frei sind. Du solltest dir aber darüber im 
Klaren sein, daß nicht jeder, der auch diesen Begriff benutzt, dasselbe damit 
meint. Ich hab mich lange gewundert, warum sich ausgerechnet die 
reaktionärsten Bundesländer Freistaat nennen. Bis mir in direkter 
Auseinandersetzung mit einem dieser Freistaaten die Erkenntnis kam, daß 
Freistaat ja nur heißt, daß der Staat frei ist, daß er sich jede Menge 
Freiheiten gegenüber den Menschen in seinem Gebiet herausnimmt.
Ein Grund für mich, die "Freiheit von der Gesellschaft" gegenüber der
"Freien Gesellschaft" zu bevorzugen.

Gruß, Jobst



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