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Re: [ox-de] Re: Nochmal: gesellschaftliche Natur



Jac (2006-08-07 03:43 [PHONE NUMBER REMOVED]):
... Nur gibt es Untersuchungen, die den Hinweis erbringen, daß
andere gesellschaftliche Institutionen andere
Kindheitserfahrungen erfordern (vgl. Lloyd de Mause), als die
Menschen der autoritären kapitalistischen Gesellschaft gemacht
haben. 

Das klingt irgendwie fatalistisch: die Leute, die unter
kapitalistischen Verhältnissen aufgewachsen sind, können also
diesen Untersuchungen zufolge nicht an der Entwicklung von
alternativen Institutionen teilhaben bzw. -nehmen?

Dies legt die Vermutung nahe, daß den indianischen Gesell-
schaften sowohl der Historie als auch teilweise der Gegenwart
ein anderer Umgang mit Kindern zugrundeliegt, der diese völlig
andere Erfahrungen machen läßt - um die demokratischen
Institutionen ihrer Gesellschaften später mit Leben zu füllen.

Inwiefern ist dies aber für uns relevant? (Vor allem im
Zusammenhang mit dem oben gemachten statement?) Welche
Unterschiede gibt es denn, die wir bei einem Vergleich der
indianischen mit unserer kapitalistischen Gesellschaft
berücksichtigen müssen?  Ich nehme nicht an, daß Du die `Rasse'
für einen wesentlichen Unterschied hältst.  Kannst Du mit
Sicherheit sagen, daß ähnliche Erziehungsmethoden in Europa nie
eine Rolle gespielt haben?  Kann es nicht sein, daß dies doch
etwas mit der Art und Weise der gesellschaftlichen Reproduktion zu
tun hat?


Menschen autoritärer Gesellschaften dagegen reproduzieren
Institutionen, die ihre Kindheitserfahrungen mit der Macht
absolut auftretender Erzieher über sie spiegeln - Institutionen,
die die frühkindliche Erziehungssituation in ökonomischen und
sozialen Zusammenhängen erneut reproduzieren.  Selbst die
Demokratie trägt absolute Züge, indem Parteien und in diesen die
führenden Parteimitglieder absolut regieren.

Und welche Relevanz haben die indianischen Erfahrungen für uns,
die wir über gesellschaftliche Entwicklung und Freie Software
nachdenken wollen, aber mitten im Kapitalismus leben?  

Wie würden sie mit der Unzufriedenheit umgehen, die sich in Bezug
auf die Entwicklung dieser Mailing-Liste breit gemacht hat?  (Und
die sich bspw. in den Vorschlägen kollektiver Moderation oder
schlichter Schließung der Liste äußert, aber die sich auch in
offensichtlicher Genervtheit, zunehmendem Austreten und
Sich-Zurückziehen, als auch in einem zunehmend
unversöhnlich-gereizten Umgangston widerspiegelt.)

Wie würden sie mit dem Widerspruch umgehen, daß ihre Institutionen
sich unter kapitalistischen Verhältnissen diesen Verhältnissen
anpassen müssen?

Gruß,
El Casi.
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