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Re: [ox-de] keimform.de: Selbstorganisierte Fülle (3): Vom Immateriellen zum Mat



Hallo Christian, danke für die Artikelserie bis dato. Steht sehr viel
Richtiges drinnen. Aber auch einiges problematische.

Ich hoffe da kommt noch ein vierter Teil denn das Materielle ist noch
nicht wirklich abgehakt. Da sind noch Dinge die unbedingt korrigiert
werden müssen - die so überhaupt nicht stehenbleiben sollten.

Denn Globale Hektare und ökologische Fußabdrücke abstrahieren sehr stark
von der Produktionsweise, sie geben nicht zu erkennen was bei einer
Optimierung des Stoffkreislaufes getan werden kann sondern verbergen alle
wichtigen Umstände.

" Der
ökologische Fußabdruck ist die Fläche auf der Erde, die nötig ist, um den
Lebensstil einer Gruppe von Menschen dauerhaft zu ermöglichen. Also die
Fläche, die benötigt wird, um die Ressourcen, die ich verwende,
anzupflanzen bzw. abzubauen; sowie die Fläche, die gebraucht wird, um den
Müll, der während Herstellung, Nutzung und späterer Entsorgung der von mir
genutzten Produkte anfällt, aufzunehmen und zu absorbieren."

Wie aber wenn es eben keinen Müll gibt?
Und wenn die menschlichen Lebensprozesse Ressourcenproduktiv gestaltet
werden?

Michael Braungart legt gegen die falsche Ontologisierung des ökologischen
Fußabdruckes 
ein dickes Veto ein:

eines von hunderten Beispielen

http://www.utopia.de/magazin/cradle-to-cradle-design-besser-sitzen

"Damit ist Mirra nicht nur ein Bürostuhl, sondern auch die konkrete
Ausformung einer ganzen Philosophie, die "Cradle to Cradle" heißt, zu
Deutsch: von der Wiege zur Wiege. Dieses öko-effektive Prinzip, das
Braungart mit dem amerikanischen Architekten William McDonough entwickelt
hat, orientiert sich am natürlichen Stoffkreislauf. Die Natur kennt keinen
Abfall, denn Abfall ist dort immer gleichbedeutend mit Nahrung. Auch der
Mensch könnte sich vom Abfall befreien, meint Braungart. Vorausgesetzt,
die Dinge, die er produziert, sind frei von Giften und werden in zwei
Stoffkreisläufe getrennt, in ein technisches und ein natürliches System.
Dann wären alle Materialen entweder wieder verwertbar oder kompostierbar."

"Das klingt eigentlich einfach, wendet sich aber fundamental gegen die
öko-korrekten Orthodoxien des Vermeidens, Verringerns und Verhinderns.
Braungart kann der moralinübersäuerten Verzichtsdebatte im Umweltschutz
nichts abgewinnen: "Das ist doch, als würden Eltern ihr Kind nicht zehn,
sondern nur neun mal schlagen." Statt nur die Belastung zu reduzieren,
fordert Braungart ein radikales Umdenken: "Die Natur ist ja auch
verschwenderisch. Ein Kirschbaum zum Beispiel produziert tausende von
Blüten. Wichtig ist, dass das, was in den Boden kommt, auch sauber ist.
Nur so kann es zum Nährstoff werden." Ihm geht es nicht darum, den
ökologischen Fußabdruck des Menschen zu verkleinern, sondern diesen
Fußabdruck als unterstützende Quelle für das natürliche System zu nutzen ?
mit ästhetisch anspruchsvollen Produkten: "Die Leute sollen sich lieber an
guten Dingen erfreuen, statt schuldbewusst durch die Gegend zu laufen." "

Finde ich auch. 

Gerade die Bewegung für freies Design und offene Quellen sollte sich an
diesen Ideen orientieren.

Habe übrigens unlängst ein Gespräch mit Michael Braungart geführt, wo ich
die Proprietäre Verknappung des Wissens um Cradle2Cradle Design
kritisierte.

Er stimmte mir uneingeschränkt zu.

Zumindest in der Theorie haben wir ihn also auf unserer Seite.

Wenn ich mir eine Thematik für den vierten Teil wünschen dürfte dann wäre
es ungefähr so:

* Cradle 2 Cradle als ideales Designprinzip für freie Hardware
* Automatisierbarkeit und biologische und biomorphe Prozesse als
technisches Trägermedium und Leitparadigma ("Paradigma der Pflanze und die
solare Revolution)
* und auch eine Stellungnahme zum bewussten Verbinden von Lebensräumen mit
regenerativen Prozessen, etwas was hier unlängst in einem Thread "Wozu
Autarkie" oder so komplett verständnislos behandelt wurde

beste Grüße aus Wien

Franz

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Kontakt: projekt oekonux.de



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