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Hallo Christian,

ich stimme Dir in fast allem vollkommen zu, und finde das sehr wichtig
dass Du das alles so klar zum Ausdruck gebracht hast. 

Ich glaube allerdings nicht so sehr an die Freiwilligkeit als
wesentliches Medium oder Moment einer Forwärtsbewegung in eine andere
Gesellschaft. 

Eine Freiwilligkeit als bestimmendes Konstituens der Conditio Humana
sozusagen, also nicht als je individuelle motivbildende Disposition
des einzelnen Akteurs, ist wohl erst erreicht wenn die Lebensnot, die
Notwendigkeit der vorausschauenden Vorsorge, in dem Sinne auch
Knappheit von lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen, dauerhaft
und verlässlich überwunden ist, für ganze Volkswirtschaften,
möglicherweise auch auf der ganzen Welt. Post-Scarcity eben in diesem
Sinne: dass diese Notwendigkeit der Daseinsvorsorge für den einzelnen,
also als direkte Vorsorge für die eigene Existenz und/oder der
Angehörigen einer Lebensgemeinschaft (Kinder!), oder mittelbar
als solidarische mitmenschliche Verpflichtung zur Sorge um das Wohl
und die existentielle Sicherheit der umgebenden Gesellschaft entfallen
kann. Und das ist wohl nur durch intelligente "smarte" Automation
erreichbar, jedenfalls ist das ein ganz wichtiges und zentrales
Hilfsmittel. Gedanklich entsteht dann die Idee einer weitgehend
automatisch agierenden, sich selbst steuernden und
wartenden, womöglich auch selbst weiter entwickelnden, lernfähigen
systemischen Maschine, die wirtschaftliche Leistung erzeugt,
jedenfalls in einem solchen Umfang, dass die verbleibende für den
Menschen zu tuende Arbeit und Mitwirkung nicht mehr den Charakter von
Vollzeitarbeit haben muss, sondern eher von gelegentlicher Mitwirkung
nach Bedarf und Zuruf, aus Verantwortung und insofern dann schon
freiwillig, wobei hier aber dann die Grenzen zwischen vertraglichen
Bindungen und Verpflichtungen und rein moralischen Bindungen und
Verpflichtungen fliessend sein werden. Aber: ein Gesundheitssystem z B
aus lauter Freiwilligen, ohne geregelte bindende Zeiten der
Verfügbarkeit und Leistungbereitschaft wird es wohl nie geben. 

Den Unterschied zwischen Leistung und Geldorientierung kann man
innerhalb der Geldgesellschaft aber so durchaus auch schon machen: es
ist durchaus möglich langfristig und nachhaltige Wertschöpfung im Auge
zu haben bei einer Investition, und dabei trotzdem die wirtschaftliche
Tragfähigkeit zu sichern oder sichern zu wollen, es muss also nicht
jedes verdiente Geld stinken sozusagen. Inzwischen ist es allerdings
wohl häufiger so, dass vollkommen unproduktiv und ohne echte
Wertschöpfung investiert wird, und das Geldverdienen bei vielen
Tätigkeiten eine zu grosse Rolle spielt, zu Lasten des Inhaltes der
Arbeit, die getan wird. 

Ein Ausweg sind eben nachhaltige Investitionen, und wenn möglich sogar
welche die genau in diese Richtung die Dinge schieben und
transportieren: Geld und Tauschen allgemein überflüssig zu machen. Da
wären ein paar Ideen gefragt.  
Auf dem Wege dahin würde ich denken dass sich dann so eine Art Hybrid-
Wirtschaft entwickelt: noch kapitalistisch, aber mit immer mehr nicht-
kapitalistischen Einsprengseln.  
Grüsse, 
Ludger         

    

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