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Re: [ox-de] keimform.de: Wie es den Kapitalismus zum Commonismus treibt



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Hallo Stefan N!

Ja, der Fabber ist eine schlechte Metapher, aber ich glaub ich hab Dein
Anliegen verstanden.

Stefan Nagy schreibt:

Mir ging es um nicht mehr als eine Verbildlichung der Rolle der
Warenproduktion im Rahmen einer neuen dominanten Produktionsweise â also
deren BeschrÃnkung auf den Bereich der Materialisierung von kollektiv
Geschaffenem; quasi die Reduktion ihrer Funktion auf die eines
AusgabegerÃtes. Ich hÃtte also ebenso gut einen Drucker, einen Plotter,
eine Bildschirm etc. fÃr mein Bild verwenden kÃnnen, naheliegend war der
Fabber nur deswegen, weil er eben 3D-GegenstÃnde ausgibt.

Du sprichst das zentrale Problem der "Materialisierung" an, lass uns
genauer hinsehen.
Denn Du sagts selbst: die beste Metapher ist immer noch die Fabrik selbst:


Eigentlich geht es mir in diesem Bild ja um den Rest; also alles, was
diesem "AusgabegerÃt" vorgelagert ist â den gesamten Produktionsprozess
mit Ausnahme der anfallenden manuellen TÃtigkeiten, also jenen im
Bereich der unmittelbaren Materialisierung (sorry, ich finde dafÃr
keinen guten Begriffâ). Umsturz der ProduktionsverhÃltnisse heiÃt fÃr
mich also schrittweise Ãbernahme aller sonstigen Teile der Produktion
durch das Kollektiv/Communities.

OK, darÃber sind wir uns also einig, und auch darÃber....


Ich hab jetzt lang probiert diese Vorstellung konkreter auszufÃhren,
aber ich bin mir da mit mir selbst noch zu uneinig â da sind einfach
noch zu viele Konjunktiveâ

...dass das keine leichteSache ist !!

Christian setzt das einfach voraus, wenn er sagt dass die PM immer kleiner
und flexibler
werden und auch individuell/kollektiv angeeignet werden kÃnnen.
( Die RÃckeroberung der Produktionsmittel hat begonnen.)
Das hat ihm von vielen Seiten, auch von dem von mir sehr geschÃtzten
Wolfram Pfreundschuh,
die Kritik eingebracht an der realen Produktion vorbeizugehen.


Ganz grob gesagt gehe ich in meinen recht wirren Vorstellungswelten â
ausgehend von einer Zunahme der Transparenz in Bezug auf
Produktionsprozesse â von der Bildung von Communities/Kollektiven aus,
die sich mit Fragen rund um diese Produktionsprozesse auseinandersetzen,
diesbezÃglich (sinn-orientierte) Kriterien entwickeln & zu deren
Realisierung lose Symbiosen mit WarenproduzentInnen eingehen (das waren
die gegenseitigen AbhÃngigkeitsverhÃltnisse von denen ich fabuliert
habe): sie pushen bestimmte Waren, die ihren Vorstellungen am ehesten
entsprechen und die ProduzentInnen dieser Waren setzen das in
MaterialitÃt um, was diese Kollektive sich so vorstellen. 

Naja, in meinen Vorstellungswelten lÃuft das so Ãhnlich :-)

Ohne dass es zu einer "temporÃren Allianz" von Communities und im Sinn der
stofflichen Resultate produktivem Kapital kommt, wird sich hier nichts
schieben.

Warenproduzentinnen sind nun mal Kapitalistinnen, nenns doch beim Namen.
Und die mÃssen einen  lohnenden Ertrag einfahren oder zumindest in einer 
Welt der Konkurrenz Ãberleben kÃnnen,

Beide Seiten (C+K) kÃnnen einander hochpushen.  Dann wird soches Kapital
auch 
lohnend bleiben.......Aber wie?

Ich suche auch verzweifelt nach AnknÃpfungspunkten in der "wirklichen
Welt".

* IBM, HP und andere Firmen die sich auf das Prinzip freier
Softwareentwicklung eingelassen haben
* van Hippel und die ganze Welt des "User led Designs"

... es fehlt uns ein "Observatorium" dafÃr , auch bei Michel Bauwens p2p
Foundation fehlt *diese*
systematische ForschungstÃtigkeit!

Je besser
diese Symbiose fÃr die WarenproduzentInnen-Seite funktioniert (also im
Sinne der Verwertung), desto eher steigt auch die Bedeutung der
Kollektive in Bezug auf den jeweiligen Produktionsbereich und anders
herum â & diesen selbstverstÃrkenden Prozess treibe ich dann gedanklich
so weiter, bis die warenproduzierende Seite auf die Rolle des
"AusgabegerÃtes" reduziert ist.

Du denkkst ganz genau wie Frithjof Bergmann, der will freilich gleich eine
eigene
Welt von regulÃren Unternehmen schaffen, die "ProduktionscafÃs"
betreiben.
(oder franchisen wie Mc Donalds)

Der will sichs gar nicht anders vorstellen ... soll auch recht sein, in
diesem Sinn 
ist er "Realist".


Naja, das nur zur ErlÃuterung wo ich so herumschwirre; argumentieren
kann ich das derzeit definitiv nicht â das hab ich jetzt lange genug
probiertâ ;)

Es ist auch schwierig ohne materialle Basis.

Ich sehe den Knackpunkt und das Problem darin, dass die Menschen die sich
an solchen Entwicklungsprozessen beteiligen genÃgend Kraft, MuÃe,
Qialifikation und Kommunikationsmittel besitzen mÃssen. An allen diesen
vier Punkten knackt es.

Ich sehe sogar verratene und beschissene Communities, wie die von Emporio,
wo hunderte Menschen rund um die Welt in ihrer Freizeit dazu aufgestachelt
wurden, ihr ganzes Geld in Recherchen und Photos zu investieren, nur damit
sich dann ein paar Leute am BÃrsenwert der weltgrÃÃten
GebÃudedatenbank gesundstoÃen konnten.

Ich sehe eine Verletzlichkeit und LabilitÃt der Communities die sie oft
nicht in die Lage versetzt mit dem kontinuierleichen Entwicklungsweg
komplexer Produkte Schritt zu halten.

Und ich sehe umgekehrt kaum Kapital, das sich wirklich auf diese Basis
einzulassen willens ist.

GrundsÃtzlich gbt es verschiedene Wege hier nach LÃsungen zu suchen.

* Stefan Merten forciert die freien Potentiale aktiver ProfessionalitÃt,
er vertraut drauf dass die Leute die einen Job und eine Existenz haben mit
der Bildung und Duldung ihrer "Atbeitgeber" sich freien Projekten zuwenden
und die Resultate im internen Prozess ihren Firmen zukommen lassen....

* Meine LÃsung sind die "Globalen DÃrfer", quasi "Reproduktionsinseln"
im kapitalistischen Alltag, die schon nach einer demonetÃren Logik
funktionieren und daher dauerhaft intellektuelle KapazitÃten freistellen
kÃnnen und sich an globalen Entwickler- und DesignConnunities beteiligen
kÃnnen (Kloster-Metapher). Hier gibt es AnsÃtze wie Marcin Jakubowskis
"Global Village Construction Set", aber die laufen sehr Low Tech und
absolutistisch. Und sie finden im Bereich schon existierender physischer
Communities kaum Resonanz.

Nur wenn die Communities genÃgend Eigenmacht und StabilitÃt besitzen,
werden Warenproduzenten auch auf siesetzen. Das ist unser "Realparadox"
das wir zu lÃsen haben.,

Komm doch mal bei mir in Wien vorbei. Es gibt genug Entwicklungsarbeit und
Ãberzeugungsarbeit zu leisten.



Franz Nahrada
GIVE Forschungsgesellschaft
Labor fÃr Globale DÃrfer
Wien - Jedlesee



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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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