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Re: [ox-de] Freies Projekt "Premium Cola"



moinsen liste,


Am 11.04.2011 11:33, schrieb Stefan Merten:
Es gibt ja unter uns ein paar Leute, die stets die Bedeutung der
materiellen Produktion betonen. Ich sehe das ja etwas gelassener und
eher als Gegenstand eines historischen Prozesses, aber dieses
Premium-Cola zeigt recht schön, was an gesellschaftlich notwendiger
Arbeit jenseits des schieren materiellen Produktionsprozesses noch
so nötig ist. Noch ein Grund die materielle Produktion nicht
überzubewerten.
ohne premium käme unser produzent nicht an kunden und auch nicht klar
mit der "normalen" bösen wirtschaft da draußen. ohne den produzenten
hätten wir kein produkt. wir sind also voneinander abhängig, und nicht
nur diese beiden seiten, sondern auch händler, spediteure, konsumenten
usw usf; die alle in einklang zu bringen ist unser "kerngeschäft",
und das ist auch bitter nötig, wenn man sich anschaut wie schlecht
die normale wirtschaft häufig zusammenhänge und strukturen regelt ...

uwe im interview: »Open Franchise« heißt dann nur, dass wir das
System kostenlos veröffentlichen, weil es zu gut ist um es für uns
zu behalten, und weil wir uns andere Unternehmen wünschen, die
ähnlich Stakeholder-Konsens-orientiert arbeiten. Natürlich wollen
wir dann aber auch genannt werden, um Premium an sich bekannter zu
machen, deshalb eben Open Franchise.
Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe, aber wenn,
dann ist quasi das Konzept das Freie Produkt dieses Projekts.
so isses. cc-by-sa: http://www.premium-cola.de/betriebssystem/oekonomie
(alle oder einzelne module übernommen von derzeit sechs getränkemarken
und einem zahnbürsten- sowie einem t-shirt-hersteller, alles zwerge :-)

BTW: Was ich dem Interview nicht entnehmen konnte: Ist die Rezeptur
von Premium-Cola Frei?
leider nicht. die gehört http://www.doehler.com - premium ist ja aus
einer beleidigten afri-fangruppe entstanden, nutzt also das gleiche
rezept (fast, es gab eine änderung von apfel- zu phosphorsäure um einer
klage aus dem weg zu gehen), aber die grundrezeptur gehört döhler. die
verraten mir zb nicht woher sie die zutaten haben, sodass ich die kette
dahinter nicht überprüfen kann. nervt kolossal. unser abfüller ist aber
dran, eine alternative zu entwickeln die ähnlich schmeckt und frei sein
könnte. wenn der geschmack passt hätte ich damit wenig probleme, denn
unser hauptprodukt ist was anderes, siehe oben.

Aus den Angaben von Uwe würde ich aus herauslesen, dass die
eigentlichen *NutzerInnen* sich auf der Mailing-Liste nicht groß
beteiligen. Auch das ein verbreitetes Phänomen: Die NutzerInnen sind
schließlich am Produkt interessiert und nicht an dessen Herstellung /
Vertrieb.
für viele user ist wirtschaft außerdem eine echte black box, aus der sie
per internet etwas bestellen, das dann vor die tür gezaubert wird. die
zusammenhänge dahinter sind aber durchaus komplex, sodass user diese
erstmal begreifen müssen; danach reden sie auch intensiver mit. das hat
zumindest ein doktorand so herausgefunden, nach einer strukturellen
analyse von über 7000 mails :-)
http://www.premium-cola.de/betriebssystem/wissenschaft/318-doktorarbeit-laufend-premium-als-open-und-user-innovation

es gibt aber auch die andere seite: user_innen die lernen wollen wie das alles zusammenhängt. für die nehme ich mir gerne zeit, denn ich musste das auch alles erst lernen und bin damit nie fertig, außerdem können informierte user am besten eigene entscheidungen treffen, und / oder was eigenes gründen wenn sie mit bestehendem nicht zufrieden sind.


letztes wochenende war unser offline-jahrestreffen. da kam u.a. raus:
(lange texte scheinen hier ok zu sein, deshalb hab ich die rollen mal dringelassen)

ORGANISATION
gehen wir noch einen schritt zurück und vergleichen premium mit ein
paar anderen opensource-projekten, zeigt sich dass es in allen eine
relativ vergleichbare struktur gibt. von der können wir abgucken und
premium anders strukturieren, damit das ganze zuverlässiger wird.

es soll definierte rollen für die einzelnen kollektivisten geben, an
die wiederum ausführliche "jobbeschreibungen" gehängt werden. diese
sollen intern auch sichtbar sein, sodass jede/r sehen kann wer wofür
verantwortlich ist, und auch wer seine rolle nicht erfüllt. dahinter
steckt die idee, dass zuverlässige leute eine stärkere reputation im
kollektiv haben sollten, was insgesamt zur motivation beiträgt. die
meisten rollen gibt es schon, hier in willkürlicher reihenfolge und
ohne anspruch auf vollständigkeit der beschreibung:

zentraler organisator gibt die generelle richtung im konsens mit
allen vor, entwickelt das betriebssystem, erhält und pflegt die
struktur sowie das kollektiv, macht den marken- und netzwerkaufbau,
arbeitet mit den anderen rollen zusammen, überwacht das funktionieren
und regelt die dinge wo nötig. (das ist trotzdem viel, aber ich bin
auch der einzige der ganz von premium lebt. zwei teilbereiche sollen
noch abgegeben werden, s.u.)

regler(in) nimmt dem organisator und potenziell allen rollen die
arbeiten ab, die regelmäßig wiederkehrend sind und/oder separat
bekümmert werden können. (diese rolle heisst nur auf der webseite
"orga-hilfe", damit anfrager etwas sortieren können und "kleinere"
sachen nicht alle bei mir landen)

buchhalter(in) macht rechnungs- und zahlungsläufe, bearbeitet
sprecherlöhne, führt statistiken, überwacht die kalkulation, bereitet
unterlagen für den steuerberater vor.

(bundes)landregler organisiert und betreut die struktur in einem
(bundes)land, zb schweiz.

sprecher-support betreut sprecher, fordert die nötigen informationen
ein, unterstützt bei organisation und klärung offener fragen,
verfolgt termine, sichert not-betreuung von kunden deren sprecher
sich nicht kümmern. also quasi eine art "vertriebsinnendienst", der
sprecher betreut und unterstützt, und dafür sorgt dass premium
erfährt was in den städten jeweils läuft.

senior-sprecher ist selbst erfahrener sprecher, lernt neue sprecher
kennen und hilft ihnen beim einstieg. (bisher unbezahlt, das muss
anders werden)

sprecher kümmert sich um die betreuung vorhandener und überzeugen
neuer läden, gibt premium die info welche das sind und welche
betreuung sie wollen.

folgende rollen gibt es noch nicht, wurden beim treffen für sinnvoll
befunden, wir müssen aber noch klären ob wir uns die leisten können:

verkauf betreut und stärkt gezielt schwache städte und/oder regionen,
kümmert sich um stabilisierung des systems durch stabilere verkäufe.

kollektives gewissen verfolgt alle beteiligten bzw. deren
zuverlässigkeit und markiert ggf. nicht erledigtes, sodass häufungen
im kollektiv sichtbar werden und als entscheidungshilfe dienen, wer
welche rolle bekommen / behalten soll.


dazu noch direkt aus der treffens-mitschrift:

Zentraler Grund warum Open Source Communities funktionieren = ANREIZE
1. Jede Verbesserung (und arbeit) wird mit Namen getaggt und jemand
bekommt den Verdienst dafür zugewiesen. Jeder der sich einbringt,
gewinnt innerhalb der Community an Ansehen.
2. Ziel von Premium ist sehr nobel = kollektives Ziel, die Wirtschaft zu
revolutionieren.
Dem gegenüber stehen die individuellen Ziele. Diese beiden Ziele sind
teilweise schwer zu vereinen.
3. Demokratie (alles offen), Meritokratie (das was du leistet, wird
sichtbar) und klare Regeln, welche Befugnisse und Aufgaben, die alle
einzelnen Teams haben.
Uwe stellt Annes Aufgabenübersicht vor. Daraus ergibt sich:
Man bräuchte vordefinierte Rollen. Status feststellen muss leicht sein,
bzw. eingepflegt werden. Man soll erkennen können, welche Erfahrung hat
der Kommentator bzw. Schreibende, und wie zuverlässig ist diese/r bei
der Erfüllung seiner Aufgaben.

... das alles heisst aber nicht, dass konsumenten und kollektivisten
nicht mehr mitlesen und mitreden dürfen sollten. dazu steht premium
auch weiterhin; es muss aber mehr verbindlichkeit in die struktur,
und da können wir schön von anderen opensource-projekten abgucken.
nächste schritte sind: 1. eine art "coach" suchen der woanders
opensource in verantwortlicher rolle macht und uns beim
implementieren helfen kann, 2. eine software finden mit der die jobs
und rollen dargestellt und verwaltet werden können. die beiden
vorgeschlagenen lösungen scrumy und openatrium wurden als zu klein
für unsere zwecke bewertet. dann 3. in die buchhaltung grund bringen
und schauen, was wir uns leisten können, 4. das alles umsetzen. wird
schon noch ein streifen arbeit, aber anders gehts m.e. bzw. laut
treffens-konsens nicht mehr ...

... liest hier jemand mit, der/die zu den punkten 1 und 2 was wüsste?

es dankt für info und grüßt


u)



PS: danke fürs mitlesen erstmal. ich konnte keine etiquette finden, hoffe die zitierweise ist ok ...


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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