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Message 00112 [Homepage] [Navigation]
Thread: choxT00112 Message: 1/3 L0 [In date index] [In thread index]
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[chox] Freibier und freie Software



Ingo Lantschner vom VUM Wien hat ein paar Anmerkungen zum Brief von
Hans-Josef Heck an den Münchner OB gemacht. Ich bring das mal
in die Nebenliste, weil es eine lustige Dialektik beinhaltet -
und hier wieder mal in Erinnerung gerufen werden sollte,
also auf der Hauptliste schon behandelt wurde.

Erstens halte ich solche Dinge für eine gute Übung zur Frage
korrekter Argumentation im politischen Raum. siehe unten.
Das mit dem Bier ist eine massenwirksame Metapher, die
 den Münchnern einleuchten sollte....:-)

Weniger gut finde ich den Hinweis daß Freie Software nicht billiger
ist als kommerzielle. ist zwar gut gemeint, weil die Verwechslung
mit Freeware immer noch auftritt, aber die andere Verwechslung 
halt ich für gefährlicher. Es scheint, daß es wirklich nur im Oekonux 
Diskurs gelingt, hier begriffliche Klarheitv zu stiften. Andersrum:
wer nicht über das gegenwärtige Wirtschaftssystem hinausdenkt, kann
eigentlich auch die immanente Logik freier Software nicht darstellen -
egal ob das von Ingo jetzt so gemeint war oder nicht, ist das ein
objektives
Faktum, das ständig in der Argumentation auftritt.
Das sollten wiederum Teilnehmer der oekonux- "Gruppe" oder was
auch immer ernster nehmen als bisher.....denn das begründet auch das
wachsende Interesse von "außen". 

Streng genommen ist nicht die OS Software billig oder teuer; sondern eben 
Bereitstellung, Wartung und Support. Die Software ist im Status
ent-wirtschaftet,
so wie die Straße, auf der wir alle fahren. (noch). Daß für ihre
Herstellung
Ressourcen aufgewendet werden müssen, belegt nur, daß es ganz und gar nicht
genügt, die Welt betriebswirtschaftlich zu betrachten und anzunehmen es
gäbe bei geschickter Anwendung der Marktgesetze kein Außen mehr. Das
Gegenteil ist der Fall. Dann muß man es aber auch so sagen. Nicht die
Software
hat einen Preis. Sondern eine bestimmte Form von Arbeit bringt einen 
sehr beträchtlichen Nebennutzen.

Bei der freien Software werden die meisten Ressourcen aus privater Leistung
beigesteuert, weil eben die Produktivität softwareproduzierender Arbeit
unendlich hoch ist. Die Politik sollte nichts anderes tun als Unternehmen
zu 
belohnen, die diese "Gratisgabe" an die Gesellschaft leisten - indem sie 
freie Software systematisch privilegiert. Es gibt ja sogar einen
Verfassungs-
grundsatz, daß man Ungleiches nicht gleich behandeln darf ;-) (wie das so
ist
mit den Juristen, es gibt für alles und sein Gegenteil eine Regel) 

Im Umgang mit der Politik sollten wir uns auf das Argument einigen:
Unternehmen die
freie Software liefern, verhalten sich tendenziell gemeinnützig und
sollten daher 
bevorzugt werden, bis sich dieses Verhalten verallgemeinert hat. Dann
zählt ohnehin
nur noch Qualität und Leistung. Also eine Art "strategische
Umweltprüfung..."

Franz


Anhang

Brief von Ingo Lantschner:
--------------------------------------------------------

Wenn diese Basis frei und offen
ist, also kostenfrei verteilt und von jedem kontrolliert, verbessert und
erweitert werden kann,

Sehr geehrter Herr Heck,
obiges Zitat stammt aus einem Brief, der von Ihnen angeblich an den
Muenchener Oberbuergermeister versendet wurde. Grundsaetzlich begruesse
ich es sehr, wenn Sie sich fuer offene Software einsetzen, erlaube mir
aber dennoch einige kritische Anmerkungen zu Ihrem Schreiben.

Jedenfalls scheint mir das o.g. Zitat sagen wir einmal halbwahr.
Es ist geeignet einige Verwirrung zu stiften, da es Freie Software (engl.
'Free Software' auch 'Open Source SW' genannt) mit 'Freeware' (ist
kostenlose SW) gleichsetzt. 



So setzen auch Münchner Lehrer schon seit Jahren freie Software an
Schulen ein und haben dadurch erheblich zu Kosteneinsparungen
beigetragen

Freie SW muss nicht zwangslaeufig kostenlos oder billiger sein.  Und
kostenlose oder billige Software (wie der von MS verschenkte
Internetexplorere) muss nicht zwangslaeufig 'frei' im Sinne von offen
sein. Das meiner Meinung wichtigste Argument fuer polit.
Entscheidungstragende ist, dass mit OpenSource-SW lokale Anbieter
tendenziell gefoerdert werden und nicht nur der US-amerikanische
Monopolist profitiert. 
Doch dazu muss man auch sagen, dass OpenSource
etwas kosten wird. Im uebrigen bin ich der Meinung dass qualitativ
hochwertige und dauerhaft gewartete OpenSource-SW nicht billig sein kann.

MfG Ingo Lantschner.


P.S: Die peruanische Regierung plant ein Gesetz, das von allen
administrativen peruanischen Stellen den Einsatz freier Software
verlangt, das geht aus einem Briefwechsel zwischen dem peruanischen
Kongress-Abgeordneten Dr. Edgard David Villanueva Nunez und Juan Alberto
Gonzalez, General Manager von Microsoft in Peru, hervor. Nunez weist in
seinem  Antwortschreiben die Vorwürfe des Microsoft- Sprechers teilweise
scharf zurück. 
siehe http://www.vum.at/it-eza/Dokumente/lima.htm


PPS: Apropos Muenchen: 
'Freeware' is as free as free in free beer. 
'Free Software' is free like in freedom. 
Alles klar :-)


---



Folgend das Schreiben auf welches ich Bezug nahm:
---------------------------------------------------------



Landeshaupstadt München

Herrn Oberbürgermeister Christian Ude
Marienplatz 8

80313  M ü n c h e n
                                                          30.  April 2003



Entscheidung des Münchner Stadtrats
für eine Linux- oder Windows-basierte-Lösung


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

die Tatsache, dass Steve Balmer Sie persönlich aufsucht, kann deutlicher
nicht zeigen, dass die Entscheidung, die München zu treffen hat, in
ihrer Bedeutung weit über die Grenzen von München hinausgeht. Wir
glauben, dass dies eine Entscheidung ist, die ganz Europa beeinflussen
wird.

Im Wesentlichen geht es dabei um ganz handfeste wirtschaftliche
Interessen eines amerikanischen Monopolisten auf der einen Seite und auf
der anderen Seite um die Entwicklungschancen einer unabhängigen und
vielfältigen Softwareindustrie - vor allem auch in Europa - und den
damit verbundenen Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen.

Die Macht von Microsoft hat zu Lizenzbedingungen geführt, die auch von
der Industrie abgelehnt werden. Aber nicht jedes Unternehmen hat die
Möglichkeit, so flexibel zu reagieren, dass es einfach den Anbieter
wechseln kann. Daher ist es wichtig, dass dort, wo aktuell die
Möglichkeit der Wahl besteht, dieser Entscheidungsspielraum genutzt
wird, die Entwicklung freier und offener Software zu unterstützen.

Selbst wenn München alles als Geschenk erhalten würde, wäre dies keine
gute Tat eines Anbieters, sondern klares wirtschaftliches Kalkül. Denn
was immer Microsoft in München auch aufwenden müsste, um den Auftrag zu
erhalten, Europa würde dafür zahlen.


                                 -  2  -

Es gibt afrikanische Staaten, die solchen Geschenken nicht nur
argwöhnisch gegenüber standen, sondern ihnen keinen Glauben schenkten,
weil einfache Überlegungen zeigten, dass ein solches Geschenk
langfristig viel teurer kam, als die Entscheidung für freie und offene
Software.

Eine Entscheidung zu Gunsten von Linux lässt sich allen gegenüber klar
vertreten, selbst ohne jedes politische Argument. Es ist die Entscheidung
für das bessere und das langfristig günstigere Produkt.

Die Entscheidung für Linux ist eine Entscheidung für ein Betriebssystem.
Betriebssysteme sind die Grundlage für jede Art von elektronischer
Informations- und Datenverarbeitung. Wenn diese Basis frei und offen
ist, also kostenfrei verteilt und von jedem kontrolliert, verbessert und
erweitert werden kann, dann schafft dies für viele Benutzer erst die
Möglichkeit, diese Medien zu nutzen, und in der Softwareindustrie haben
auch kleine Entwickler eine Chance. Darüberhinaus werden die
Fortschritte, die die weltweite OpenSource-Entwicklung erbringt,
umgehend für alle kostenlos nutzbar.

So setzen auch Münchner Lehrer schon seit Jahren freie Software an
Schulen ein und haben dadurch erheblich zu Kosteneinsparungen
beigetragen - eine Entwicklung, die sicherlich nicht gebremst werden
sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Hans - Josef  Heck

Stellvertretender Vorsitzender

Freie Software und Bildung e.V.

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Ingo Lantschner
Verein zur Unterstuetzung von Menschen
	
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