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Re: [ox] begriffe



Pit Schultz schrieb:
 
vielleicht wuerde es sinn die einzelnen threads aufzuteilen,
was sind unsere haupthematiken? 

Das läßt sich wirklich nicht mit einem Satz sagen, offensichtlich. 
Du hast ja versucht, das aufzuteilen. Ganz gute Idee. Da war also:

selbstaufloesung des kapitalismus

Ich glaube, das ist wirklich nicht nötig darüber zu reden. Entweder er
tuts, dann is jut (also, hüstel, ich meine, wenn er was nettes übrig
läßt nach der Selbstauflösung). Oder er tuts nicht, dann befinden wir
uns da, wo wir jetzt sind. Streichen wir das Thema, oder mag das jemand?
 
historisch-materialistischer ansatz

um eine banale provokante these aufzustellen, der materialismus
marxens haelt mit dem informationszeitalter nicht mit und gehoert
in die mottenkiste der geschichte der industrialisierung.

Nee. Nicht so schnell. Nicht das ich alles richtig fände, was der Mann
gesagt hat, aber vieles ist doch wirklich unschätzbar klug und erklärt
eine ganze Menge ziemlich gut. Auch im Informationszeitalter. Nicht in
die Mülltonne treten, bevor das nicht geklärt ist (kleines Plädoyer für
Menschen, von denen gesagt wird, die Geschichte habe sie widerlegt....)
Also, Frage: Was genau ist der Materialismus ? Wo taugt er nicht mehr
und warum?

Eigentum

denn digitaler code stellt einen historischen bruch dar fuer den ich
jedenfalls keinen konkreten vorlaeufer kenne.

Das schwirrt hier in vielen Mails: Der Gedanke, eine neue Art der
Produktionsweise, hier digital, immateriell oder wie auch immer, könne
zu einer neuen Art von Vergesellschaftung der Produktion führen. Wieso?
Freie Software ist keine Ware, hat Stefan Meretz gesagt. Das ist
richtig. Aber was ist es dann ---- hierzulande? Wenn nicht einfach ein
"öffentliches Gut"? Ganz unaufregend.  

waere es moeglich den weg nochmal zurueck zu gehen in der
geschichte des rechts und die genese des privateigentums
vs. allgemeineigentums bzw. der nutzungsrechte/pflichten
zu untersuchen...
 
Schön. Wer würde das übernehmen? :-) 
rationalismus der neoklassischen oekonomie

integriert und damit kannst Du jetzt posthum alles als rational
erklären, was der Mensch tut - je nach Ideologie. Das Problem daran, daß
man alles erklären kann, ist leider, daß es nichts mehr erklärt. :-)

das spannende ist dass sowohl informatik wie oekonomie ja groesste
schwierigkeiten haben sich ueberhaupt als "theorie" zu behaupten.
sind es nicht eher eine reihe von "praktiken", erfahrungswerte, die
je sich je ihre grundlagen zusammensuchen um "probleme zu loesen".
vielleicht kann dazu mal jemand aus der akademie was sagen?

Na, das ist ja das Problem. Zumindest die Ökonomen bieten regelmäßig die
Grundlage für "Tips". Sie malen ihre Kürvchen, abstrahieren von der
Realität und sagen, das das alles eh nicht "wirklich" sei und was aber
macht der Wirtschaftspolitiker? Schaut sich eins der Kürvchen an und
plädiert für Lohnsenkung, weil laut Krümmung der Kurve die Beschäftigung
dann steigen soll. Und wenn es nicht passiert (was ja meistens der Fall
ist), war garantiert nicht der falsch angenommene Zusammenhang schuld.
Sondern die hohen Staatsausgaben für....ja, sagen wir mal die
Sozialausgaben. Die sind immer gut als Sündenbock. 

Nicht so sehr, daß Ökonomie keine Theorie ist, ist das Problem, sondern
daß sie (vielleicht noch nicht mal immer gewollt) der Praxis so
zuarbeitet.  

sind bestimmte Jobs beliebter als andere bei weniger Lohn? Der
Reduktionismus der Oekonomen alles in Geldkreislaeufen zu denken ist
gerade in der "Informationsgesellschaft" problematisch.

Na, nicht nur da.

es ist nichts neues dass der Kapitalismus aehnlich eines Hurricans
in seinem Zentrum sein Gegenteil beinhaltet, z.b. neue Produktionsweisen
entwickelt die ihn an seine eigenen Grenzen bringen und die es gilt
aufs neue zu oekonomisieren. Immer wieder werden damit Produktivitaets
schuebe wirksam, findet eine "Verfluessigung" statt, werden ploetzlich
ineffiziente Bereiche stillgelegt. Der Kapitalismus beruht darauf sein
Kritiker in sich aufzunehmen und dadurch noch staerker zu werden.
einfach mal Schroeder/Blair fragen...

Dann meinst Du also, es ist ein Prozeß: Freie Software ist erst was
neues im alten, dann wird es als neue Produktionsweise seine
kapitalistische Verwertung finden (wie auch immer ist jetzt egal) um
dann wieder Teil der alten, kapitalistischen Produktionsweise zu
werden....Insofern also ein Totgesang auf all die romantischen,
verklärten Hoffnungen? Klingt aber sehr plausibel. 

Hm. Also, Transaktionskosten sind kein Geld, sondern "Aufwand". Ganz im
neoklassischen Sinne, in dem es kein Geld (monetär, klimper...) gibt,
sondern nur "Kapital".

super das ist genau die Info die mir fehlte... Grundlagen!
kann das ins glossar? Ist GNU/Linux eine Form von Kapital, wenn ja
wem gehoert es?

Ich glaube, im neoklassischen Sinne ist GNU/Linux schlicht ein Produkt,
hergestellt aus dem Humankapital "Arbeitskraft" und mit Hilfe dem
Sachkapital "Maschine (Computer) und Gebäude (Haus, Büro)" und gehören
tut es der Öffentlichkeit, weil es ist ein öffentliches, für alle frei
zugängliches Gut...auf alle Fälle und das ist glaube ich ein wichtiger
Punkt: Die Transaktionskosten sind gleich null. Weil weder
Eigentumsrechte gesichert werden müssen, noch muß quantitativ gemessen
werden, damit es aufgeteilt und abgegrenzt und angeeignet werden kann.
Wenn die Transaktionskosten gleich null sind, dann ist laut Neoklassik
der Idealzustand des freien Marktes erreicht. Irgendwie dreht sich hier
alles im Kreis...Versteht das noch einer? Die Neoklassik als verkappte
Kommunisten? Und wir haben es alle nicht gemerkt? Tsts...Schlafmützen!

der trick ist die transaktionskosten gegen null laufen zu lassen
und sich ganz der entwicklung und optimierung zu widmen, d.h.
wissen frei zirkulieren zu lassen.

Ja, eben. Aber nach der Neoklassik können die Transaktionskosten nur
dadurch gegen Null gehen, wenn der Staat dafür sorgt, daß die
Eigentumsrechte hundertprozentig abgesichert werden und sich jeder
darauf verlassen kann und alle Unsicherheiten abgebaut sind, das
staatliche Gewaltmonopol also wirkt und durchgesetzt ist...also. Die
meinen das schon nochmal anders....nach der Neoklassik ist Freie
Software ein Exot. Paßt net ins Modell. Das ist alles.

damit der zu messenden phaenomene. linux finden zwar innerhalb des
digitalen aber zum teil ausserhalb oekonomischer transaktionskalkuele
statt. kann man das so sagen?

...ja, das, was man nicht messen kann, bleibt im Gemeineigentum, weil
die Messungskosten zu hoch sind für den Staat. Dies aber ein Dilemma
nach der Neoklassik, weil Gemeineigentum Anreize zur Überausbeutung und
Verwahrlosung ausübe und daher nicht effektiv sei.....

Grüße
Sabine




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