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OS und Kommerz (was: Re: [ox] Ueberlegungen zur Liste (de))



Hi Oliver et al.!

Yesterday Oliver Hillmann wrote:
On Mon, 26 Jul 1999, Pit Schultz wrote:
aber klar, das heisst, dass man sehr vorsichtig sein muss von operating
systems auf social systems zu schliessen und von open source auf open
economy. gerade in der universalisierung eines modells liegt ja die
chance aber auch die gefahr. in postmoderner auslegung sagt man halt
open source ist ein lokales wissensgebiet hat aber nichts zu tun mit
open markets, und ideologien, also grosse erzaehlungen gibts eh nicht mehr.

(Da kann ich ja beinahe wieder konstruktiv werden.. :) Anmerke: Genau
gegen eine solche Übertragung der Entwicklungsprinzipien freier Software
auf andere Bereiche hat sich Herr Stallman in einem klitzekleinen
Interview vor dem eigentlichen Vortrag ausgesprochen...

In seinem Vortrag hat er ja auch davon gesprochen, daß er da keine
Verbindungen sieht - ein Standpunkt, den ich fair finde - wenn ich ihn
auch nicht teile ;-) .

Mir deucht, daß Du nicht nur mit dem Fremdwörterbuch neben der Tastatur
schreibst, sondern vielleicht auch die OSS Scene etwas über einen Kamm
scherst?

Das ist das Hauptanliegen meiner Mail ;-) .

Gibt es denn überhaupt eine halbwegs einheitliche OSS, gerade was
Motivation und 'ethisch-grundsätzliche Indifferenz' angeht? Gilt für
Mozilla, Apple, *BSD, Troll Tech etc. in dieser Hinsicht das gleiche? Und
wieso 'scheitern'? In welcher Hinsicht? (Kommerzieller) Erfolg, Anspruch
(und das gerade bei vorgeworfener Indifferenz?)?

Um die lästige Dikussion um jedes Detail der mittlerweile reichlich
existierenden Lizenzmodelle, würde ich vorschlagen, daß wir uns auf
einen, möglichst weiten Begriff einigen. Die GPL bzw. LGPL scheint mir
dafür am besten geeignet - oder?

man kann aber sagen (wenn ich Sabine recht versteht) dass der "tausch", des
freien kopierens, alleine schon ein oekonomischer prozess ist. das ist
rishabs richtung.

Teilhabe am bisherigen Produkt gegen freiwillige Mitwirkung mag als Tausch
verstanden werden können.... Hilft uns dieses Verständnis weiter?

Das ist ja gerade *nicht* die Idee von Open Source / Free Software.
JedeR kann sie benutzen auch ohne einen Beitrag geleistet zu haben -
so wie bislang ich z.B. auch. Wie lange schwöre ich jetzt schon auf
den `gcc' ;-) .

prozesses ist. Vielleicht geht das auch alles zu weit und man interpretiert
zu viel in diese kleine und durchaus hilfreiche Softwareentwicklungs
innovation.

Womöglich! Vielleicht ist das kapitalismuskritische Festkrallen am
OSS-Phänomen und die Hoffnung auf dessen Verallgemeinerbarkeit die Suche
nach dem 'Heil' in der Nähe 'pragmatischer Wissensgebiete', die Du ja
weiter oben herbeizitierst, da eben auch alle theoretische
Kapitalismuskritik gerade ziemlich ins Leere greift...?

Welche Kapitalismuskritik meinst du greift ins Leere? Da doch mal
andersrum gefragt: Was ist eigentlich gut am Kapitalismus? Täglich
35,000 tote Kinder *ohne* besondere Kriege oder vergleichbare primäre
Barbareien sind m.E. das vernichtenste Urteil, das einer weltweiten
Ideologie so ausgestellt werden kann.

Und konnte mensch bis in die 70er noch glauben, daß sich das alles
schon richten werde, geht es seitdem ja doch bergab - mittlerweile
immer schneller.

Bei diesem Internetvergleich fällt mir doch glatt ein, daß das Internet
als solches - wenngleich als Rüstungsprojekt gestartet - doch alsbald vor
allem akademisch und offen genutzt wurde. Und ein Artikel auf
http://www.heise.de/tp gemahnte mich jüngst (holla.. :) wieder des
Umstandes, daß im Prinzip das gesammte Internet auf freien, quelloffenen
Standards und Implementationen fußt. Eingedenk dieser Tatsache (hust!) und
alarmiert über die Zukunft von GNU und OSS möge mensch dann mal die
Aolisierung (sprich: Kommerzialisierung) desselben betrachten.

Von der ja nun aus meiner Sicht weiß Gott nicht die Rede sein kann.
Seit ca. zwei Jahren höre ich immer wieder, daß jetzt der große
Kommerzialisierungsschub im Internet bevorsteht. Klar ist inzwischen
mehr kommerzielles im Netz und sicher wird eCommerce sich auch noch
weiterentwickeln. Ich schätze vor allem ein breit akzeptiertes
Geldsystem im Internet wird hier zu weiteren Durchbrüchen führen.

Aber außer einem Börsen-Hype, der ob seiner nicht-existenten Gundlage
- mensch könnte angesichts der märchenhaften Überbewertung der
dot-com-Aktien glatt von einer Prekarisierung der Finanzmärkte
sprechen - ist m.E. bisher keine gravierende Umwälzung eingetreten.
Nach wie vor gibt es massenhaft kostenfreie Angebote; bei weitem mehr
als kostenpflichtige. Es ist nach wie vor und immer leichter möglich,
für wenig bis kein Geld im Internet zu surfen und z.B. Mailing-Listen
zu betreiben - diese hier als lebendes Beispiel.

Also ich kann nur sagen, daß ich diesem ganzen Gerede von der
Kommerzialisierung des Internets bisher nicht viel abgewinnen kann.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan





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