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Persoenliche Hintergruende (was: Re: [ox] das Wesen des Menschen)



Hi Markus!

Last week (8 days ago) Markus Lauber wrote:
Stefan Merten wrote:

Eine sehr wichtige Erfahrung für mich war z.B. meine fast zehn Jahre
lange wöchentliche Beschäftigung mit "meiner" kleinen, lokalen
AnarchistInnengruppe. Da habe ich viel über tiefe Freiheit,
Selbstorganisation, Konsensorientierung, Kooperation, Offenheit,
Menschlichkeit, gegenseitiger Aufmerksamkeit, Verantwortung für sich
[..]
Zum guten Teil daher rührt mein tiefes Wissen, daß Menschen zu all
diesen Dingen prinzipiell in der Lage sind, vor allem aber daß ganz
viel davon auch gelernt werden kann - es ist eben Bestandteil der
Kultur.

Oder dies koennte die historisch eher belegte Erfahrung bestaetigen, dass
die Selbstorganisation 'alternativen' Lebens auf einer freiwilligen Basis
nur bei sehr ueberzeugten (zumeist religioes motivierten) Gruppen ueber
laengeren Zeitraum gelingt. Sehr gut studieren laesst sich dies an der
Entwicklung utopischer Siedlungsgruendungen in den USA. Die sozialistisch
oder sozialutopisch motivierten sind samt und sonders nach wenigen Jahren
wieder verschwunden.

Als historische Konsequenz hat sich ja etwa auch Robert Owen vom
selbstorganisierten Gruenden guter Kommunen der Mitwirkung am Aufbau der
englischen Arbeiterbewegung zugewandt.

Da habe ich mich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt.

Was du anführst, das war diese Gruppe gerade *nicht*. Wir waren keine
Überzeugten - vielmehr würde ich uns als (radikal) Fragende
bezeichnen. Es war sogar eher so, daß die am ehesten Überzeugten mit
als erste wieder gegangen sind.

Davon abgesehen haben sich unsere Aktivitäten im wesentlichen auf das
wöchentliche Treffen beschränkt und schon von daher ist das nicht mir
deinen Beispielen zu vergleichen, die ich im übrigen ähnlich
einschätze wie du.

Was mir nochmal wichtig wäre zu betonen: Das, was sich da entwickelt
hat, entsprang unseren Bedürfnissen. Und wir waren sicher keine
abgedrehten Polit-Fuzzis wie sie in der autonomen oder auch ML-Szene
im Dutzend billiger zu kriegen sind. Mit denen hatten wir eher
regelmäßig Probleme, weil sie unsere individuelle Freiheitlichkeit
nicht in ihre starren Schemata pressen konnten ;-) .

Ich sehe

Wo? Hier? Wenn ja, wo genau?

momentan leider eine Tendenz hinter diesen historischen Schritt
zurueckzugehen und wieder Selbstheilungskraefte und (utopische)
Gemeinschaften zu propagieren,

Das kann aber nicht hier sein. Wer redet denn hier von utopischen
Gemeinschaften? Im Gegenteil: Da würde ich mich auch eher gegen wehren
und ich werde nicht müde zu betonen, daß die Leute, die Freie Software
schreiben eben *keine* utopische(n) Gemeinschaft(en) sind und das i.a.
auch weit von sich weisen.

Und die Eigenbewegung der Gesellschaft wirst du ja wohl kaum als
Selbstheilungskräfte bezeichnen. Oder darf's doch nur die Avantgarde?

satt sich mit den Fragen von Macht,
Verteilung und Organisation zu befassen.

Na ja, genau das tun wie ja hier. Mindestens wird es immer mal wieder
eingefordert.

Und was Freie Software betrifft: Verteilt wird sie nicht, sie liegt
quasi rum. Organisieren tut sie sich schon und braucht niemenschen
dazu und die Macht haben die EntwicklerInnen längst in die eigene Hand
genommen - um sie dort zu neutralisieren. Noch Fragen ;-) ?


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan

PS: Mich interessieren eure Hintergründe wirklich. Ich würde ganz
gerne die Menschen kennenlernen, mit denen ich hier fast täglich zu
tun habe.


----------------------
http://www.oekonux.de/



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