Re: [ox] Re: Herangereifte Widersprueche in der buergerlichen Gesellschaft (w...
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Tue, 14 Nov 2000 08:18:58 EST
Hallo Thomas und allerseits
In einer eMail vom 14.11.00 02:05:05 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt
sloyment gmx.net:
Ich bin auch dafür, Informationsprodukte möglichst allgemein und für die
> NutzerInnen weitgehend kostenlos zur Verfügung zu stellen, aber auf
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Darum geht es gar nicht. Ein Programm ist Frei i.S.d. FSF, wenn es
folgende
Kriterien erfüllt:
Schon ok., aber hier ging es eben nicht nur um Software, sondern v.a. um
Texte, Musik etc. und die Frage, wie man zur gewerkschaftlchen
Interessenvertretung von UrheberInnen und zur GEMA etc. steht.
> absehbare Zeit wirft das notwendig die Frage auf, wie das Entgelt für
> professionelle UrheberInnen organisiert werden soll.
Programmieren als bezahlte Dienstleistung, als Handwerk. Die Idee stammt
noch
aus der Gründungszeit der FSF, vom Heiligen Saint Ignucius persönlich.
Seh ich prinzipiell ähnlich, auch für og. UrheberInnen. Also angemessenes
Entgelt. Die Frage ist, wie das am sinnvollsten gesellschaftlich zu
organsieren ist, konkret: Wer zahlt wem wieviel bzw. wer entscheidet das, und
woher kommt das Geld?
Bei Journalisten etc. ist sogar eine Finanzierung durch den Verkauf von
Exemplaren möglich -- wegen des Zeitvorteils. Die Zeitung, d.h. die Texte,
das Layout usw. wird erst dann Frei-gegeben und maschinenlesbar
veröffentlicht, wenn die Zeitungen schon in den Kiosken liegen. Bis dann
die
Konkurrenz die Maschinen angefeuert hat, sind schon alle Exemplare
verkauft..
Aber gerade wenn künftig hier Verbreitung übers Netz immer wichtiger wird und
dann zumindest in Teilbereichen erheblich zu Lasten der Papierauflagen geht,
wird es nicht mehr funktionieren, dass dies wie bisher von den KäuferInnen
der Printausgaben unfreiwillig mitfinanziert mit.
> Im
> Wissenschaftsbereich sind immer noch viele durch HoschullehrerInnenposten
> etc. abgesichert,
Also fehlen nur noch Romanautoren, Musiker, Künstler usw.
Außerdem auch noch JournalistInnen und sonstige PublizistInnen,
FotografInnen, Filmleute usw. Insgesamt "nur" ein paar hunderttausend Leute.
Ich denke aber, daß auch noch weiter ausuferndere Wissenshorterei nichts
an
der heutigen Brotlosigkeit ihrer Kunst ändern würde. Mein Favorit wäre in
diesem Zusammenhang eine allgemeine Grundversorgung für alle.
Bin ich skeptisch, ob das als gesellschaftspolitische Orientierung sinnvll
ist, das wäre aber ein anderes Thema. Jedenfalls stellt sich hier wieder die
Frage nach der Höhe und damit den Kosten und nach der Finanzierung.
> Außerdem halte ich, aber das ist ein anderes Thema, für illusionär, von
der
> Spezifik von Infomationsprodukten so schlicht zu abstrahieren, wie es
hier
> in einigen mails geschieht, und darauf Sozialutopien aufzubauen.
Materielle
> Produkte kann man leider nicht so einfach und fast umsonst vervelfältigen
> wie Informationen,
Da tut sich einiges. Gedruckte und integrierte Schaltungen ähneln schon
stark
der industriell gepreßten CD (oder eher einer Schallplatte, denn das
Werkstück taugt nicht selbst als Kopiervorlage). Bei mechanischen
Apparaturen
(z.B. Autos) ist das noch etwas anderes, die sind vom Fertigungsaufwand
noch
mit Röhrenradios vergleichbar. Zum einen könnte man durch moderne
Elektronik
noch viel Mechanik einsparen, zum anderen wird es sicher in der Mechanik
noch
Basiserfindungen (so wie gedruckte Schaltungen, Oberflächenmontage, ICs
usw.
in der Elektronik) geben, die die Herstellung vereinheitlichen und damit
CAD,
CAM, CIM vorantreiben.
> und das ist auch in absehbarer Zeit und z.T. prinzipiell
> nicht möglich, und Software (auch Freie) und Geld haben eines geminsam:
man
> kann sie nicht essen.
Darum darf es nicht bei den kaum nahrhaften Bildschirm- und
Druckerausgaben
bleiben.
Da scheint mir in der Debatte schlicht verbreitete Ignoranz über den
Energie-, Ressourcen- und Arbeitsaufwand zu herrschen, der mit der
menschlichen Lebensweise verbunden ist, auch wenn man viel mehr oder weniger
Überflüssiges streichen würde. Übrigens ist gerade auch die Produktion von
Computer- und Kommunikationstechnik ökologisch eine ziemliche Sauerei. Ich
halte es für unmöglich, eine Produktions- und Lebensweise zu entwickeln, die
nicht einerseits erheblichen (aber erheblich reduzierbaren, aber nicht als
quasi automatisches Resultat von IT und Automatisierung) Stoff- und
Energiedurchsatz hat und andererseits menschliche Arbeit in erheblichen
Volumina und eine differenzierte gesellschaftliche Organsiation erfordert
Freundliche Grüße
Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844
_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de