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Re: [ox] Re: Herangereifte Widersprueche in der buergerlichen Gesellschaft (w...



Hallo Thomas,

In einer eMail vom 16.11.00 01:51:06 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt 
sloyment gmx.net:

und die Frage, wie man zur gewerkschaftlchen
 > Interessenvertretung von UrheberInnen und zur GEMA etc. steht.
 
 Nein, darum geht es nicht. Die Gewerkschaften sollen die Interessen aller 
 Menschen vertreten und sich für geringere Arbeitszeit und höhere Löhne 
 einsetzen, solange diese Menschen noch Zeit mit Lohnarbeit verbringen 
müssen,  
 weil Löhne ihre Lebensgrundlage sind. Ferner sollten sie aber auch ein 
 Überwinden dieses Zustandes anstreben.

Darum ging es in der Bezugsmail durchaus. Die UrheberInnen, um die es mir 
hier v.a. geht, sind überwiegend nicht lohnabhängig beschäftigt bei einem 
Verlag oder so, sondern als Freie im Sinne von mehr oder minder freiwillig 
Selbständige tätig und verkaufen ihre Werke gegen Honorar an Verlage oder 
andere. Ich finde sinnvoll, dass Gewerkschaft sich auch um solche abhängig 
Selbständigen kümmert. Die Höhe des durchsetzbaren Honorars hängt oft auch 
von der Auflage ab (v.a. bei Büchern und Musik), die durch Kopiererei, 
elektronische Verbreitung etc. negativ betroffen ist. Es ist m.E. völlig in 
Ordnung, dass sie also auch von den diesen NutzerInnen ihrer Werke auf 
irgendeine Weise ein Entgelt haben wollen. Und das scheint mir das Verfahren 
bei VG Wort und GEMA zumindest praktikabel zu sein. Wenn man das ändern will, 
muss man eine andere Honorierung allgemein durchsetzen, also z.B. ausreichend 
hohe pauschale Entgelte, die nicht auflagenabhängig sind. Fragt sich dann, 
wer die zahlen soll, denn bei kleinen Auflagen können die Verlage das dann 
nicht tragen. Also müssten entweder die UrheberInne direkt oder die Verlage 
entsprechend öffentlich subventioneirt werden. Das läuft letztlich darauf 
hinaus, den gesamten Mediensektor quasi in öffentlich-rechtliche Formen zu 
überführen, eine wohl auch nicht unproblematische Vorstellung. Da das dann 
über Steuern finanziet werden müsste, wäre das auch noch pauschaler als jetzt 
(allerdings vielleicht sozialer, wenn die Besteuerung einkommensprogressiv 
wäre). Jedenfalls so einfach wie du es dir machst ist das eben alles nicht. 
Deine Beispiele sind keineswegs allgemein übertragbar.
 >
 > Aber gerade wenn künftig hier Verbreitung übers Netz immer wichtiger wird
 > und dann zumindest in Teilbereichen erheblich zu Lasten der 
Papierauflagen
 > geht, wird es nicht mehr funktionieren, dass dies wie bisher von den
 > KäuferInnen der Printausgaben unfreiwillig mitfinanziert mit.
 
 Die Zeitungen im Web (z.B. www.bild.de) sind großteils vom Aufbau her 
total 
 vermurkst. Es ist kaum möglich, sich die ganze "Zeitung" von vorn bis 
hinten  
 durchzulesen.

Betrifft weniger Tageszeitungen als Fachpublikationen, die eh nicht 
regelmäßig von vorne bis hinten gelesen werden. Ich meine, wenn niemand diese 
neuen Medien nutzt, weil alle, die Interesse an den Texten etc. haben, sich 
eh die Printausgaben kaufen, warum reden wir dann darüber? Das ist einfach 
nicht so.

 Insgesamt "nur" ein paar hunderttausend Leute.
 
 Wie im Steinkohlebergbau? Ich habe gehört, es wäre billiger, allen 
Arbeitern 
 in diesem Bereich eine Sofortrente zu verpassen, als diesen 
Industriebereich 
 künstlich am Leben zu erhalten.

Das ist ein anderer Thema, über das wir auch streiten könnten, trifft hier 
aber nicht, weil der Mediensektor, um den hier geht, ein expandierender ist 
und alles andere als künstlich am Leben erhalten. Du vertritts faktisch ein 
Programm, eine große Zahl von Leuten um relevante Teile ihres Einkommens zu 
bringen, für deren Produkte durchaus gesellschaftliches Bedürfnis da ist 
(egal, ob du oder jemand sonst persönlich die Produkte für Schrott hältst).

Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

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