Re: [ox] Die Anwendbarkeit der Werttheorie in der Informatik
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Wed, 22 Nov 2000 05:52:54 EST
Hallo Stefan,
du schriebst:
Wenn die Freie Software gesellschaftlichen Gebrauchswert hat und der
> Gesellschaft zur Verfügung steht, m.E. ja.
Das durchzieht deine Beiträge und ist IMHO falsch: FS hat _keinen_
Gebrauchswert, weil sie keinen Wert hat! Gebrauchswert und Wert ist
ein analytisches Begriffspaar, sie existieren _nie_ als
eigenständige Entitäten. FS ist nützlich, aber sie ist aus der
Verwertung faktisch draussen, weil sie unknapp ist (mal von dem
knappen Drumherum abgesehen) und damit _wertlos_, eben auch
_gebrauchswertlos_.
Das seh ich anders. Man kann selbstverständlich theoretisch Wörter definieren
wie man will, aber im allgemeinen linken, jedenfalls marxistischen
Sprachgebrauch ist deine Sicht falsch. Bzgl. Marx ist das auch völlig
unumstritten, dazu braucht man kein besonderer Kenner zu sein, steht
expilizit im Kapitel 1 des Kapital I, unten ein Zitat. Ich halte auch in der
Sache die Unterscheidung von Wert und Gebrauchswert für extrem wichtig, schon
weil das von mainstream-Ökonomen ständig durcheinandergeworfen wird und dabei
dann oft ziemlicher Unsinn rauskommt. Jetzt das Marx-Zitat, MEW 23, S. 55:
"Ein Ding kann Gebrauchswert sein, ohne Wert zu sein. Es ist dies der Fall,
wenn sein Nutzen für den Menschen nicht durch Arbeit vermittelt ist. So Luft,
jungfräulicher Boden, natürliche Wiesen, wildwachsendes Holz usw. Ein Ding
kann nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Ware zu sein. Wer
durch sein Produkt sein eignes Bedürfnis befriedigt, schafft zwar
Gebrauchswert, aber nicht Ware. Um Ware zu produzieren, muß er nicht nur
Gebrauchswert produzieren, sondern Gebrauchswert für andre, gesellschaftliche
Gebrauchswert. {Und nicht nur für andre schlechthin. Der mittelalterlichen
Bauer produzierte das Zinskorn für den Feudalherrn, das Zehntkorn für den
Pfaffen. Aber weder Zinskorn noch Zehnkorn wurden dadurch Ware, daß sie für
andre produziert waren. Um Ware zu werden, muß das Produkt dem andern, dem es
als Gebrauchswert dient, durch den Austausch übertragen werden. (Einfügung
Engels, die aber unstrittig auch Marx Position beschreibt.)} Endlich kann
kein Ding Wert sein, ohne Gebrauchsgegenstand zu sein. Ist es nutzlos, so ist
auch die in ihm enthaltene Arbeit nutzlos, zählt nicht als Arbeit und bildet
daher keinen Wert."
Freie Software ist bzw. hat daher Gebrauchswert, aber ist keine Ware (weil
nicht für den Austausch, sprich Verkauf produziert) und deswegen hat sie
keinen Wert (weil Wert, aber nicht Gebrauchswert, nur Waren haben).
Rote Grüße
Ralf Krämer
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