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Re: [ox] Die Anwendbarkeit der Werttheorie in der Informatik



Hallo Stefan,

du schriebst:

Wenn die Freie Software gesellschaftlichen Gebrauchswert hat und der
 > Gesellschaft zur Verfügung steht, m.E. ja.
 
 Das durchzieht deine Beiträge und ist IMHO falsch: FS hat _keinen_
 Gebrauchswert, weil sie keinen Wert hat! Gebrauchswert und Wert ist
 ein analytisches Begriffspaar, sie existieren _nie_ als
 eigenständige Entitäten. FS ist nützlich, aber sie ist aus der
 Verwertung faktisch draussen, weil sie unknapp ist (mal von dem
 knappen Drumherum abgesehen) und damit _wertlos_, eben auch
 _gebrauchswertlos_.

Das seh ich anders. Man kann selbstverständlich theoretisch Wörter definieren 
wie man will, aber im allgemeinen linken, jedenfalls marxistischen 
Sprachgebrauch ist deine Sicht falsch. Bzgl. Marx ist das auch völlig 
unumstritten, dazu braucht man kein besonderer Kenner zu sein, steht 
expilizit im Kapitel 1 des Kapital I, unten ein Zitat. Ich halte auch in der 
Sache die Unterscheidung von Wert und Gebrauchswert für extrem wichtig, schon 
weil das von mainstream-Ökonomen ständig durcheinandergeworfen wird und dabei 
dann oft ziemlicher Unsinn rauskommt. Jetzt das Marx-Zitat, MEW 23, S. 55:

"Ein Ding kann Gebrauchswert sein, ohne Wert zu sein. Es ist dies der Fall, 
wenn sein Nutzen für den Menschen nicht durch Arbeit vermittelt ist. So Luft, 
jungfräulicher Boden, natürliche Wiesen, wildwachsendes Holz usw. Ein Ding 
kann nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Ware zu sein. Wer 
durch sein Produkt sein eignes Bedürfnis befriedigt, schafft zwar 
Gebrauchswert, aber nicht Ware. Um Ware zu produzieren, muß er nicht nur 
Gebrauchswert produzieren, sondern Gebrauchswert für andre, gesellschaftliche 
Gebrauchswert. {Und nicht nur für andre schlechthin. Der mittelalterlichen 
Bauer produzierte das Zinskorn für den Feudalherrn, das Zehntkorn für den 
Pfaffen. Aber weder Zinskorn noch Zehnkorn wurden dadurch Ware, daß sie für 
andre produziert waren. Um Ware zu werden, muß das Produkt dem andern, dem es 
als Gebrauchswert dient, durch den Austausch übertragen werden. (Einfügung 
Engels, die aber unstrittig auch Marx Position beschreibt.)} Endlich kann 
kein Ding Wert sein, ohne Gebrauchsgegenstand zu sein. Ist es nutzlos, so ist 
auch die in ihm enthaltene Arbeit nutzlos, zählt nicht als Arbeit und bildet 
daher keinen Wert."

Freie Software ist bzw. hat daher Gebrauchswert, aber ist keine Ware (weil 
nicht für den Austausch, sprich Verkauf produziert) und deswegen hat sie 
keinen Wert (weil Wert, aber nicht Gebrauchswert, nur Waren haben).

Rote Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

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