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Re: [ox] Autorenverguetung



Hallo,

Stefan M. schrieb

Ich fände es durchaus einen Beitrag zum Menschsein, wenn dieser
 Gedanke "Geldkriegen == Anerkennung (und sonst gibt's nix)" aus den
 Köpfen langsam mal wieder verschwinden würde.

"Sonst gibt es nix" muss ja keineswegs sein. Aber solange man zum Leben Geld 
braucht und Leute nicht nur nebenbei, sondern als ihre Hauptbeschäftigung, 
also so, dass sie keiner anderen hinlänglichen Erwerbstätigkeit nachgehen 
können, bestimmte gesellschaftlich nachgefragte Produkte herstellen, seien es 
nun materielle oder immaterielle, bin ich schon sehr dafür, dass die 
Anerkennung der Gesellschaft dafür auch finanziell ausfällt. Ansonsten werden 
die allermeisten nämlich nicht mehr Lage sein, diese Tätigkeit, z.B. 
Wissenschaft, weiter zu betreiben, weil sie sich stattdessen darum kümmern 
müssen, ihren Lebensunterhalt zu erwerben. Also bitte Reihenfolge beachten: 
Wenn man kein Geld mehr braucht oder alle sowieso genug davon haben, stellt 
sich die Lage selbstverständlich anders dar, aber auch erst dann.
 
 Oder eben: Schaffen wir die Bedingungen dafür, daß die Hungrigen und
 Beladenen, die sich von der Grundsicherung ernähren, ihre
 Selbstentfaltung darin sehen können, Nützliches in einem Umfang zu
 tun, der eben gesellschaftlich relevant wird.

Aber eine solche allgemeine Grundsicherung dürfte im Kapitalismus wohl nur 
auf ziemlichem Armutsniveau realisierbar und durchsetzbar sein.  Für einen 
dem gesellschaftlichem Wohlstandsniveau entsprechenden Anteil (vom dem man 
sich z.B. auch Compi mit Internetanschluss leisten kann) dürfte im 
Kapitalismus entweder Erwerbsarbeit oder Vermögen/Kapital notwendig sein.
 
 Und noch einen Schritt weitergedacht - und da würde es vielleicht
 wirklich spannend: Die Tätigkeit von allen, die sich aus der
 Grundsicherung reproduzieren, müßte per Definition wertlos sein. D.h.
 die Produkte, die so hergestellt würden, sind grundsätzlich Frei. Das
 klingt doch nett :-) .
  
Man sieht den Produkten aber nicht an, ob sie von 
GrundsicherungsbezieherInnen gemacht wurden. Solange es Geld gibt und man 
dafür was kaufen kann, wird es also schwierig werden, zu verhindern, dass 
Leute ihre Produkte verkaufen statt frei abgeben - es handelt sich ja nicht 
bei allen Menschen um überzeugte OekonuxlerInnen. Wenn man das verhindern 
wollte, bräuchte man einen Kontrollaufwand, gegen den der heutige gegen 
Schwarzarbeit von SozialhilfebezieherInnen ein Klacks wäre. Will das jemand 
hier?

Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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