Re: [ox] Autorenverguetung
- From: RalfKrae aol.com
- Date: Sun, 10 Dec 2000 15:59:25 EST
Hallo,
Stefan M. schrieb
Ich fände es durchaus einen Beitrag zum Menschsein, wenn dieser
Gedanke "Geldkriegen == Anerkennung (und sonst gibt's nix)" aus den
Köpfen langsam mal wieder verschwinden würde.
"Sonst gibt es nix" muss ja keineswegs sein. Aber solange man zum Leben Geld
braucht und Leute nicht nur nebenbei, sondern als ihre Hauptbeschäftigung,
also so, dass sie keiner anderen hinlänglichen Erwerbstätigkeit nachgehen
können, bestimmte gesellschaftlich nachgefragte Produkte herstellen, seien es
nun materielle oder immaterielle, bin ich schon sehr dafür, dass die
Anerkennung der Gesellschaft dafür auch finanziell ausfällt. Ansonsten werden
die allermeisten nämlich nicht mehr Lage sein, diese Tätigkeit, z.B.
Wissenschaft, weiter zu betreiben, weil sie sich stattdessen darum kümmern
müssen, ihren Lebensunterhalt zu erwerben. Also bitte Reihenfolge beachten:
Wenn man kein Geld mehr braucht oder alle sowieso genug davon haben, stellt
sich die Lage selbstverständlich anders dar, aber auch erst dann.
Oder eben: Schaffen wir die Bedingungen dafür, daß die Hungrigen und
Beladenen, die sich von der Grundsicherung ernähren, ihre
Selbstentfaltung darin sehen können, Nützliches in einem Umfang zu
tun, der eben gesellschaftlich relevant wird.
Aber eine solche allgemeine Grundsicherung dürfte im Kapitalismus wohl nur
auf ziemlichem Armutsniveau realisierbar und durchsetzbar sein. Für einen
dem gesellschaftlichem Wohlstandsniveau entsprechenden Anteil (vom dem man
sich z.B. auch Compi mit Internetanschluss leisten kann) dürfte im
Kapitalismus entweder Erwerbsarbeit oder Vermögen/Kapital notwendig sein.
Und noch einen Schritt weitergedacht - und da würde es vielleicht
wirklich spannend: Die Tätigkeit von allen, die sich aus der
Grundsicherung reproduzieren, müßte per Definition wertlos sein. D.h.
die Produkte, die so hergestellt würden, sind grundsätzlich Frei. Das
klingt doch nett :-) .
Man sieht den Produkten aber nicht an, ob sie von
GrundsicherungsbezieherInnen gemacht wurden. Solange es Geld gibt und man
dafür was kaufen kann, wird es also schwierig werden, zu verhindern, dass
Leute ihre Produkte verkaufen statt frei abgeben - es handelt sich ja nicht
bei allen Menschen um überzeugte OekonuxlerInnen. Wenn man das verhindern
wollte, bräuchte man einen Kontrollaufwand, gegen den der heutige gegen
Schwarzarbeit von SozialhilfebezieherInnen ein Klacks wäre. Will das jemand
hier?
Grüße
Ralf Krämer
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