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Re: [ox] Autorenverguetung



Hallo Stefan und alle

 > nun materielle oder immaterielle, bin ich schon sehr dafür, dass die 
 > Anerkennung der Gesellschaft dafür auch finanziell ausfällt.
 
 Genau das ist ja aber nicht das was passiert - muß ich dir nicht
 erklären, anderen vielleicht. Die Bezahlung einer Leistung erfolgt im
 Kapitalismus ausschließlich nach der Höhe des Marktwerts der
 Arbeitskraft (bzw. genaugenommen wohl der Arbeit - laß ich weg).
 
 Wenn die gesellschaftliche Nützlichkeit eine Rolle spielen würden,
 dann würden Börsenmakler kein Geld kriegen für das was sie tun und
 eine Putzkraft würde fürstlich bezahlt.
 
Wieder das Problem, Gebrauchswert normativ aufzuladen und zu bewerten. Beide 
Tätigkeiten produzieren für diese Gesellschaft Nützliches, sonst würden sie 
nicht bezahlt. Die Höhe des Entgelts hat aber nichts mit der nicht 
quantifizierbaren Nützlichkeit zu tun, sondern in der Tat mit dem Marktwert 
der Arbeitskraft. Ändert aber nichts an meinem Argument, sondern impliziert 
höchstens Forderungen an die Gesellschaft (die Gewerkschaften, den Staat?), 
für höhere Bezahlung von Putzhilfen und niedrigere Bezahlung bzw. höhere 
Besteuerung von Börsenmaklern zu sorgen.
 
 > Aber eine solche allgemeine Grundsicherung dürfte im Kapitalismus wohl 
nur  
 > auf ziemlichem Armutsniveau realisierbar und durchsetzbar sein.
 
 Das würde ich als radikaler Linker auch sagen. Das von dir als
 Sozialdemokrat zu hören, wundert mich dann doch.
 
Ehemaliger Sozialdemokrat bitte, jedenfalls wenn man das auf SPD bezieht. 
Aber das haben gewerkschaftlich orientierte sozialistische Linke immer schon 
so gesehen, innerhalb und außerhalb der Sozialdemokratie, und deshalb dafür 
plädiert, am Vollbeschäftigungsziel festzuhalten, weil nur Erwerbsarbeit 
hierzulande für Leute ohne größeres Eigentum Einkommen oberhalb des 
Armutsniveaus ermöglicht.

 >> Und noch einen Schritt weitergedacht - und da würde es vielleicht
 >> wirklich spannend: Die Tätigkeit von allen, die sich aus der
 >> Grundsicherung reproduzieren, müßte per Definition wertlos sein. D.h.
 >> die Produkte, die so hergestellt würden, sind grundsätzlich Frei. Das
 >> klingt doch nett :-) .
 >   
 > Man sieht den Produkten aber nicht an, ob sie von 
 > GrundsicherungsbezieherInnen gemacht wurden. Solange es Geld gibt und 
man 
 > dafür was kaufen kann, wird es also schwierig werden, zu verhindern, 
dass 
 > Leute ihre Produkte verkaufen statt frei abgeben -
 
 Doch, ganz einfach. Da würde das gleiche Prinzip wirken wie bei Freier
 Software: Warum soll ich etwas für teuer Geld kaufen, wenn ich es eine
 Ecke weiter umsonst kriegen kann? Vor allem wenn sich die Freie
 Ideologie erstmal deutlicher durchgesetzt hat.
 
Wieder das alte Problem der zu einfachen und vorschnellen Übertragung von 
Freier Software auf andere Bereiche. Das klappt bei Software oder anderen 
Informationsprodukten doch nur, weil und soweit sie ohne relevante Kosten 
kopiert werden kann. Das ist aber bei den allermeisten Produkten jetzt und in 
absehbarer Zukunft nicht so, und das ist keine ideologische Frage. Wenn es 
mal so sein sollte, dass alle Produkte in beliebiger Menge ohne relevanten 
Aufwand produziert bzw. kopiert werden können (und in ökologisch 
verträglicher Weise), dann hat sich allerdings Ökonomie im herkömmlichen 
Sinne und damit auch Geld erledigt. Aber das ist nirgendwo in Sicht und m.E. 
nicht zu erwarten, dass das jemals in nächsten paar hundert Jahren möglich 
sein wird. Dass mich niemand missversteht: ich lasse mich da gerne widerlegen 
bzw. positiv überraschen, aber bis dahin halte ich meine vorgetragenen 
Argumente für richtig.

Viele Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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