Re: [ox] Prinzipielles/Teil II
- From: Franz Maria Tabei <a8206574 unet.univie.ac.at>
- Date: Sun, 15 Apr 2001 21:02:49 +0200
(Am Sonntag, 15. April 2001 16:10 schrieb sabine.nuss gmx.de:)
hola Sabine,
ich finde, da hast Du eine wichtige diskussion ausgelöst und die antworten
sind auch sehr spannend. ich hab nochmal das ausgeschnitten, was ich als
kernpunkt empfinde:
Ebenso steht in der Definition (Homepage) dessen, was Oekonux ist, nicht
drin, dass es ein Diskussionsforum sei, welche die ökonomischen und
politischen Formen der Freien Software diskutiert oder untersucht,
das ist genau das, was man machen kann - realistischerweise, was sinn macht,
meiner meinung nach - was möglicherweise andere nicht so nachvollziehen - mit
starkem praxisbezug. da würde auch die "keimform"vorstellung hineinpassen.
sondern es steht drin:
"Das Projekt Oekonux arbeitet seit Juli '99 an der Frage, ob und inwieweit
die Prinzipien Freier Software-Entwicklung - Verwertungsfreiheit,
individuelle Selbstentfaltung, kollektive Selbstorganisation und globale
Vernetzung - als Grundlage für eine neue, Freie Gesellschaft dienen
können".
diese formulierung, obwohl wahrscheinlich von der selben überlegung
ausgehend, lädt tatsächlich dazu ein utopien zu entwerfen, weil sie von einer
neuen gesellschaft spricht, als wäre das etwas fixes, gewissermaßen aus einem
guß, das auf den prinzipien der Freien Software aufgebaut ist.
in wirklichkeit können wir aber nur kleine veränderungen vornehmen, an den
dingen, die wir als nicht in ordnung empfinden, und das machen dann viele
menschen - alle auf ihre weise - und so verändert sich die gesellschaft.
dabei kann man aber nicht im vorhinein sagen, was dabei herauskommt.
soviel zu keimform und utopisten. das dritte, was angesprochen wurde, war
krisis. ich würde sagen, es handelt sich dabei nicht um "Anhänger der
Zusammenbruchsthese von Krisis", sondern es geht darum, aufzuzeigen, daß
diese gesellschaft am ende ist und die konsequenz davon ist, nicht mehr da
hinein investieren, sondern sich neue überlegungen zu machen. um die menschen
auf diese problematik aufmerksam zu machen, braucht es tatsächlich einer
umfangreichen argumentation, auch wenn es seltsam anmutet. wir haben zum
beispiel in Wien 78 tage gegen den krieg der nATO gegen Yugoslawien
demonstriert. das war eine menge arbeit. das studieren von unterlagen, von
geheimen heeresleitfäden für offiziere (wo die wahrheit schon VOR dem krieg
drinstand), von fernsehrohmaterial um den betrug mit den konstruierten
"massakern" wirklich 100% nachweisen zu können, die veranstaltung des
tribunals mit vertretern des IAC und und und... dabei würde es doch reichen
zu sagen: NEIN ZUM KRIEG oder KRIEG IST MORD. also eigentlich würden 3 worte
ausreichen, und doch braucht es so viel, und trotzdem ist noch unklar wie
viele, oder sollte man sagen wie wenig menschen davon lernen.
deshalb halte ich krisis für wichtig. sie betreiben desillusionierung in
einer zeit der totalen manipulation, sie betreiben demaskierung in einer
zeit, in der tatsächlich mehr und mehr menschen glauben, "der strom komme aus
der steckdose". UND daher ergänzt es sich sehr gut mit OEKONUX. denn da
findet das investieren in das neue statt, eben in den genannten "keimformen"
Also, die Utopisten verirren sich nicht ganz so beliebig auf die
Oekonux-Seiten und meiner Reaktion geht mehr voraus, als nur die aktuellen
Threads zum Thema. Das nochmal zur Motivation meiner Bedenken und meiner
prinzipiellen Mail, die ich in Pox gesendet hatte - ohne nun gleich so
einen großen Thread damit auslösen zu wollen.
nochmals: ich möchte mich auch der meinung anschließen, daß es da um eine
wichtige diskussion geht, die Du begonnen hast und ich hoffe, daß es
weitergeführt wird.
ciao,
franz
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