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Re: [ox] post-conference mail



und Flo darauf:

klar ist aber, dass diese "zustaende" gewisse probleme loesen (wenn auch
vielleicht
schlecht) und andere probleme schaffen - deshalb muessen wir erstmal
drueber nachdenken,
wie _wir_ diese probleme loesen wollen (z.b. verteilung,
rohstoffgewinnung,
organisation von ballungszentren, verkehr etc.) bevor wir munter drauflos
klassenkaempfen. ansonsten endet alles entweder im chaos (langfristig eher
unwahrscheinlich) oder mangels ideen werden danach im wesentlichen die
selben macht- und herrschaftsstrukturen von anderen leuten aufgefuellt
(sehr
wahrscheinlich und historisch leider schon oft geschehen). und darauf hab
ich echt wenig lust muss ich sagen.

Das kannst du ja machen, denke aber es bringt relativ wenig. Das ist dann
gut für dich,
heißt aber nicht, dass es sich durchsetzt. Zum einen generell, wenn die
meisten Menschen keine
Kritik an dieser Art Gesellschaft, bzw. nicht aus der gleichen Richtung
(hier gibt es ja auch einige
auf der Liste, die das krisenhafte des Kapitalismus sehen und alles nötige
zu seiner Erhaltung tun wollen).
Deswegen ist es zumindest nach meiner Einschätzung erst mal
arbeitsökonomisch schlauer, sich mehr mit der Kritik
der Verhältnisse und ihrer Verbreitung zu beschäftigen.

mit dem wort klassenkampf hab ich ueberhaupt kein problem. ich fands nur
hier
unangebracht. ich denk mir immer, da sitzen weisse mitteleuropaeische
maenner
und schwafeln was von klassenkampf - find ich ein bissl grotesk.

Warum grotesk? Sind diese Menschen davon nicht betroffen? Und ihre Argumente
können ja richtig sein,
egal wo sie wohnen und welche Hautfrabe sie haben.

wir sind doch die ersten die vom klassenkampf - voellig zurecht - eins auf
die
birne bekommen.

das bleibt ja erst mal abzuwarten, denke halt, dass zur Zeit keine solche
Situation ansteht.

und genau diese peering-aspekte halte ich fuer ganz zentral. vielleicht
ist geld
ja deshalb so erfolgreich, weil es das einfachste und leistungsfaehigste
peer-to peer kommunikationsmittel bis dato ist? vielleicht ist das netz
dabei,
ihm diesen rang abzulaufen, und erstmals eine leistungsfaehigere
kommunikationsstruktur zu ermoeglichen?

Ich halte das für eine gefährliche Untertreibung. Geld ist nicht einfach
ein
Komminuikationsmittel, auch wenn es jetzt Informationsgeldmässig im Web
unterwegs ist. Es ist _das_ Gewaltmittel schlechthin.
Und Kommunikation wofür und unter welchen Umständen?

ich hab ja auch nicht behauptet, dass geld _nur_ ein kommunikationsmittel
ist. aber ich wollte diesen aspekt mal hervorheben, der zweifellos auch
sehr
zentral ist. ich versuche hier einfach fragen zu stellen, denkanstoesse zu
liefern, ideen weiterzuspinnen, und nicht aus einem fertigen ideologischen
gebaeude
zu referieren. das geld ein gewaltmittel ist, ist mir voellig klar, aber
darum gings mir ja nicht.

faktum ist, dass geld historisch irgendwann einmal "erfunden" wurde, um
gewisse probleme zu loesen. meine these war (sogar als frage formuliert),
dass
geld eine kommunikationsfunktion erfuellt - neben anderen, macht- und
gewaltfunktionen. deshalb halte ich es fuer notwendig, wenn man die
abschaffung des geldes
fordert (was ich tue) sich mit diesen dingen differenziert
auseinanderzusetzen, um
nicht ganz gewaltig auf die schnauze zu fliegen.

Gut, aber was wird da kommuniziert, mit welchem Zweck treffen sich die
Menschen denn da?
Es geht um das gegensätzliche Interesse nach Kauf und Verkauf. Das ist die
Ware und die
dementsprechende Vergesellschaftung Voraussetzung, nicht ein gemeinsames
Interesse an
z.B. Musik oder so.
Und das ist ja ein wesentlicher Unterschied, wenn nicht gar der Unterschied.

Im übrigen gebe ich zu bedenken, dass Geld nicht ein Mittel der
Kommunikation ist,
sondern negativer gemeinsamer Gegenstand oder Bezugspunkt
(negativ in dem Sinne, dass sich die in einer Kauf/Verkaufsituation
Betroffenen nur auf den jeweils eigenen
Vorteil versteifen, sich ihrer gegensätzlichen Position voll bewusst sind,
sie sich am liebsten gegenseitig
von der jeweils anderen Ware ausschließen würden, aber nicht können).
Es ermöglicht den Tausch von Wertäquivalenten, auf die es in dieser
Situation wesentlich ankommt.
Das Problem wofür es erfunden wurde, sollte sich hoffentlich nicht in einer
anderen Gesellschaft stellen.
Aber das stellt ja nicht das Problem dar.

Ich würde also gerne wissen, warum dich dieser Aspekt beschäftigt und was
dich aus welchem
Grund daran interessiert.


Naja, ich hoffe du weisst, was du nicht willst ;-)

und wohin bringt mich das?

Zu wissen, was du nicht willst ;-)

Olaf

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