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Re: [ox] Freiheit und Gleichheit



Hi Olaf!

Last week (9 days ago) Olaf Brandt wrote:
Da wäre noch mal etwas,

warum Freiheit und Gleichheit nicht so toll sind, wie bis jetzt
diskutiert.
http://www.gegenstandpunkt.com/vlg/staat/staat_01.htm

Nun, ich habe mal ein bißchen drin rumgelesen. Was ich verstanden
habe:

* Es handelt sich um eine Kritik des bürgerlichen / kapitalistischen
  Staates
* Freiheit und Gleichheit werden in ihrer bürgerlich-abstrakten Form
  kritisiert

Abstrakt ist erst mal nicht unbedingt bürgerlich. Was da kritisiert wird,
ist Freiheit und Gleichheit.
Über die Erklärung der Begriffe wird die konkrete Praxis mit samt ihren
Ideologien dazu kritisiert.

* Als Fußnote vielleicht noch: Der Text stammt aus dem
  Gegenstandpunkt, der seines Zeichens das Nachfolgeprojekt der
  anläßlich des Endes der Sowjetunion aufgelösten MG (Marxistische
  Gruppe).

Das finde ich eine inhaltlich sehr wichtige Aussage ;-))
Der Anlass der Auflösung war wahrscheinlich nicht nur die mangelnde
fianzielle
Unterstützung aus dem ehemaligen Ostblock, sondern konkret eine sich
auflösende
Linke und die Verfolgung durch den Weststaatsschutz.

Nun weiß ich ehrlich gesagt nicht so ganz, was dieser Text mit unseren
Diskussionen hier zu tun hat. Über Gleichheit - schon gar nicht in
dieser Abstraktheit - hat hier nach meiner Erinnerung noch niemensch
geredet. Die Freiheit, von der bei uns die Rede ist, ist eine
fundamental andere als in dem Artikel - ein schillernder Begriff in
der Tat. Und von Staat hat hier wieder noch keiner groß geredet.

Was übersehe ich?


 Mit Freien Grüßen

 Stefan

Gleichheit wurde - nicht in dieser Abstraktheit - als Linker Gemeinplatz
erwähnt.
Also vorausgesetzt, dass alle Menschen gleich seien. Ich habe jetzt nicht
das Zitat,
es fiel in der rechts - links Debatte.
Und das teile ich nicht.
Zur Freiheit die kritisiert wird, also ein gewaltmässiges Rechtsverhältnis,
wird in diesem Kreis oft bezug
genommen. In der selben Debatte fiel auch die Äußerung, dass Linke
verfassungstreu sind.
Nun macht das als Unterscheidungskriterium gegenüber rechts keinen Sinn, was
auch in der Debatte klar war,
nur es kommt doch zum Ausdruck, dass in dieser Position immer _positiv_
Bezug auf das oben erwähnte
gesellschaftliche Gewaltverhältnis genommen wird.
Und ich denke, da steckt ein Riesenproblem drin.

Ich habe den Bürgerlichen Staat lange nicht mehr gelesen, meine mich
allerdings daran erinnern zu können,
dass der positive linke Bezug auf das Gewaltverhältnis, das vom Staat
ausgeht, kritisiert wird.
Und auch der Weg.

Grob ist die Argumentation:

Freiheit ist ein Rechtsverhältnis, das - mit Gewalt durchgesetzt - logisch
das Eigentum, also die
Durchsetzung und Sicherung des Kapitalismus zum Inhalt hat.
Freiheit macht also nur Sinn im Kapitalismus.

Die Freiheit, auf die sich immer bezogen wird ist eine vorgestellte (auf der
Konferenz kam das Beispiel
mit der Mitbewohnerin, die sich bei diesem Wort immer ein Ritt mit einem
Pferd über die grüne Wiese
vorstellt), die mit dem bitteren Inhalt nichts zu tun hat.
Also eine Projektion.
Diese Projektion ist ja auch eine angenehme: frei von Lohnarbeit, Zeit was
zu machen, Mittel dazu...

Aber diese Art von Freiheit gibt es z. Zt. nur für sehr wenige Menschen, die
eben die ökon. Mittel
und die Zeit haben, das zu tun was sie wollen (als solche sind sie wirklich
relativ wenig eingeschränkt,
wenn sie nicht grad von einem Staat verfolgt werden sollten).

Wenn man aber zu dem Schluss kommt, dass Freiheit nur dazu taugt (;-))),
Kapitalismus
- also in den meisten Fällen die eigene relative Arschkarte - zu sichern,
wird man sich nicht positiv
auf den Begriff beziehen.

Umgekehrt wird man sich dann überlegen müssen, warum es schädlich ist,
Freiheit gegen
andere (Freiheit ist ja genau geregelt, in welcher Art und Weise und wie
weit darf ich mich auf den
anderen als potentielles Bereicherungsobjekt beziehen...) einzufordern.

Als Illustration: es gibt ja noch einige menschliche Beziehungen, die nicht
vom Geld determiniert und in
Abhängigkeiten strukturiert sind.
In diesen Beziehungen wird keiner Freiheit fordern, weil es nicht nötig ist.
Menschen könen einfach so etwas
zusammen unternehmen, sich unterhalten etc.
Und wenn einem etwas nicht passt, macht er oder sie das nicht mehr so oder
sie machen zusammen etwas
anders oder anderes. Wozu sollte da Freiheit gefordert werden?

Freiheit macht also nur Sinn, wenn Menschen einen negativen Bezug zueinander
haben.
Der Begriff Freiheit also für mich auch nur als negativer sein kann.

Ich denke das hier war alles ein wenig holprig und noch nicht fertig
formuliert.
Hoffe es kommt trotzdem einigermaßen rüber, was ich ausdrücken will.


Bestes


Olaf






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