Re(2): [ox] Freiheit und Gleichheit
- From: "Franz J. Nahrada" <f.nahrada magnet.at>
- Date: Fri, 18 May 2001 12:07:13 +0200
Olaf schreibt:
Freiheit macht also nur Sinn, wenn Menschen einen negativen Bezug
zueinander
haben.
Der Begriff Freiheit also für mich auch nur als negativer sein kann.
Ich denke das hier war alles ein wenig holprig und noch nicht fertig
formuliert.
Hoffe es kommt trotzdem einigermaßen rüber, was ich ausdrücken will.
War glaub ich ganz gut verständlich. Und auch die Konsequenz, die bedeutet,
Freiheit impliziere den positiven Bezug auf eine Herrschaft, die sie
gegen wen oder was auch immer sichert, was automatisch zu dem
paradoxen Schluß führt, daß Freiheit auch eine Verpflichtung gegen
dieser Herrschaft impliziert....sprich "Freiheit Die Ich Meine" ist
der Dienst am Staat....bis hinein in den Schützengraben etc.
Wer Jörg Haiders Buch kennt, weiß um sein Erfolgsgeheimnis: er
macht diese abstrakte Gleichung selbst zum politischen Programm,
in ihrer ganzen Bandbreite. Bisher haben sich Politiker immer auf die
eine oder andere Seite geschlagen, er macht das mit seinen Freiheitlichen
wie der Igel, der den Hasen ausbremst....."ück bin allhier"
Nur ist das eben keine notwendige Konsequenz aus dem Begriff der
Freiheit.
Du sagst wenn einer sagt ich möchte frei sein dann impliziert das
bereits den negativen Bezug auf seine Mitmenschen.
Ich meine dieser Begriff kann auch umgekehrt gelesen werden, als:
ich möchte den Bestimmungen meines Willens gemäß leben, ich
möchte den Zweck meines Lebens unabhängig von den mir
angebotenenen Alternativen setzen, entwerfen.
Die bürgerliche Freiheit basiert ja auf der Auswahl zwischen
Alternativen, zwischen "Sachzwängen". Eine freie Gesellschaft
entledigt sich dieser fetischisierten Form von Freiheit, die auch
besser mit "Will-Kür" übersetzbar wäre, und geht zurück auf den
Standpunkt: ich möchte nicht nur eine Notwendigkeit einsehen,
sondern sie selbst setzen.
Das das geht, hat einen sehr materialistischen Grund im neuen Bezug
zwischen Hand- und Kopfarbeit. Freie Software - Freie Gesellschaft
ist keine oberflächliche Analogie, sondern drückt eine paradoxe
Annäherung zwischen dem Individuellen und dem Allgemeinen aus
(wir reden ja jetzt in 3 parallelen Threads darüber, das ist ja
ein richtiges Oekonux-Konzert!!). Mein Lieblings-technologietheoretiker
Ulrich Sigor schreibt darüber in seiner fein dogmatischen Art:
"1. steigende Produktivität als Resultat der Kulturellen Verdichtung des
Arbeitsprozesses bedeutet eine indirekte Vergesellschaftung
oder Allgemeinverfügbarkeit produzierbarer Güter.
........
3. zunehmende Modellierbarkeit wiederum als integraler
Kulturprozeß, bedeutet eine indirekte Individualisierung der
Produktion. Mit dem Entwurf hat man das Produkt.
Der Entwurf des Objekts nimmt im Prinzip beliebig viel
Lebendarbeit-pro-Merkmal (pro-Qualität) in sich auf
und bietet Kooperationchancen für Arbeitskraft."
"kulturelle Verdichtung" ist übrigens nur ein anderer Ausdruck
für Automation.
Hier hast Du also eine reelle Grundlage, daß Freiheit nicht
mehr als Aufhebung von individueller Beschränkung , sondern
als gesellschaftliches Programm funktioniert: Erweiterung
menschlicher Handlungsmöglichkeiten schlechthin....
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