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Re(2): [ox] zur Zukunft der Einzelinteressen



liste oekonux.de schreibt:
Unter unseren Verhältnissen haben Interessengegensätze fast immer die
Form von
Partialinteressen, d.h. sie bewegen sich immer in der Form "nur einer
kann sich
durchsetzen" (nämlich auf Kosten der anderen). Daran ändern auch partielle
Koalitionen nichts, es sind eben Vereinigungen von Partialinteressenten
(die
Parteien z.B.).


Und hier kommt es zu der relativ spannenden Erscheinung, daß ein
Allgemeininteresse als das Interesse auftritt, das GEGEN die
Einzelinteressen geltend gemacht werden muß. 

Also sozusagen der Leviathan, der Mafiaboß, der Peacemaker, der ein
Allgemeininteresse repräsentiert, das zugleich als solches gar nicht
existiert und auch logisch gar nicht existieren kann.

Those are the costs of the freedom that I shall provide...singen Genesis.
Und die ausgeführte Theorie dazu findet sich im "bürgerlichen Staat"
/Resultate Verlag.

Die wird auch dann nicht falsch, wenn das "Allgemeininteresse" plötzlich
bloß noch als einziger souveräner Wille erscheint, der die Gesellschaft
konstituiert. Was im Resultate Buch fehlt ist die Kritik an der
Willensillusion, der die bürgerlichen Subjekte bei der Reflexion über ihre
eigenen Verhältnisse (und in der Reaktion auf sie) unterliegen. Die
wiederum ist in der "Krisis" sehr ausführlich geleistet worden.

Es wäre mal spannend, diese beiden Positionen nicht als einander
ausschließende Gegensätze, sondern als Bausteine des Verständnisses des
vertrackten und komplexen Verhältnisses von Allgemein- und
Partikularinteresse zu nehmen, wie es der Wert konstituiert. Im Kern steht
alles schon in den James Mill Exzerpten beim frühen Marx: das Handeln,
obwohl gesellschaftlich, hat gar keinen gesellschaftlichen Zweck. Das
führt in die permanente Spaltung in Bourgeois und Citoyen, in
Materialismus und Moral etc. - wobei eben genau diese Spaltung zwei sehr
jämmerliche Figuren hervortreibt. Man kann sich weder praktisch noch
theoretisch auf eine Seite schlagen, wie dies z.B. Nietzsche getan hat, es
kommt immer wieder die Spaltung raus. Praktisch gibt der Wert und seine
subjektlose Bewegung die Alternativen und Gelegenheiten vor, und auch das
"Allgemeininteresse" erscheint nur als immer hilfloseres Reagieren. Das
ist keineswegs pure Ideologie. Und gewaltsames Dreinhauen ist kein
Gegensatz zur Hilflosigkeit, sondern nur die Janusköpfige Rückseite davon.


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