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Re: [ox] Konferenz-Beitrag: Von der Waren- zur Wissensgesellschaft



Hi Hans-Gert, alle!

Leider habe ich nicht mehr alle Bezüge präsent. Ich nehme mal das,
wozu mir was einfällt.

Last week (12 days ago) Hans-Gert Graebe wrote:
Stefan Merten schrieb am Sun, 08 Jul 2001
Kompetenz ... steht jeder Gesellschaft gut zu Gesicht

Für mich ist Kompetenz _zunächst_ mal etwas individuelles, die
individuell gebrochene Aneignung eines (je anderen) Teils des
gesellschaftlich verfügbaren Wissens. Erst auf diesem Weg wird Wissen
zu (gesellschaftlich) verfügbarem Wissen. Ob auch Gesellschaft eine
Kompetenz haben kann ist eine andere Frage.

Sorry, da habe ich mich ungenau ausgedrückt. Es ging mir um (viele)
kompetente Gesellschaftsmitglieder.

Information - und damit meine ich etwas vom Menschen losgelöstes -
spielt tatsächlich eine immer wichtigere Rolle. Einfach weil sie in
unserer Technik eine immer wichtigere Rolle spielt.

Da wäre erst mal der Informationsbegriff zu schärfen. Die Informatik
(und nicht nur diese) spricht in dem Zusammenhang immer von Syntax,
Semantik und Pragmatik.

Hah! Sehr gute Idee, das mal zu nehmen!

Und Semantik und besonders Pragmatik kann ich
mir "vom Menschen losgelöst" nicht vorstellen.

Ja! Das, was ich mit Information meine, ist wohl das, was gemeinhin
als Syntax bezeichnet wird. Computer sind ja gerade Syntaxmaschinen.

... daß eine Wissensgesellschaft schon immer existiert, daß es
geradezu sinnlos ist von einer menschlichen Gesellschaft zu
sprechen, die keine Wissensgesellschaft ist, weil Wissen ein
entscheidender Faktor für menschliche Gesellschaft überhaupt ist.

Nun, das bestreite ich auch gar nicht. Ich behaupte: Wissen wird zum
_bestimmenden_, _dominierenden_ Faktor in der gesellschaftlichen
Sozialisation (was eg. Rifkin ähnlich zu sehen scheint).

Nun, wenn - siehe den Teilthread mit Casimir - die Wissensmenge sich
nicht wesentlich verändert hat, dann wäre...

Diese
Verschiebung zu untersuchen ist Gegenstand meiner Thesen.

...die Untersuchung vor allem darauf zu richten, was jetzt an Dominanz
verliert - oder?

reflektorische Leistungen. Ich sehe nicht, warum das keine Arbeit im
Sinne zweckgerichteter Tätigkeit sein kann. Der Zweck ist vielleicht
nur global angebbar und nicht auf ein Produkt runterzubrechen, an der
allgemeinsten Zweckgerichtetheit wissenschaftlicher Arbeit -
Erkenntnisgewinn - ändert das m.E. aber nichts.

Zweck steht hier im Sinne des Marxschen Ansatzes, dass das Ergebnis
bereits vor Beginn der Produktion virtuell im Kopf des Arbeiters
vorliegt.

Wenn das Ergebnis Erkenntnisgewinn ist, dann...

Das ist in der Wissenschaft in der Regel nicht so.

ist der Zweck auch in der Wissenschaft vorhanden - jedenfalls bei
manchen WissenschaftlerInnen...

Ich habe etwas Schwierigkeiten mit dem Begriff "unmittelbar
produktiv".

Das ist im Sinne der "Grundrisse" von Marx gemeint, dass eine
Verschiebung zu verzeichnen ist hin zu Verhältnissen, wo

  die Schöpfung des wirklichen Reichtums abhängt weniger von der
  Arbeitszeit und dem Quantum angewandter Arbeit als von der Macht der
  Agentien, die während der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt werden und
  die selbst wieder [...] in keinem Verhältnis steht zur unmittelbaren
  Arbeitszeit, die ihre Produktion kostet, sondern vielmehr abhängt
  vom allgemeinen Stand der Wissenschaft und dem Fortschritt der
  Technologie.

Daraus ersehe ich immer noch nicht, was "unmittelbar produktiv" sein
soll. Hier ist von "unmittelbarer Arbeitszeit, die ihre Produktion
kostet" die Rede.

individuelle Kompetenz ... Ich will's mal auf Konkretes
runterbrechen: Die Beherrschung eines Word-Processors z.B. Das ist
aber auch ziemlich unterschiedslos abstrakt wie die pure
Muskelkraft, von der du scheinbar redest.

Ich glaube kaum, dass Du heute jemand mit Word-2000-Kenntnissen
beeindrucken kannst. Selbst bei einer Sekretärin wird das schlichtweg
vorausgesetzt. Aber gute Perl-Programmierer (oder Köche - um mal
wieder aus einer ganz anderen Ecke zu kommen) haben schon eine sehr
spezielle individuelle Kompetenz, die sich nicht in einem halbjährigen
ABM-Kurs mal schnell aufbauen lässt.

Aber das gilt für die FacharbeiterIn auch, für die ihre Muskelkraft
wichtige Voraussetzung für ihre Arbeit ist.

Insofern braucht man wohl doch
eher deren Kompetenz als (obwohl natürlich auch) deren Arbeitskraft.

Individuell ist ja kein Gegensatz zu abstrakt. JedeR Perl-SpezialistIn
kann das genauso abstrakt wie beim Einsatz von Muskelkraft,
Facharbeit, Koch, etc.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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