Re: [ox] Konferenz-Beitrag: Von der Waren- zur Wissensgesellschaft
- From: Hans-Gert Graebe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Thu, 23 Aug 2001 13:12:13 +0200 (MET DST)
Hallo Casimir !
Casimir Purzelbaum schrieb
Es war Wed, Aug 01, 2001 at 03:13:29PM [PHONE NUMBER REMOVED], als Hans-Gert Graebe schrieb:
...
Nun, wenn - siehe den Teilthread mit Casimir - die Wissensmenge sich
nicht wesentlich verändert hat, dann wäre...
Diese These halte ich, mit Verlaub, für solchen Schrott, dass ich
darauf nicht eingehe. Sie hält keiner Diskussion, die sich auf einen
einigermaßen soliden Wissensbegriff stützt, stand. Die Parallelen sind
höchstens, dass wir immer noch - wie Newton - "auf den Schultern von
Giganten stehen".
Schade, schade, schade... Ich dachte Du hilfst uns ein bischen
bei der Erreichung eines _soliden Wissensbegriffs_. Andererseits
(?) muß ich natürlich zugeben, daß ich bei weitem nicht so viel
dazu gelesen habe wie Du ... und daß sich mir vielleicht gerade
deshalb noch solche Schrott-Fragen stellen, wie: was ist
eigentlich Information?
Nun, was ersteres betrifft, da habe ich wohl inzwischen auch auf
dieser Liste genug geschrieben. Die Resonanz darauf ist in der Regel
mäßig und noch geringer, so dass ich hier nichts reintragen will, was
(im common sense) almost off topic ist. Bitte sieh mir obige Reaktion
dann aber auch nach, zumal es in dem Beitrag, der im Subject steht, um
deutlich andere Schwerpunkte geht.
Wenn Du Dich etwas mit der Sache befasst, dann merkst Du schnell, dass
auch Deine zweite Frage reichlich naiv ist. Der Informationsbegriff
ist eine der zentralen philosophischen Kategorien mit bestimmt tausend
Facetten, technischen, linguistischen, semiotischen, biologischen,
physikalischen, kommunikationstheoretischen und was nicht noch alles.
Selbst beschränkt auf den Wissensbegriff (wie in meiner ursprünglichen
mail), eine klitzekleine Facette des Informationsbegriffs, tut sich
noch ein ganzer Kosmos an Bedeutungen und Zusammenhängen auf, wenn man
nur genau hinschaut.
Und kann es mir nicht ziemlich egal sein, ob ihr Gesamtvolumen
zunimmt oder nicht, wenn mich nur ihre Rolle in der Gesellschaft
interessiert? Ob sich der Kosmos insgesamt ausdehnt oder nicht ist
mir schließlich auch herzlich egal, wenn es bspw. um die Bedeutung
der 'Größe' von Staaten für ihre Rolle in der internationalen
Politik geht! Warum sollte also das Wissen ins Gewicht fallen?
Jedenfalls nicht aufgrund seiner Gesamtmenge, oder? (Warum
eigentlich nicht?)
Was aber, wenn die Wissens"kugel", auf deren Oberfläche wir uns
befinden, inzwischen so groß geworden ist, dass wir große Teile auch
der "belebten Welt" nicht mehr "sehen"? Verlassen wir uns drauf, dass
es nur uns so geht, und es schon noch genügend "Hochsitze" gibt, auf
denen die sitzen, die den Überblick haben? Und wer sitzt da "oben"
(darf dort sitzen)? Oder gibt es vielleicht andere
Kommunikationsszenarien? Und das ist Dir alles "ziemlich egal"?
Übrigens geht es in meinem Konferenz-Beitrag gerade um solche Fragen.
Wenn das Ergebnis (nur - HGG) Erkenntnisgewinn ist, dann...
... wirst Du keinen Käufer am Markt finden, der Dir so was abnimmt.
Höchstens, wenn Du ein schönes Patent drauf hast usw.
Erkenntnisgewinn ist keine Basis für planbare Tätigkeit (jenseits der
Hoffnung, dass genügend Denken schon immer mal was Vermarktbares
abwerfen wird - aber das wird keinem marktwirtschaftlichen Akteur als
kreditwürdiges 'Geschäftsmodell' durchgehen).
Das klingt ja fast so, als wolltest Du behaupten, daß
Vermarktbarkeit eine Voraussetzung für Planbarkeit ist? Da habe
ich schon ein paar andere Meinungen gehört und würde mich also
freuen, wenn Du das mal erklären würdest.
Da steht zwar das genaue Gegenteil (Planbarkeit als Voraussetzung für
Vermarktbarkeit), aber solche logischen Details sind wahrscheinlich
unwichtig.
Nichts für ungut.
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Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe
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