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Re(2): Re(2): [ox] Automatisierung lohnt sich nicht mehr!



Stefan Merten writes:
Ja. Aber wie die Realisierung konkret aussieht, kann ja neu sein.
Materielle Produktion nur "vor Ort" zu denken, ist ja z.B. schon im
Kapitalismus überholt.

..der umgekehrt hemmungslos irrational ein subventioniertes
Verkehrswesen benutzt um wegen Pfennigdifferenzen im Kostpreis 
stoffliche  Verschwendungsorgien zu veranstalten. Da gibt es die
schöne Geschichte vom Joghurtbecher...
Alles was man nicht vor Ort machen kann muß man heranschaffen...
das kann schon ein Argument sein!

Übertragen würde das dann bedeuten, daß irgendwo "Spinner" anfangen
müßten, dieses zu tun: Frei materiell zu produzieren. Sie müßten die
Technik dazu beherrschen - d.h. also z.B. MaschinenbauerInnen.

Naja, es existieren leidert halt hauptsächlich industriell geprägte
Technologien des Klotzens, Kopierens, Flutens, der Massen-
produktion....hier ist wieder das Problem daß uns die Meso-Technologie
(Fabber ist schon die richtige Größe, obwohl ich eher an flexible
Werkzeugmaschinen denke wie Hans Gert) weitgehend fehlt....
Das kann man leider nicht so bequem aufsetzen wie freie Software
auf existierende Hardware....

Die "Spinnner" müßten u.U. auch die PMs umbauen, eine kapitalistische
Kreissäge ist nicht unbedigt eine GPL-Kreissäge....

Um sich das leisten zu können müßten sie einen ziemlichen Ressourcen-
transfer in die´Einrichtung solcher kooperativer Werkstätten zuwege 
bringen....Daher wie Du zu recht erkannt hast die Idee mit den Klöstern
und Kibbuzim....

Diese Einrichtungen zeichnen sich in diesem Kontext vor allem durch
zwei Eigenschaften aus: Sie haben sowohl makroskopische Bedürfnisse
als auch makroskopische Möglichkeiten. D.h. sie brauchen relativ
komplexe Maschinen und sie haben die Voraussetzungen, diese Maschinen
zu besorgen. D.h. wir suchen etwas, wo sich Bedürfnis und Möglichkeit
trifft.

Was mir an diesen Einrichtungen nicht gefällt, ist, daß sie sich über
Abgrenzung / Ausgrenzung definieren - ganz abgesehen von dem ganzen
ideologischen Brimborium, das sie alle mit rumschleppen.

Gefällt mir ja auch nicht immer. Der Gag ist nur: vom Standpunkt der
Produktion gibt es weite Bereiche, wo sich die Ideologie raushält....
ein buddhistisches Kloster und ein orthodoxes Kloster können dieselbe
Solartechnologie, dieselben Komposter und Konverter, dieselben 
Kreissägen, dieselben Protofabber benutzen...und sie können ganz 
getrennt von ihrem selbstbestimmten Lebensweg auf die Idee verfallen,
daß diesem selbstbestimmten Lebensweg mit einer Koalition all derer
gedient ist, die sich nicht von der Wirtschaft ihr ideologisches Brimborium
diktieren lassen. Daß diese Koalition die materiellen Bedingungen der
Selbstbestimmung ungemein fördert....

Der Versuch, erstmals in der Geschichte "virtuelle Kooperativen" zu
schaffen,
läßt sehr viel Raum zur Gestaltung der Lebenssphären "vor Ort". Ich
siedle mich gerne an diesem Punkt an, denn die Realität unseres Lebens
ist immer eine Örtliche, die Gestaltung des Raumes ist die Gestaltung
unserer sozialen Realität. Wir sind Raum-Zeitlich und erstmals in der
Geschichte sind wir mobil und informiert genug, um ganz absichtlich die 
Räume aufzusuchen, wo sich unsere Vorstellungen am besten manifestieren,
also auch gemeinsam dorthin zu gehen, wo die Post abgeht..."Globale Dörfer"
stehen nicht im Gegensatz zur Mobilität, sie sind ihr Produkt...letztlich
gehts darum, in einem Ort einen "unorganischen Leib" zu finden. Ein Ort
wo ich über die Oberfläche meiner Haut hinaus spüre, daß ich auf der Welt
bin,
wo ich mitlebe und mich geborgen fühle. JA, so gings mir an manchen Orten,
und da kam ich auf die Idee mit den globalen Dörfern. Paradoxerweise
sterben
ja genau diese Orte aus, ich hab das in Griechenland und anderswo immer
wieder
erlebt. Nicht weil die Menschen gerne weggingen, sondern weil ihnen die
Wirtschaft keinen Wahl läßt.

Im übrigen könnten ja auch Klöster sich verwandeln durch die offene
Geisteswelt
an der sie mitarbeiten....

Franz

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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