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Re: Re(2): Re(2): [ox] Automatisierung lohnt sich nicht mehr!



Hi Franz und alle!

2 days ago Franz J Nahrada wrote:
Stefan Merten writes:
Ja. Aber wie die Realisierung konkret aussieht, kann ja neu sein.
Materielle Produktion nur "vor Ort" zu denken, ist ja z.B. schon im
Kapitalismus überholt.

..der umgekehrt hemmungslos irrational ein subventioniertes
Verkehrswesen benutzt um wegen Pfennigdifferenzen im Kostpreis
stoffliche  Verschwendungsorgien zu veranstalten. Da gibt es die
schöne Geschichte vom Joghurtbecher...

Ja, habe ich auch schon oft zitiert.

Alles was man nicht vor Ort machen kann muß man heranschaffen...
das kann schon ein Argument sein!

Aber du stellst nur die Antithese auf: Alles muß lokal gemacht werden.
Das ist doch langweilig.

In einer GPL-Gesellschaft kann ich mir durchaus vorstellen, daß
Gütertransport eine sinnvolle Angelegenheit ist. Es macht schließlich
und endlich auch keinen ökologischen oder sonstigen
stofflich-konkreten Sinn, ein Stahlwerk in jedes Kuhdorf zu stellen -
das haben die KulturrevolutionärInnen in China ja eindrucksvoll
bewiesen.

D.h. zentralisierte Produktion dort, wo es ökologisch oder nach
anderen konkreten Nutzenkriterien sinnvoll ist und damit verbunden
natürlich auch Transport. Und über ein ökologisches, hochflexibles und
weitgehend automatisiertes (Güter)transportsystem wäre dabei natürlich
auch zu verhandeln. Für das Paper habe ich mal den Link
`http://www.cargocap.de/' recherchiert, das ich irgendwann mal in
einer hitec-Sendung gesehen hatte.

Übertragen würde das dann bedeuten, daß irgendwo "Spinner" anfangen
müßten, dieses zu tun: Frei materiell zu produzieren. Sie müßten die
Technik dazu beherrschen - d.h. also z.B. MaschinenbauerInnen.

Naja, es existieren leidert halt hauptsächlich industriell geprägte
Technologien des Klotzens, Kopierens, Flutens, der Massen-
produktion....hier ist wieder das Problem daß uns die Meso-Technologie
(Fabber ist schon die richtige Größe, obwohl ich eher an flexible
Werkzeugmaschinen denke wie Hans Gert) weitgehend fehlt....
Das kann man leider nicht so bequem aufsetzen wie freie Software
auf existierende Hardware....

Weiß ich nicht. Bei OSCar gab's z.B. den Vorschlag, ein Freies Auto
ausschließlich aus Ersatzteilen zu konstruieren - was wohl technisch
eine eher kleine Schwierigkeit wäre.

Die "Spinnner" müßten u.U. auch die PMs umbauen, eine kapitalistische
Kreissäge ist nicht unbedigt eine GPL-Kreissäge....

Sie müßten sie vielleicht nicht umbauen sondern aufbauen - jedenfalls
lief's bei der Software so. Der `gcc' ist auch zu Beginn und ggf. auch
heute noch mit einem proprietären Compiler übersetzt - bevor er sich
selbst übersetzt.

Um sich das leisten zu können müßten sie einen ziemlichen Ressourcen-
transfer in die´Einrichtung solcher kooperativer Werkstätten zuwege
bringen....

Sind die Werkstätten nicht schon eine sehr fortgeschrittene
Entwicklung? Wie könnte das denn anfangen - an Einzelpersonen
vielleicht.

Daher wie Du zu recht erkannt hast die Idee mit den Klöstern
und Kibbuzim....

Diese Einrichtungen zeichnen sich in diesem Kontext vor allem durch
zwei Eigenschaften aus: Sie haben sowohl makroskopische Bedürfnisse
als auch makroskopische Möglichkeiten. D.h. sie brauchen relativ
komplexe Maschinen und sie haben die Voraussetzungen, diese Maschinen
zu besorgen. D.h. wir suchen etwas, wo sich Bedürfnis und Möglichkeit
trifft.

Was mir an diesen Einrichtungen nicht gefällt, ist, daß sie sich über
Abgrenzung / Ausgrenzung definieren - ganz abgesehen von dem ganzen
ideologischen Brimborium, das sie alle mit rumschleppen.

Gefällt mir ja auch nicht immer. Der Gag ist nur: vom Standpunkt der
Produktion gibt es weite Bereiche, wo sich die Ideologie raushält....
ein buddhistisches Kloster und ein orthodoxes Kloster können dieselbe
Solartechnologie, dieselben Komposter und Konverter, dieselben
Kreissägen, dieselben Protofabber benutzen...und sie können ganz
getrennt von ihrem selbstbestimmten Lebensweg auf die Idee verfallen,
daß diesem selbstbestimmten Lebensweg mit einer Koalition all derer
gedient ist, die sich nicht von der Wirtschaft ihr ideologisches Brimborium
diktieren lassen. Daß diese Koalition die materiellen Bedingungen der
Selbstbestimmung ungemein fördert....

Franz, dein Idealismus in Ehren, aber wenn ich eins in meinem
politischen Werden gelernt habe, was nicht funktioniert: Zu einer
bestehenden Einrichtung hingehen und denen erzählen wollen, was sie
denn zu tun hätten. Die einfachste Erklärung: Wenn sie innere Gründe
dafür hätten, dann müßte es ihnen niemensch erzählen, sondern sie
kämen von selbst drauf. Missionieren is' einfach nicht - schon gar
nicht GPL-gesellschaftlich.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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