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[ox] GPL-Gesellschaft - Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft -- Teil 5



4.4. BeFreiung aus der Lohnarbeit
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Eine anderer Gedankengang wäre die Frage, ob kapitalistische
Institutionen sich selbst auf die eine oder andere Weise in eine
beFreite Form transformieren können bzw. was von außen einen solchen
Prozeß befördern könnte.[60]

4.4.1. IBM beFreit sich
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Firmen wie IBM engagieren sich in letzter Zeit verstärkt für Freie
Software. Natürlich rechnen sich diese Firmen einen Gewinn aus, wenn
sie in Freie Software investieren, einen Gewinn, der sich letztlich
nur durch unFreie Produkte und/oder Dienstleistungen erzielen läßt.
Dennoch stärken sie mit ihren Aktivitäten die Freie-Software-Bewegung
und in der Konsequenz faktisch eine Bewegung für eine
GPL-Gesellschaft.

Als einer der großen Global Player hat IBM das Zeug dazu, einen
Mikrokosmos zu bilden. Wenn sich die Idee weiter verbreitet, könnten
immer weitere Teile der Firma beFreit werden. Im Mikrokosmos einer
großen Firma könnten viele Freie Formen ausprobiert werden, die für
die Organisation einer GPL-Gesellschaft von Bedeutung wären.

In vielen Firmen wäre es schon ein gewaltiger Schritt, wenn die Firmen
im Innern in Freien Formen arbeiten würden anstatt mit hierarchischen
Mauern Kooperationen und Freie Entfaltung zu verhindern. Zwar stößt
eine solche Entfaltung immer an die strukturellen Grenzen
kapitalistischer Verwertung, aber die positiven Effekte Freier
Entwicklung könnten auch für die Firmen zu positiven Effekten führen,
die sie in Gewinne am Markt umsetzen könnten.

4.4.2. ArbeitnehmerInnen rationalisieren sich selbst weg
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Eine Grundlage solcher BeFreiungsprozesse könnte sein, daß
MitarbeiterInnen ihre eigenen Arbeitsplätze überflüssig machen. Da
MitarbeiterInnen über ein großes Know-How über ihren je konkreten
Arbeitsplatz verfügen, haben sie oft auch gute Ideen, was an diesem
Arbeitsplatz verbessert werden könnte. Was im kapitalistischen Alltag
als KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozeß) bekannt ist, richtet
sich allerdings strukturell gegen die MitarbeiterInnen, da jede
Rationalisierung, jede Verminderung von Arbeitseinsatz
MitarbeiterInnen strukturell bedroht.[61]

Würde dieser Prozeß im Rahmen einer BeFreiung jedoch für alle
Beteiligten positiv gewendet, könnten im Extremfall die
MitarbeiterInnen also bei vollem Lohn einfach zu Hause bleiben, dann
wären damit noch erhebliche Produktivitätsschübe denkbar, die den
Firmen auch auf dem Markt Vorteile bringen könnten.

Um eine größtmögliche Arbeitsverminderung zu erzielen, müßten alle
MitarbeiterInnen[62] Frei kooperieren können. Auf diese Weise würden
wie bei Freier Software die guten Ideen von Einzelnen, die
Selbstentfaltung durch Beseitigung von Notwendigkeit zur Wohltat für
alle werden. In jedem Fall müßten solche Verhältnisse gesetzlich oder
zwischen den Tarifvertragsparteien abgesichert werden.

Fazit: Vieles denkbar, aber das meiste ist heute noch nicht gedacht
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Nun, diese Gedanken klingen sehr utopisch - vielleicht sind sie auch
einfach abwegig. Aber wie die Freie Software[63] zeigt, ist Vieles
denkbar. Und noch mehr ist heute nicht einmal denkbar, weil wir alle
in den vorgedachten Bahnen hängenbleiben. Die Entwicklung wird eigene
Idee finden und ausführen. Es wird Fehlentwicklungen geben und
richtungweisende Projekte. Eine Entwicklung zu einer neuen
gesellschaftlichen Formation ist schließlich nie eindeutig oder gar
widerspruchsfrei. Wichtig ist allein, daß die Entwicklung auch
tatsächlich stattfindet.

4.5. Politik jenseits der Geldinteressen
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Auch in einer GPL-Gesellschaft gäbe es die Sektoren menschlicher
Gesellschaft, die heute von Politik reguliert werden. Auch auf diesen
Sektoren ist also zu überlegen, wie eine Freie Organisation aussehen
könnte.

4.5.1. Freies Regierungswissen
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Ein wichtiger Schritt könnte sein, daß die Informationen, die einer
Regierung[64] bzw. Verwaltung zur Verfügung stehen, allen Frei
zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise könnten alle dieses Wissen
einerseits für sich nutzen und andererseits sich eine informierte
Meinung[65] über Sachfragen bilden, die die gesamte Gesellschaft oder
nennenswerte Teile davon betreffen. Würde eine Verwaltung aus Freien
Gruppen bestehen, die nach den Prinzipien der Entwicklung Freier
Software tätig werden, so wäre diese Freie Information natürlich
ohnehin selbstverständlich.

4.5.2. Freie Information verteilt Macht
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In der Geschichte hat die Verfügung über Information immer auch
Herrschaft konstituiert. Nur wer über wichtige Information verfügt,
war dazu in der Lage, andere zu beherrschen. Heute ist dieser Aspekt
noch viel wichtiger geworden und gleichzeitig viel subtiler. Die
gezielte Manipulation der KonsumentInnen ist nur durch umfangreiche
Informationserhebung möglich. Gleichzeitig ist ein Vorenthalten, eine
Verknappung von Information immer auch eine Methode gewesen, um
anderen Macht zu nehmen.

Wenn Information wie bei Freier Software allen zur Verfügung steht,
wenn quasi der Source-Code auf dessen Grundlage die Gesellschaft
funktioniert allen Frei zur Verfügung steht - sowohl zur eigenen
Information als auch zum handelnden Eingreifen in gesellschaftliche
Vorgänge, dann werden Machtkonzentrationen aufgelöst, die durch
Informationsverknappung entstehen. Wenn der Satz gilt "Wissen ist
Macht", dann ist eine BeFreiung von Information gleichzeitig eine
BeFreiung der Menschen.

4.5.3. Mitbestimmung jenseits der Demokratie
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Freie Prinzipien sind keineswegs ein Widerspruch zu demokratischen
Prinzipien. Da bei Freien Projekten grundsätzlich jedeR Zugang zum
Projekt hat und sich jedeR eine Meinung bilden kann, gehen sie
mindestens in dieser Beziehung über die etablierten Methoden[66]
staatlicher Demokratie sogar weit hinaus.

Allerdings ist bei Freier Software die Mitbestimmung über Mehrheiten
eher unüblich. Wie die Internet-Standards basieren die Entscheidungen
bei der Entwicklung Freier Software eher auf "rough consensus and
running code" ("einigermaßen Konsens und laufender Code")[67].

Weiterhin ist es in Freien-Software-Projekten oft so, daß in
schwierigen Fällen, in denen sich auf nach langer Diskussion kein
Konsens herausbildet, die MaintainerIn des Projekts eine verbindliche
Entscheidung fällt. Die MaintainerIn hat dabei aber keine herrschende
sondern eine helfende Funktion. Die getroffene Entscheidung hilft dem
Projekt ja insgesamt weiter und für die Beteiligten ist es nach einer
langen Diskussion ja i.a. auch klar, daß eine Entscheidung notwendig
ist. Eine MaintainerIn kann ihre Funktion daher nur solange ausführen,
solange sie im Interesse des Gesamtprojekts handelt. Da sie keine
formale Stellung im Projekt hat, kann sie jederzeit durch eine andere
MaintainerIn abgelöst werden. Im Falle eines tiefgehenden
Konflikts[68] kann sich darüberhinaus das Projekt jederzeit
aufspalten[69].

Eine Vertretung wie sie im Parlamentarismus üblich ist, wo wenige
einzelne ParlamentarierInnen riesige, bunt gemischte Bevölkerungsteile
vertreten, hat sich in einer GPL-Gesellschaft überlebt. Vielmehr
können aber auch müssen[70] sich die Menschen um ihre Belange im
Extremfall selbst kümmern. Gleichzeitig können aber auch müssen sie
dann die Verantwortung für ihr eigenes Leben auch selbst übernehmen,
die ihnen heute durch das Vertretungsprinzip genommen wird.

Fazit: GPL-Gesellschaft ist Weiterentwicklung der Demokratie
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Die GPL-Gesellschaft liegt auf der gleichen Linie wie Demokratie,
entwickelt demokratische Grundsätze aber deutlich weiter. In den
Kindertagen der westlichen Demokratie - und aus dieser Zeit stammt
auch unser heutiges Demokratieverständnis - gab es deutliche
Einschränkungen, die eine breite Mitbestimmung auf einer inhaltlichen
Basis weitgehend unmöglich machten. Damals war das Vertretungsprinzip
das einzig überhaupt praktikable Prinzip. Diese Einschränkungen werden
durch die technischen Entwicklungen aber zumindest im Grundsatz immer
weiter aufgehoben. Freie Software macht vor, wie eine zeitgemäße
demokratische Mitbestimmung[71] jenseits des Vertretungsprinzips heute
aussehen kann.

4.6. Nutzen der Güter
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Aber nicht nur die Produktionsweise wird sich in einer
GPL-Gesellschaft verändern, auch die hergestellten Güter selbst werden
anders sein als die, die wir heute kennen.

4.6.1. Nutzen zählt
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Die heute hergestellten Waren sind fast ausschließlich Waren - d.h.
Güter, die in erster Linie für den Verkauf auf dem Markt hergestellt
werden. Der konkrete Nutzen einer Ware, der Gebrauchswert ist für die
ProduzentIn nur insofern von Interesse, wie er die Verkaufbarkeit
beeinflußt.

Eine der logischen Folgen ist, daß es keine Waren[72] gibt, für die es
zwar ein konkretes gesellschaftliches Bedürfnis, aber keine
zahlungskräftige Nachfrage gibt.

Anders ist dies bei Freien Gütern. Freie Güter werden unmittelbar und
ausschließlich wegen ihres konkreten Nutzens hergestellt. Der Nutzen
kann dabei sehr unterschiedlicher Natur sein: Von rein ästhetischen
Gesichtspunkten bis hin zu dringend benötigten Werkzeugen liefert die
Selbstentfaltung der Einzelnen unendlich viele konkrete Gründe.

Ob ein Freies Gut hergestellt wird oder nicht, ist also keine Frage
von Kaufkraft, sondern liegt allein im Ermessen der ProduzentIn[73].
Die ProduzentIn entscheidet, für welchen konkreten Nutzen sie sich
anstrengen möchte.

Verliert der abstrakte Wert eines Produkts - den zu messen
kapitalistisches Wirtschaften allein in der Lage ist -, verliert
dieser abstrakte Wert zugunsten konkreten Nutzens an Bedeutung, rückt
die ganze Bandbreite konkreten Nutzens wieder ins Blickfeld. So steht
z.B. der ökologische Nutzen eines Produkts - z.B. Langlebigkeit oder
Materialverbrauch[74] - gleichberechtigt neben beispielsweise einer
bestimmten Funktionalität[75].

4.6.2. NutzerInnen können Produkte konfigurieren und variieren
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Teilaspekte konkreten Nutzens sind Konfigurierbarkeit, Variierbarkeit
und universelle Einsetzbarkeit von Produkten. Während diese Faktoren
bei der Warenproduktion i.d.R. eine untergeordnete Rolle spielen - mit
mehr verkauften spezialisierten Produkten kann schließlich mehr Profit
erwirtschaftet werden -, bekommen diese Nutzenarten bei Freien
Produkten große Bedeutung.

Durch diese Anpaßbarkeit der Güter wird einerseits die Freiheit der
NutzerInnen gesteigert, die sich die konkreten Güter an ihre konkreten
Bedürfnisse so optimal wie möglich anpassen können. Andererseits
steigert sich aber auch die Freiheit der ProduzentInnen, da mit
solchen universell verwendbaren Gütern der Bedarf nach
Spezialprodukten abnimmt und somit die gesellschaftliche Notwendigkeit
reduziert wird.

4.6.3. Weitere Modularisierung für größere Flexibilität
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Insbesondere die weitere Modularisierung[76] von Gütern erhöht deren
Flexibilität enorm. Schon in der Warenproduktion wird bei stark
individualisierten Waren wie z.B. Möbeln oder auch Autos bereits heute
gerne ein Baukasten angeboten, dessen Teile sich mehr oder weniger
frei kombinieren lassen[77]. Diese Warengruppen bieten schon heute
erhebliche Freiheitsgrade an. Ein Freies Auto könnte mit Hilfe
geeigneter Module beispielsweise individuell, aber auch nach
regionalen Bedürfnissen konfiguriert werden.

Fazit: Freie Güter selbst fördern individuelle Selbstentfaltung
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Freie Güter fördern also selbst die individuelle Selbstentfaltung vor
allem der NutzerInnen. Die heutige Orientierung auf einen abstrakten
Verwertungszwang wird abgelöst durch eine Maximierung des
breitbandigen Nutzens eines Produkts. Die Handlungsmöglichkeiten und
damit auch die Verantwortung liegen dabei deutlich stärker als heute
bei den NutzerInnen.

_____________________

[60] Vielleicht ist dieser Abschnitt besonders utopisch und auch
besonders unfertig - kann sein. Ich habe beschlossen, ihn dennoch zur
gedanklichen Anregung mit in diesen Text hineinzunehmen.

[61] Es ist interessant, wie der sonst so hochdynamische Kapitalismus
an dieser Stelle durch den antagonistischen Widerspruch zwischen
Kapital und Arbeit massiv in der Entwicklung der Produktivkräfte
gebremst wird.

[62] Würde ein solches Prinzip auf die MitarbeiterInnen verschiedener
Firmen ausgedehnt, so würde auch die Konkurrenz zwischen den Firmen
gemindert. Eine weitere Entwicklung könnte sein, daß die
produzierenden Organisationen, die aufgrund des heutigen
Konkurrenzdiktats gegeneinander arbeiten müssen, sich
zusammenschließen und mit vereinten Kräften für eine maximale
Produktivität sorgen anstatt sich in Konkurrenzkämpfen aufzureiben.

[63] Unerwartete Entwicklungen gibt es aber nicht nur hier. Wer hätte
noch in der Mitte der 80er Jahre geglaubt, daß nur ein paar Jahre
später die Sowjetunion nicht mehr existieren würde.

[64] Ich benutze den Terminus "Regierung" hier mangels besserer
Alternativen. Ob in einer GPL-Gesellschaft von einer Regierung in
irgendeinem herkömmlichen Sinn gesprochen werden kann, ist eine offene
Frage.

[65] Die AtomkraftgegnerInnen haben hier vorgemacht, wie so etwas
aussehen kann. Sie haben sich eingehend über die von ihnen kritisierte
Technik informiert und konnten so sich eine auch auf fachlicher Ebene
treffende Meinung bilden.

[66] In den westlichen Demokratien stellt die Presse einen wichtigen
Mittler zwischen politischem Geschehen einerseits und dem Wahlvolk
andererseits dar. Als Mittler filtert die Presse die (ihr) verfügbare
Information. Zwar ist diese Funktion einerseits nützlich, andererseits
dominieren die von der Presse verwendeten, äußerst schmalbandigen
Filter die öffentliche Meinung heute oft in so hohem Maße, daß eher
von Volksverdummung als von Information gesprochen werden muß.

[67] Ein Diskurs, an dessen Ende eine Konsensentscheidung stehen soll,
läuft über weite Strecken anders ab, als ein solcher, der in einer
Mehrheitsentscheidung enden wird. Während bei einer
Mehrheitsentscheidung die Mehrheitsfraktion aufhören kann zu
diskutieren, sobald sie sich ihrer Mehrheit sicher ist, soll beim
Treffen einer Konsensentscheidung keiner mehr widersprechen müssen.
Dadurch müssen sämtliche Bedenken im Zuge des Diskurses zumindest so
ausgeräumt werden, daß die BedenkenträgerInnen mit der gefundenen
Entscheidung leben können. Allein dieser simple Unterschied zwischen
Mehrheits- und Konsensverfahren hat eine völlig andere Diskurskultur
zur Folge. Die größere Tiefe des Diskurses und die vollständigere
Einbindung aller Beteiligten verbessert einerseits die Qualität der
Entscheidungen, andererseits vereinfacht sie die Umsetzung, da von den
Beteiligten keine Widerstände zu erwarten sind, die die Umsetzung von
Mehrheitsentscheidungen oft erheblich erschwert.

[68] So geschehen im schon klassischen Konflikt zwischen dem früheren
Team von gcc-EntwicklerInnen und der GNU/Linux-Gemeinde. Während die
ursprünglichen EntwicklerInnen einen eher langsamen und geschlossenen
Entwicklungsprozeß für richtig hielten, gab es bei den
GNU/Linux-Leuten das Bedürfnis nach einer wesentlich schnelleren
Entwicklung. Dieser lange schwelende Konflikt endete dann in dem neuen
egcs-Projekt, das die GNU/Linux-Leute auf der Grundlage des alten
Projekts aufsetzten. Allerdings haben sich die beiden Stränge
mittlerweile wieder vereinigt.

[69] Eine solche Aufspaltung, ein Fork wird allerdings nicht so gerne
gesehen, denn das Nebeneinander der Projekte bindet Ressourcen, die in
einem gemeinsamen Projekt sinnvoller verwendet werden könnten.

[70] Dieser Dualismus zwischen Können einerseits aber auch Müssen
andererseits ist ein Kennzeichen von Freiheit. Wenn ich einerseits die
Freiheit habe, etwas so oder anders machen zu können, dann muß ich
andererseits auch eine (verantwortliche) Entscheidung treffen, wie ich
es denn nun machen will.

[71] Die Versuche Wahlen ins Internet zu verlegen, bringen dagegen nur
alten Wein in neue Schläuche. Letztlich wird ja lediglich das
Verfahren geringfügig modifiziert während das Vertretungsprinzip nicht
einmal angetastet wird. Es gibt allerdings einige wenige Initiativen
auch die inhaltliche Debatte ins Internet zu bringen. Solche
Initiativen weisen schon eher in Richtung einer GPL-Gesellschaft.

[72] Die gilt nur für rein kapitalistisch produzierte Waren.
Insbesondere der Staat kann mit Subventionen die Produktion solcher
Waren begünstigen.

[73] Um Mißverständnissen vorzubeugen: Das Ermessen der ProduzentIn
kann dabei durchaus gesellschaftlich beeinflußt sein. So ist es z.B.
ohne weiteres denkbar, daß eine ProduzentIn eine gesellschaftliche
Notwendigkeit als ihre Pflicht begreift und sich deswegen
verantwortlich darum kümmert. Dies ist kein Widerspruch zur
Selbstentfaltung der ProduzentIn sondern eine bestimmte Form der
Selbstentfaltung. Freie Software zeigt, wie diese Momente harmonisch
zusammenspielen können.

[74] Spannend übrigens, das im OSCar-Projekt
[http://www.theoscarproject.org/] genau solche Fragen eine ganz
wichtige Rolle spielen. Während die etablierten Autohersteller sich um
ökologische Optimierung nicht weiter scheren als unbedingt notwendig,
werden in diesem Freien Auto-Projekt solche Fragen eingehend
diskutiert.

[75] Welcher konkrete Nutzen wie gewichtet werden soll, ist dabei eine
gesellschaftliche Frage, über die es einen gesellschaftlichen Diskurs
geben muß. Dieser Diskurs wird Rückwirkungen auf die ProduzentInnen,
aber auch die NutzerInnen der Produkte haben.

[76] Freie Software führt dies bereits sehr schön vor. Dort spielt
einerseits die Modularisierung funktionaler Einheiten eine noch
größere Rolle als in der kommerziellen Software-Entwicklung.
Andererseits ist Freie Software oft viel weitgehender konfigurierbar
als kommerzielle Software.

[77] Zu unterscheiden ist dies übrigens von der Maßanfertigung, bei
der ein Produkt von Grund für eine ganz konkrete Situation hergestellt
wird. Baukastensysteme bilden so gesehen ein Zwischending zwischen
Maßanfertigung und einer standardisierten Massenproduktion. Mit
steigender Flexibilität der Produktion ist zu erwarten, daß die
Baukästen immer universeller werden.

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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