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Re: [ox] Zum Begriff der Herrschaft



Hei Stefan Mn und all die anderen!

Ich versuch mal Stefan Mz's und Bennis Einwaende so zusammen zu fassen, wie ich sie verstehe. Mir scheinen sie triftig und ich sehe nicht, dass du sie mit deiner Antwort widerlegt hast.

Gibt es also einen Standpunkt der Gruppe, der fuer die Interessen der Einzelnen in dieser Gruppe stehen kann und daher berechtigt ist, Herrschaft auszuueben? Nein, das glaube ich (wie Benni und Stefan Mz) nicht. Du schon.

Aber vielleicht wir nicht so weit auseinander wie es scheint.

1.
Benni hat schon des Aspekt der Dynamik eingefuehrt. Ja, wuerden wir es allen Ernstens Herrschaft nennen, wenn wir einen aus unserer Mitte waehlen, um einen zeitlich und sachlich begrenzten Job zu tun, der uns alle betrifft? Imperatives Mandat ist eben nicht repraesentatives Mandat. Der Repraesentant entscheidet qua seines Gewissens und ist in seinen Entscheidungen fuer die Wahlperiode unabhaengig, zumindest ist das die Theorie: Er ist ein guter Koenig dank seiner moralischen Integritaet. In der Realitaet in unseren Demokratien ist er/sie weder unabhaengig noch nur zeitlich begrenzt im Amt, die naechste Wahl kommt bestimmt. Im imperativen Mandat hingegen werden Leute auf den Willen der Gruppe (deren Konsens) verpflichtet und sind _jederzeit_ abwaehlbar, wenn die Gruppe das aufgrund seines Handelns fuer noetig haelt. Raetesystem halt, Muenchen 1919 z.B. Durch den 'Weissen Terror' weggemetzelt. Oder eben auch Freie Software. War nicht das Tolle an FS, dass jedeR munter macht was er/sie will, und dass dann das gemeinsame Produkt FS herauskommt?

2.
Ich wuerde zur Dynamik gerne den Plural hinzufuegen. _Der_ Standpunkt der Gruppe und _das_ System und _die_ Ordnung, da werd ich immer ganz Ohr. Nehmen wir dein Liebespaarbeispiel: Ist es denn nicht schon genug, wenn beide so viel gemeinsam haben, dass es ihnen genuegt? Ab wann gibt es _den_ Standpunkt der Gruppe? Ab wann haben sie ein Problem. In vielen Fragen werden sie voellig verschiedener Meinung sein, ja sie moegen sogar darueber uneins sein ob sie ueberhaupt ein Paar sind. Sind sie dann eins? Egal, solange es fuer beide ok ist. Sobald aber eineR von beiden _den_ Standpunkt der Gruppe fuer sich reklamiert, wirds herrschaftlich, dann wird der/die andere definiert. Solange beide etwas teilen und das mag gerne auch Vieles sein, kann ich schwer mit Herrschaft verbinden.

Zusammengefasst: Mir scheint, wenn du das Soziale als solches mit notwendiger Herrschaft in Verbindung bringst, dann schuettest du das Kind aus. Organisation um gemeinsame Interessen zu erreichen (Beispiel Raeterepublik, FS) und Affinitaet zwischen Menschen (Beispiel Liebespaar) sind Formen der Sozialitaet, die mit einem Minimum an Herrschaft funktionieren _koennen_. Dass Sozialitaet an allen Ecken und Enden mit Herrschaft verbunden ist, ist schon wahr. Da hat der systematische Soziologe schon eine gute Beschreibung der buergerlichen Gesellschaft abgeliefert, was ja genau das ist, was buergerliche Wissenschaft recht gut kann: den status quo verdoppeln. Wer die Welt veraendern will muss allerdings anders an die Sache herangehen.

Mit freundlichen Gruessen

Thomas B

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