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Re: [ox] Neu hier



Hoi!

### Nils' speech ###

----- Original Message -----
From: "Tereza" <electricdragon gmx.net>
To: <liste oekonux.de>
Sent: Tuesday, November 05, 2002 11:06 AM
Subject: Re: [ox] Neu hier

"Ich habe das Gefuehl, dass wir nicht wirklich weiterkommen, und dass
diese Form des "jedeR sagt mal was ersiees fuer das Grunduebel haelt"
nicht gerade das ist, was ich eine anstaendige Herrschafts- oder
Oekonomieanalyse nennen wuerde. Schon der Versuch, ein ganzes
Konglomerat an Herrschaftssystemen darauf zu reduzieren, dass
irgendetwas das Grunduebel ist, ist so verkuerzt, dass die Tuer zu
strukturellem oder direktem Antisemitismus geoeffnet wird. Da ist es
die juedische Weltverschwoerung oder "das Finanzkapital", das
"raffende" im Gegensatz zum "schaffenden" nicht weit, auch wenn ich
jetzt niemenschen solche Gednakengaenge pauschal unterstellen
moechte. Es geht mir nur darum, darauf hinzuweisen, wie gefaehrlich
solche Verkuerzungen sind."

### Ich hätte's nicht besser sagen können ;-)
Die verkürzte Kapitalismuskritik mit "dem guten Arbeiter und dem bösen
Kapitalisten" ist etwas für naive PolitikanfängerInnen. Es sind die
Verhältnisse, die ArbeiterIn und KapitalistIn in diese Lage zwingen. ###

"Der Mangel hat sicher so etwas wie eine Grundfunktion im
Kapitalismus. Aber es braucht eben mehr, nicht nur auf oekonomischer
Ebene. Nicht in allen Gesellschaften, wo Mangel irgendeines Gutes
herrscht, werden die Menschen einander zu Woelfen. Dazu bedarf es
einer psychischen Struktur, die konkurrierenden Egoismus
reproduziert, das muss ansozialisiert werden. Dazu bedarf es
Herrschaft, die Menschen unmenschliches abverlangt. Interessant ist
die Rolle, die das Patriarchat darin spielen duerfte, als vermutlich
aeltestes Herrschaftssystem. Inwiefern haengt der Beginn der
sexistischen Arbeitsteilung vor langer Zeit mit der Entstehung von
Geld, kuenstlichem Mangel, Steuern und anderem zusammen?"

###
- Sexistische Arbeits/Herrschaftsaufteilung:
Dafür gibt es mehrere Erklärungsansätze.
Erst mal würde ich sagen, dass es ein Verhältniss (vor allem das der
Herrschaft) ist, was sich im Laufe der Geschichte verselbstständigt hat. Die
ersten Gesellschaften waren sicher Despotien in denen der/die Stärkste das
sagen hatte. Das dies oft die Männer waren, hängt bestimmt mit ihrem
genetischen Defekt zu tun. Nun scheint der Mensch ein Gewohnheitstier zu
sein und (leider) an althergebrachten Dingen oft fest zu halten. Die
Obrigkeit könnte auch einfach historisch bedingt sein. (Wobei mensch sagen
muss, dass es auch Matriarchate gab und viel wichtiger: in der bäuerlichen
(Feudal)Gesellschaft spielte das Geschlecht keine große Rolle. Alle mußten
auf dem Feld arbeiten, Männer und Frauen. Die klare Geschlechtertrennung
fand nur in der kleinen Oberschicht statt.)
Die Arbeitsteilung findet historisch ihren Ursprung in der
Industrialisierung (was unseren Kontinent betrifft). Dort mussten Frauen und
Männer gleichsam in den Fabriken arbeiten. Erst als sich die Verhältnisse
etwas entspannten, waren es die Bürgersfrauen, die den Arbeiterfrauen auch
ihren Lebensstandart ermöglichten. So arbeiteten die Frauen so wie ihr
bürgerliches Vorbild zu Hause und die Männer in der Fabrik.
- Entstehung von Geld: siehe "Re: [ox] Neu hier -  Geld und Tauschhandel"
- Künstlicher Mangel:
Welcher Mangel war genau gemeint? Der der ArbeiterIn an Gütern für die
eigene Versorgung?
###

"Ich finde die Fragestellung "was ist das Grunduebel" falsch.
Richtiger faende ich, nach den Zusammenhaengen zu fragen, die zu
menschlichem Handeln und Denken fuehren und gefuehrt haben. Da geht
es um Herrschaft und ihren Wirkungsweisen in allen Bereichen unseres
Lebens. Das kann mensch oekonomisch, sozial aber auch psychisch oder
politisch oder oder (?) betrachten."

###
"...nach den Zusammenhaengen zu fragen..."
...und diese bilden den Kapitalismus. Wenn mensch daran glaubt, dass
Menschen durch ihr Umfeld, ihre Erziehung und vor allem durch ihre Arbeit
bestimmt werden, dann wird der Mensch durch den Kapitalismus so gemacht wie
er ist. Dann ist Kriminalität ein systemimmanentes Problem, welches dadurch
entsteht, dass Menschen staatlich unterdrückt und kapitalistisch ausgebeutet
werden.
Diese materialistische Weltanschauung ist der Schlüssel zum
Antikapitalismus.
###

mit antikapitalistischen Grüssen
NILS

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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