[ox] passive Kompetenz, war:... Zukunftsprojekte aus der Vergangenheit, Artikel im "F"
- From: f.nahrada magnet.at (Franz J. Nahrada)
- Date: Mon, 25 Nov 2002 18:51:17 +0100
matthias-oekonux mteege.de writes:
Merkst Du den Widerspruch? Du brauchst ein Grafikprogramm und kannst
es nicht selbst schreiben? Versuche es hier
https://agia.fsf.org/mp/order.py?make-donation=1.
In vielen Fällen ist es auch sinnvoll über das nachzudenken, was Du
mit dem Grafikprogramm anstellen willst. Manchmal reichen Papier und
Bleistift. Vielleicht greifst Du Dir auch eine Gitarre und machst
Musik. Frei!
Lieber Matthias
Das ist eine sehr schnoddrige Antwort, die der Fragestellung in
keiner Art und Weise genügt!!! Bernd S. hat hier seine Finger
durchaus in eine offene Wunde gelegt. Und der Hinweis darauf,
daß man für die Free Software Foundation spenden kann, ist nicht
nur keinen Antwort darauf, sondern stärkt noch das Vorurteil
von der bodenlosen Ignoranz der Geeks! Das grenzt an die Verlogen-
heit demokratischer Wahlkämpfe! Oder wolltest Du im Ernst behaupten,
daß man auf irgendwas einen Anspruch hat, wenn man seine Dollars
oder Euros bei der FSF abliefert??
Dank an Stefan Seefeld für den Hinweis, daß es eine Annäherung
von Programmierern und Usern braucht. Das war übrigens auch
der alte Traum von Douglas Engelbart:
http://www.bootstrap.org/ba/index.jsp
Eine "Bootstrap community" ist dann ein gemeinsamer Entwicklungs-
verbund von Softwarespezialisten mit anderen Menschen, in deren
Verlauf nicht nur technische, sondern auch soziale Innovationen
entstehen:
"We need a new, co-evolutionary environment capable
of handling simultaneous complex social, technical, and economic changes
at an appropriate rate and scale" (ebenda, absatz 5)
Genau hier liegt die Stärke freier Softwareentwicklung und ihre
langfristige Überlegenheit!
Und Stefans Seefelds Frage:
"Eine interessante Frage ist dann, wie man die, die Programme brauchen,
befaehigen koennte selbst an deren Erzeugung mitzuhelfen, also eine Art
Emanzipation."
...ist sicher zentral für die Zukunft freier Software. Ein wesentlicher
Aspekt davon könnte mit dem Begriff der "passiven Kompetenz" umschrieben
werden, der eigentlich aus der Linguistik und Sprachwissenschaft kommt.
"Passive Kompetenz" bedeutet ursprünglich, daß ich eine Sprache verstehen
kann, auch wenn ich sie nicht aktiv sprechen kann.
Im übertragenen Sinn brauchen wir eine passive Kompetenz der User,
damit sie verstehen was sie einem Entwickler zumuten können und
was nicht ;-) - und ihm das was sie wollen auch mitteilen können.
Und der Entwickler braucht passive Kompetenz, um die Probleme der
User in seine Arbeit übersetzen zu können.
FranzN.
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